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Ein Wildschwein
  • Im Duvenstedter Brook wird regelmäßig Schwarzwild in Fallen gefangen und danach erschossen – Tierschützer und Jäger kritisieren diese Praxis. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa | Harald Tittel

Wildschweinfallen: Praxis der Umweltbehörde Tierquälerei? – Strafanzeige

Nichtsahnend laufen sie in die Falle, die Falltüren schnappen hinter ihnen zu – dann folgt ein Schuss. Diese Szenen der Wildschwein-Jagd mit Saufängen lassen sich nicht nur auf der Videoplattform YouTube finden, sondern auch im Hamburger Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Regelmäßig wird dort Schwarzwild in Fallen gefangen und anschließend erschossen – eine Praxis, die unter Jägern, Tier- und Naturschützern für viel Empörung sorgt und teils als „Tierquälerei“ bezeichnet wird. Jetzt gipfelt der Konflikt sogar in einer Strafanzeige.

Wasserläufe ziehen sich durch die Heidelandschaften, Wälder werden von Mooren abgelöst – der Duvenstedter Brook im Nordosten Hamburgs (Wohldorf-Ohlstedt) ist nicht nur das zweitgrößte Naturschutzgebiet Hamburgs, sondern auch das Zuhause einer Vielzahl von Tieren. Eine Idylle, die seit einiger Zeit von dem Konflikt rund um die Wildschwein-Jagd überschattet wird.

Jagd mit Wildschweinfallen steht in großer Kritik

Im Mai stellten die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe und Thilo Kleinbauer diesbezüglich eine Kleine Anfrage an den Senat. Die Antwort: Die Schwarzwildbestände nähmen in Hamburg immer mehr zu. Dadurch würde zum einen mehr Schaden an der Natur entstehen, zum anderen lässt es die Sorge vor der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wachsen. Ein Virus mit seuchenhaftem Verlauf und oftmals tödlichem Ende für die Schweine.

Der Duvenstedter Brook ist ein Gebiet in Hamburg mit besonders vielen Wildschweinen – käme es zu einer ASP-Infektion, sei mit einer schnellen Ausbreitung des Virus‘ zu rechnen, so der Senat. Die Oberste Jagdbehörde Hamburgs habe daher schon 2018 beschlossen, ein Schwarzwildfallenprojekt in dem Naturschutzgebiet zu beginnen, ergänzend zu den bisherigen Jagdmethoden. Die Testphase begann noch im gleichen Jahr, erste Fänge seien im Jagdjahr 2019/2020 erfolgt.

Umweltbehörde hält an Jagdmethode fest

Doch das Projekt stieß schnell auf großen Widerstand: „Eine solche Fangmethode mit anschließender Tötung durch Erschießen ist nicht akzeptabel und muss umgehend eingestellt werden“, forderten Vertreter des Bürgervereins Duvenstedt/Wohldorf-Ohlstedt, des Hamburger Tierschutzvereins und der Kreisjägerschaft Storman in einem Offenen Brief. Dieser gab den Anstoß zur Kleinen Anfrage der CDU-Abgeordneten.

Auch der Landesjagdverband Hamburg und der Deutsche Jagdverband kritisieren die Jagdmethode aufs Äußerste. Kurz vor ihrem Tod seien die Tiere in großer Panik. Und: „Sicherlich sind nicht alle Wildschweine sofort tot“, so der Wortlaut des Briefs weiter.

Strafanzeige gegen Revierförster erstattet

Die Umweltbehörde wiederum hält an der Notwendigkeit der Schwarzwild-Jagd im Duvenstedter Brook fest. Der Grund sei die ASP-Präventation, auch wenn es bislang keine ASP-Fälle in Hamburg gab. Und was ist mit dem Tierschutzgesetz? Dieses „verbietet im Grundsatz das Zufügen von Schmerzen, Leiden oder Schäden, sofern kein vernünftiger Grund vorliegt“, so der Senat. „Eine tierseuchenrechtliche Gefährdungslage“ stelle aber einen solchen Grund dar.

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Das finden jedoch nicht alle: Wie das „Abendblatt“ zunächst berichtet, wurde nun eine Strafanzeige gegen den Revierförster vom Duvenstedter Brook erstattet. Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering bestätigt dies der MOPO. Ende Juni ging die Strafanzeige ein – es geht um einen möglichen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Die Ermittlungen laufen noch. Die Umweltbehörde bleibt diesbezüglich vage: „Zu laufenden Verfahren äußern wir uns nicht“, so ein Sprecher auf Anfrage.

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