Bernd Littau vor dem Albertinenkrankenhaus
  • Bernd Littau steht vor dem Albertinen-Krankenhaus. Er hat den Verdacht, dass ein Mitarbeiter der Klinik seinen sterbenden Bruder beklaut haben könnte.
  • Foto: Patrick Sun

Wohnung und Konten geplündert: Todkranker in Klinik bestohlen

Während Reinhard Littau (62) im Albertinen-Krankenhaus im Sterben lag, hat ein Unbekannter ihn bestohlen. Der Täter hat sich nicht nur Zutritt zu seiner Wohnung verschafft, sondern auch die Konten des Opfers geplündert und einen Kredit beantragt. Sein Bruder Bernd Littau (60) ist entsetzt über die Geschehnisse – und kämpft dafür, dass der Fall aufgeklärt wird.   

Alles begann mit einem Anruf am Vormittag des 5. Februar: An diesem Tag wollten Reinhard Littau und sein Bruder gemeinsam einkaufen gehen. „Er klagte dann über Schmerzen in der Brust und ich habe ihm sofort gesagt, er soll einen Krankenwagen rufen“, sagt Bernd Littau im Gespräch mit der MOPO. Dann habe er erstmal nichts mehr von seinem Bruder gehört – und erst später erfahren, dass ein Arzt einen Herzinfarkt diagnostiziert hatte.

Hamburg: Todkranker in Klinik bestohlen

Als Bernd Littau seinen Bruder im Albertinen-Krankenhaus besuchte war schnell klar, dass dem Patienten ein längerer Aufenthalt in der Klinik bevorstand. „Ich habe dann einen Tag später nach seinem Haustürschlüssel gefragt, um ihm ein paar Sachen vorbeizubringen. Doch weder Schlüssel noch Portemonnaie sind auffindbar gewesen“, so Bernd Littau. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte er ein komisches Gefühl – nur die Krankenkassenkarte, die sein Bruder eigentlich im Portemonnaie bei sich trug, war noch da.

Mit den Worten „Danke Bruder, du hast mir das Leben gerettet“, hatte sich Reinhard Littau verabschiedet – ohne zu wissen, dass es das letzte sein würde, was er zu seinem Bruder sagen würde. Sein Zustand verschlechterte sich schnell und er wurde auf die Intensivstation verlegt. Am 18. Februar starb er.

Täter beantragt Kredit in Höhe von 100.000 Euro

Erst als Bernd Littau nach dem Tod seines Bruders dessen Wohnung betritt, um Unterlagen herauszuholen, klärt sich allmählich auf, was geschehen sein muss: Während des Aufenthalts im Albertinen-Krankenhaus hatte ein Unbekannter Haustürschlüssel, Portemonnaie und Kreditkarten gestohlen. „Mein Bruder hat mit dem Tod gerungen und wurde anschließend beklaut. Das hat uns so umgehauen“, sagt Bernd Littau.

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Mit den Schlüsseln kam der Täter in die Wohnung, fand die Kreditkarten-PINs und hob damit täglich Geld ab. Offenbar war er sich seiner Sache so sicher, dass er das wiederholt bei Banken ganz in der Nähe des Krankenhauses tat. Im Briefkasten des Opfers wurde ein Schreiben über einen bewilligten Kredit in Höhe von 100.000 Euro gefunden. Seine Familie hat sich deswegen entschlossen, das Erbe auszuschlagen. „Wir wissen ja nicht, was noch alles mit den Personalien meines Bruders angestellt wurde“, sagt Bernd Littau.

Diebstahl im Krankenhaus: Ermittlungen zwischenzeitlich fallen gelassen

Für den 60-Jährigen ist klar: Sein Bruder kann nur im Krankenhaus bestohlen worden sein – möglicherweise von einem Mitarbeiter. „Besuch war ja nicht zulässig und auf der Intensivstation kommt keiner rein“, sagt er. Auch das Albertinen-Krankenhaus kann nicht ausschließen, dass der Diebstahl in der Klinik geschehen ist. „Krankenhäuser leiden mittlerweile ebenso wie andere besonders schützenswerte Einrichtungen unter Diebstählen. Dabei bildet unsere Klinik trotz aller Vorkehrungen leider keine Ausnahme“, so ein Sprecher zur MOPO. „Ein Diebstahl mit einer solch hohen kriminellen Energie wäre allerdings für unser Haus eine völlig neue Dimension.“ Eigene Nachforschungen hätten keinen Hinweis auf einen Täter ergeben.

Bernd Littau hat sich mehr erhofft: Er fühlt sich von dem Krankenhaus und der Polizei im Stich gelassen. Die Ermittlungen wurden zwischenzeitlich fallen gelassen, wegen des bewilligten Kredits wurden sie aber wieder aufgenommen. Bernd Littau will weiterkämpfen, bis der Fall aufgeklärt ist.

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