Wohnungsnot in Hamburg: 26.000 fehlen – und Tausende stehen leer
Hamburg steckt tief in der Wohnungsnot. Laut einer aktuellen Analyse des Pestel-Instituts fehlen in der Stadt rund 25.900 Wohnungen. Gleichzeitig stehen demnach knapp 7000 Wohnungen seit über einem Jahr leer – und kaum eine davon wird wieder vermietet.
„Der Neubau läuft mit angezogener Handbremse“, warnt Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts. Um den Bedarf zu decken, müssten in den kommenden fünf Jahren jährlich rund 9500 neue Wohnungen gebaut werden.
So viele Wohnungen stehen in Hamburg aktuell leer
Gleichzeitig stünden laut der Untersuchung in Hamburg um die 6950 Wohnungen seit einem Jahr oder länger leer. Diese Zahl ist nach Ansicht von Hamburgs Baubehörde jedoch nicht aussagekräftig, weil sich diese auf den Zensus 2022 beziehe und außerdem Ein- und Zwei-Familienhäuser mit einschließe. „Diese müssten genauer betrachtet werden in Bezug auf Eigentumsverhältnisse und Leerstandsgründe“, sagt eine Sprecherin.
Nach aktuellen Zahlen, die der MOPO vorliegen, wurden bis Ende September bislang insgesamt 4116 neue Wohnungen in Hamburg genehmigt. Das sind knapp 700 mehr als im Jahr zuvor. Von der errechneten Anzahl des Pestel-Instituts von 9500 neuen Wohnungen ist diese Zahl aber noch weit entfernt.
Das Institut fordert ein bundesweites Zins-Programm für günstiges Baugeld: Baufinanzierungen sollten höchstens zwei Prozent Zinsen kosten. Nur so könnten private Bauherren und Investoren wieder aktiv werden.
Auch der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, Auftraggeber der Studie, kritisiert die Bundesregierung scharf. Präsidentin Katharina Metzger spricht von einem „Wohnungsbau-Turbo, der nie gezündet hat“. Die Maßnahmen der Regierung wirkten „allenfalls langfristig“.
Friedrich Merz soll Wohnungsbau zur Chefsache machen
Metzger fordert, Bundeskanzler Friedrich Merz müsse den Wohnungsbau „zur Chefsache machen“. Sonst drohe der Branche ein weiterer Einbruch: „Bauunternehmen gehen in die Insolvenz, Bauarbeiter verlieren ihre Jobs.“
Das Pestel-Institut fordert zudem, Bauen müsse wieder einfacher werden. Viele Vorschriften der vergangenen Jahre hätten das Bauen verteuert, ohne echten Nutzen für die Umwelt gebracht zu haben. Matthias Günther: „Manchmal ist weniger eben mehr.“
Dazu hat Hamburgs Bausenatorin Karen Pein (SPD) mit mehr als 200 Fachleuten aus Wohnbaufirmen, Architekturbüros und Mieterverbänden bereits den „Hamburg Standard“ entwickelt. Dieser reduziert auf die nötigsten Vorschriften und soll die Verfahren und die Genehmigung beschleunigen. So könnten die Baukosten um ein Drittel auf 3000 Euro pro Quadratmeter gesenkt werden. Ein Pilotquartier dafür soll das neue Wilhelmsburger Rathausviertel werden.
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