„Ein Wolf hat meine Schafe gerissen”: Hitzige Debatte um neue Abschuss-Regeln
Schießen oder schützen? Vermutlich ein Wolf hat am Wochenende zehn Schafe von Hobby-Tierhalter Jürgen Schenk aus Römstedt (Landkreis Uelzen) gerissen. Im benachbarten Wohngebiet sorgt der Vorfall für Unruhe. Doch nicht nur in Niedersachsen, auch in den Nachbarbundesländern sind Wölfe vermehrt unterwegs. Der Umgang mit den streng geschützten Tieren sorgt für emotionale Debatten, aber nun könnte sich politisch bald etwas tun.
Schießen oder schützen? Vermutlich ein Wolf hat am Wochenende zehn Schafe von Hobby-Tierhalter Jürgen Schenk aus Römstedt (Landkreis Uelzen) gerissen. Im benachbarten Wohngebiet sorgt der Vorfall für Unruhe. Doch nicht nur in Niedersachsen, auch in den Nachbarbundesländern sind Wölfe vermehrt unterwegs. Der Umgang mit den streng geschützten Tieren sorgt für emotionale Debatten, aber nun könnte sich politisch bald etwas tun.
Erst vor wenigen Tagen waren zwei von Schenks Schafen auf einer anderen Weide gerissen worden. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf auch hierher kommt,“ sagt Schenk am Samstagmorgen zu Reportern vor Ort. Tierarzt Johannes Kieninger konnte den zehn Tieren nicht mehr helfen. „Das Problem sind die großen Reißwunden,“ sagt er. In den vergangenen Monaten habe er zahlreiche solcher Verletzungen gesehen. Um zu klären, ob es sich bei dem Angreifer wirklich um einen Wolf handelt, hatten Behörden-Experten am Morgen Spuren gesichert.
Wölfe in Niedersachsen: Emotionale Debatte um die Tiere
Die „Bürgerinitiative für wolfsfreie Nord-Ost-Heide“ setzt sich in der Region für die Tierhalter ein. Unterstützer Günther Winkelmann sagt: „Wir wollen den Wolf nicht ausrotten. Aber dieses Tier gehört auf einen Truppenübungsplatz und nicht an die Ortsränder.“ Dem stimmt der Tierarzt zu, da es immer mehr Fälle in der Nähe von Wohngebieten gebe. „Die Politik muss jetzt handeln. Wölfe, die sich den Siedlungen zu sehr nähern, müssen entnommen werden dürfen“, lautet der Tenor der Nachbarschaft. Entnommen heißt: geschossen. Jürgen Schenk will seine Hobby-Tierhaltung vielleicht aufgeben.
Der Streit um den Wolf nimmt in Niedersachsen inzwischen extreme Züge an. Ende Juni erhielt Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sogar eine Morddrohung. Meyer unternimmt aktuell einen neuen Anlauf, damit Rechtssicherheit bei der Tötung sogenannter „Problemwölfe“ herrscht. Gemeint sind Wölfe, die trotz Schutzmaßnahmen wiederholt Nutztiere angreifen.
Nord-Länder suchen nach Lösungen
Derzeit gebe es ein rechtliches Problem beim Schießen von Problemwölfen, so Meyer. Nach Tierrissen muss gezielt der individuelle Wolf identifiziert werden. Bei der Konferenz der Landesumweltminister im Herbst soll nach dem Willen Meyers der „gute Erhaltungszustand“ der streng geschützten Tierart festgestellt und eine nationale Untergrenze definiert werden.

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) setzt auf den Bund. Er wünscht sich bis zum Herbst eine Bewertung des jetzigen Stands der Wölfe. Im schwarz-grünen Schleswig-Holstein wird ein Gesetzesentwurf diskutiert, um den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Auch hier geht es um Rechtssicherheit im Umgang mit Problemwölfen.
So viele Wölfe gibt es in Deutschland
Der Wolf galt Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland als ausgerottet und ist darum heute eine streng geschützte Tierart. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts breitet er sich wieder in Deutschland aus. Naturschützer sehen das als positives Zeichen für das heimische Ökosystem. Laut des Wolfsmonitorings leben aktuell 161 Rudel, 43 Paare und 21 Einzeltiere im Land.
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Die meisten Wölfe wurden in Brandenburg gezählt, dahinter folgen Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Aktuellen Zahlen zufolge wurden 2021 etwa 3400 Tiere von Wölfen gerissen, die Zahl ist in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Schafe werden am häufigsten von Wölfen angegriffen. (abu/dpa)