Werden diese Hamburger Straßen jetzt umbenannt?
Als Hafenstadt spielte Hamburg in der Kolonialzeit eine bedeutende Rolle. Die Einfuhr von Waren wie Tee und Kakao verhalf Hamburg zum großen Reichtum – und hinterließ in den Kolonien unsagbares Leid. Dennoch erinnert eine Vielzahl an Straßennamen weiterhin an Kolonialverbrecher wie Adolph Woermann. So auch in Ohlsdorf, was sich aber künftig ändern könnte.
Erst im Mai diesen Jahres erneuerte der Hamburger Senat mit der Vorstellung eines Erinnerungskonzepts sein Versprechen, die Kolonialgeschichte der Stadt gründlich aufzuarbeiten. Das Konzept fordert unter anderem die Bezirke dazu auf, Vorschläge zur Umbenennung von Straßennamen zu machen, die einen kolonialen Bezug haben. Die Fraktionen der Grünen, SPD, Linken und FDP der Bezirksversammlung Hamburg-Nord haben nun einen entsprechenden Antrag hervorgebracht: Sowohl der Woermannsweg als auch der Woermannstieg in Ohlsdorf sollen umbenannt werden.
Antrag: Zwei Straßen in Ohlsdorf sollen umbenannt werden
Beide Straßen erinnern an Adolph Woermann, ein Hamburger Kaufmann, der sich durch das Raubgeschäft mit den Kolonien ein Vermögen verschaffte. Er war zudem maßgeblich am Genozid an den Herero beteiligt.
Um das düstere Erbe Hamburgs aufzuarbeiten, fordern die Fraktionen nun die Umbenennung beider Straßen: Der Woermannsweg soll demnach künftig „Louisa-Kamana-Weg“ heißen, benannt nach der Tochter des Ovaherero-Chiefs Kamana. Sie und ihr neugeborenes Kind waren im Zuge der Kolonialisierung des heutigen Namibias von einem deutschen Händler erschossen worden, nachdem sie sich gegen einen Vergewaltigungsversuch gewehrt hatte. Die Morde lösten eine Protestwelle aus und gelten heute als Impulsgeber für den Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft.
Kulturbehörde hält beide Alternativen
Der neue Name für den Woermannstieg, „Cornelius-Fredericks-Stieg“, soll an eine große Persönlichkeit des militärischen Widerstands gegen die deutsche Kolonialherrschaft war.
Das könnte Sie auch interessieren: Das Geheimnis des Eimsbüttler Bunkers: Seit 1945 galt „Zutritt verboten“ – bis jetzt
Laut Kulturbehörde seien beide Namen als Ersatz vorstellbar. Eine umfassende Prüfung werde erfolgen, sobald die entsprechenden Anträge vorliegen würden. Auch der Justus-Strandes-Weg in Ohlsdorf soll umbenannt werden. Der Vorschlag der Fraktionen: „Jagodja-Weg“, als Erinnerung an die junge Zwangsgeliebte des Kolonialisten Carl Peters, die nach einem Fluchtversuch hingerichtet wurde und deren Schicksal seitdem exemplarisch für die sexualisierte Gewalt hoher Kolonialbeamter steht. (mwi)