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„Aurubis“-Chef Roland Harings kritisiert die aktuelle deutsche Energiepolitik scharf.
  • „Aurubis“-Chef Roland Harings kritisiert die aktuelle deutsche Energiepolitik scharf.
  • Foto: picture alliance / dpa/Marcus Brandt

„Wahnsinn! Irrwitz!“: „Aurubis“-Chef rechnet mit Energiepolitik und Atomausstieg ab

Deutschlands Industrie ächzt unter der Energiekrise: Einige Firmen haben ihre Produktion bereits gedrosselt oder sogar ganz eingestellt. Auch Hamburgs Kupfer- und Metallkonzern „Aurubis“ könnte von den explodierenden Preisen in Zukunft härter getroffen werden – das befürchtet jedenfalls dessen Geschäftsführer Roland Harings. Jetzt rechnet er mit Deutschlands aktueller Energiepolitik ab und fordert Lösungen für die heimischen Unternehmen.

„Es ist doch geradezu ein Irrwitz, dass wir die Atomkraftwerke in der jetzigen Zeit abschalten, ohne wirklich eine Alternative zu haben“, sagt der „Aurubis“-Chef im Interview mit dem „Abendblatt“. Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium hatten im März nach einer Prüfung einen möglichen Weiterbetrieb verworfen.

Energiekrise Deutschland: Atomkraftwerke sollen vom Netz

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterstrich kürzlich noch einmal: „Alle drei derzeit in Deutschland noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke werden planmäßig Ende 2022 regulär vom Netz gehen.“ Lediglich die Einsatzreserve der beiden südlichen Atomkraftwerke „Isar 2“ und „Neckarwestheim“ würde offen gelassen. Mitte April 2023 sei dann auch damit Schluss.

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„Aurubis“-Chef Harings kann über diese Entscheidung nur den Kopf schütteln. „Ausgerechnet zu einer Zeit, wenn selten die Sonne scheint und an vielen Tagen Windstille herrscht. Wie realitätsfern muss man denn sein, so etwas zu tun?“ Er fordert, die Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, bis Alternativen aufgebaut seien. Für neue Atommeiler sei er aber nicht, da gebe es wesentlich interessantere Möglichkeiten.

„Aurubis“-Chef gegen Abschalten der Atomkraftwerke

Als Beispiel schlägt er vor, das Fracking von Erdgas neu zu bewerten. „Könnten wir diese Art der Gasförderung nicht in Deutschland womöglich besser und umweltverträglicher machen? Das muss man doch mindestens genauer anschauen und nicht immer alles ausschließen“, fordert er.

Kupfer- und Metallunternehmen wie „Aurubis“ sind als energieintensive Unternehmen derzeit am meisten von der Energiekrise betroffen, weil dort Gas für industrielle Prozesse benötigt wird. André Trepoll, Geschäftsführer des Industrieverbands Hamburg und CDU-Politiker, befürchtet deshalb vermehrt Produktionsverlagerungen ins Ausland und mittelfristig sogar eine schleichende Deindustrialisierung der Hansestadt. Denn im Vergleich zu den USA sind die Energiepreise in Deutschland teilweise um das Neunfache höher.

Energiekrise: „Aurubis“-Chef fordert Industriestrompreis

Harings schlägt deshalb einen Industriestrompreis vor. „In Frankreich und den USA kostet eine Kilowattstunde Strom für die Industrie um die vier Cent. Das ist auch in Deutschland ohne Subventionen möglich“, sagt er. „Wenn der Staat auf überbordende Abgaben verzichten würde, ließe sich hierzulande Strom zum Weltmarktpreis von vier bis fünf Cent produzieren.“

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Doch derzeit sei die deutsche Energiepolitik ein „Scherbenhaufen“. Die Abschaltung des Hamburger Kraftwerks Moorburg bezeichnet der „Aurubis“-Chef als „absoluten Wahnsinn“. „Der Klimaschutz ist nicht in Frage zu stellen. Aber wir können nicht alles abschalten, ohne die alternativen und grundlastfähigen Quellen schon aufgebaut zu haben.“ (aba)

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