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Ein Kellner mit einem Tablett voller Getränke.
  • Unsicherer Job: Viele Kellner haben während der Corona-Pandemie ihren Job verloren.
  • Foto: dpa

Wegen Corona: 12.400 Minijobs in Hamburg weg!

Geschlossene Restaurants, Cafés und Kneipen: Die Corona-Pandemie hat sich massiv auf den Hamburger Arbeitsmarkt ausgewirkt. Rund 12.400 Minijobs sind verloren gegangen! Die Gewerkschaft NGG warnt vor einer Verschärfung der Situation, sollte die Bundesregierung ihre Pläne zur Anhebung der Verdienstgrenze bei Minijobs wahr machen.

Wie die Gewerkschaft unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit mitteilte, gab es Mitte vergangenen Jahres in der Hansestadt 169.000 Stellen auf 450-Euro-Basis. Das sind 12.400 weniger als zwei Jahre zuvor – ein Minus von sieben Prozent. Am stärksten betroffen sei das Gastgewerbe: Hier sind 5100 Minijobs verschwunden, was einem Einbruch von 19 Prozent entspricht.

Gewerkschaft: Minijobber sind die Hauptverlierer der Pandemie

„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie. Von der Küchenhilfe im Restaurant bis zur Verkäuferin an der Bäckereitheke – viele Minijobber leben in ständiger Angst, gekündigt zu werden. Dabei haben sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeitergeld“, kritisiert Silke Kettner, Geschäftsführerin der NGG-Region Hamburg-Elmshorn.


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Die Gewerkschafterin warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in unsichere Jobs abrutschen könnten und damit zu prekären Bedingungen arbeiten müssten. „Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen. Für die Betroffenen, zu einem Großteil Frauen, wird das zur Karrierefalle. Und spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert“, so Kettner. 

Ampelkoalition: Minijobber sollen 520 Euro statt 450 verdienen

Nach den Plänen der Berliner Ampel-Koalition sollen Minijobber künftig 520 statt wie bislang 450 Euro im Monat verdienen können – ohne dafür beispielsweise automatisch arbeitslosenversichert zu sein. Den entsprechenden Gesetzentwurf, über den der Bundestag noch im Frühjahr beraten wird, kritisiert die Gewerkschaft scharf: „Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen. Das ist ein Irrweg – gerade nach den Erfahrungen mit Corona. Viele Minijobber haben bei der Kurzarbeit in die Röhre geguckt oder ihre Stelle verloren.“ 

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Die NGG verweist auf den Koalitionsvertrag. Darin heißt es, es müsse verhindert werden, „dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden“. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine grundlegende Reform: Für Minijobs müsse bereits ab dem ersten Euro die Sozialversicherungspflicht gelten. Erst wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden. 

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Nach Einschätzung von Silke Kettner hätte dies auch in Hamburg positive Effekte: „Die Abschaffung der Sonderregelungen für Minijobs würde dabei helfen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. In Hamburg klagen vor allem Hoteliers und Wirte, kein Personal mehr zu finden. Aber Fachleute gewinnt man nicht, indem man kaum abgesicherte Stellen mit wenigen Wochenstunden bietet, sondern reguläre Arbeitsverträge mit Perspektive und sozialem Netz“, so Kettner. Sie ist überzeugt, dass am Ende davon alle profitieren würden – die Beschäftigten, die Betriebe und durch höhere Einnahmen auch der Staat und die Sozialversicherungen. (ng)

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