Noch relativ entspannt: Bürgermeister Peter Tschentscher.
  • 2021 war Bürgermeister Peter Tschentscher einer derjenigen, die einen Regel-Flickenteppich vermeiden wollten. (Archivbild)
  • Foto: dpa

Wird Hamburg auch von der vierten Welle überrollt?

Derzeit kann jeder sehen, dass es riesengroße Unterschiede gibt zwischen Hamburg, dem Süden (Bayern) und dem Osten (Sachsen, Thüringen). Dabei geht es nicht um Matjes und Haxe oder Elbe und Isar, sondern um Corona. Während sich im Südosten das Virus (mal wieder) unaufhörlich ausbreitet und Kliniken an die Überlastungsgrenze führt, ist die Lage in Hamburg noch stabil. Doch wie lange kann sich Hamburg der Infektionsdynamik widersetzen? 

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sieht etwas auf seine Stadt zurollen. „Wir bekommen eine problematische Entwicklung, die auch auf uns ausstrahlen kann“, sagte er am Dienstag. Dabei hat er einen Landesteil Deutschlands fest im Blick: den Südosten, wo die Inzidenzen in einigen Landkreisen die 1000er Marke kratzen. Noch ist die Lage in Hamburg vergleichsweise glimpflich. Die Hospitalisierungsrate, mittlerweile der wichtigste Indikator für das Pandemiemanagement in Deutschland, ist in Hamburg so niedrig wie nirgendwo sonst im Land. Die örtliche Inzidenz knackte am Dienstag zwar den alten Rekordwert von Heiligabend 2020, doch dank hoher Impfquote besteht noch kein Grund zur Panik. 

Kliniken im Südosten überlastet – bald Patienten in Hamburg?

Panik herrscht dafür in Bayern, Sachsen, Thüringen – die Klinken sind nahe der Überlastungsgrenze. Nicht zwingend notwendige Operationen werden reihenweise abgesagt, manchmal dauert es in Bayern Stunden, bis ein freies Intensivbett in einer Klinik organisiert werden kann. 

Das mag alles aus Hamburg betrachtet weit weg erscheinen. Ist es aber ganz und gar nicht. „Wenn wir Intensivpatienten aus Thüringen, aus Sachsen, aus Bayern übernehmen müssen, ist das sofort eine zusätzliche Belastung für unsere Beschäftigten. Deswegen haben wir alle ein wichtiges gemeinsames Interesse, dass wir jetzt so gut es geht Infektionsausbreitung vermeiden“, so Tschentscher. 

Die Infektionen werden nach Hamburg kommen

Und: Es werden nicht nur möglicherweise Patient:innen aus dem Südosten nach Hamburg kommen, sondern ganz sicher vor allem Infektionen. Das Virus nistet sich nicht in einer Ortschaft ein, sondern wandert weiter. „Aus der Erfahrung der vergangenen Monate wissen wir, dass regionale Infektionsgeschehen einen Einfluss auf den Rest des Bundesgebietes haben“, sagt der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich. Derzeit sei die Mobilität höher als in den Lockdownmonaten der vergangenen Wellen. „Menschen sind unterwegs, reisen und treffen andere Menschen. Dadurch entstehen Möglichkeiten für Infektionsketten. Es ist daher davon auszugehen, dass die hohen Infektionszahlen aus dem Süden und Osten der Republik sich auch in Hamburg auswirken werden“, so Helfrich. 


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Sicher ist: Die Infektionen, die derzeit in Bayern, Sachsen und Thüringen wüten, werden zumindest in Teilen auch nach Hamburg kommen. Auch wenn sich in der Hansestadt mit der vergleichsweise hohen Impfquote gerühmt wird, mahnt Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne): „Solange es noch einige Hunderttausend Menschen ohne Impfung gibt, müssen wir weiter mit Einschränkungen arbeiten. Das ist bitter.“ 

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Noch ist Hamburg laut des Bürgermeisters in einer „stabilen, moderaten Lage.“ Wie schnell sich so etwas ändern kann, hat bislang jede Corona-Welle gezeigt. „Wir müssen vorsichtig sein. Wir müssen uns früh genug für die kommenden Wochen aufstellen“, begründete Tschentscher deshalb die 2G-Ausweitung. 

Am Ende wird nur aber nur eines helfen: viele Impfungen. 

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