Energiepreise: „Hamburgs Industrie ist in einer existentiellen Krise“
Die Energiekrise trifft Deutschland mit ganzer Wucht. Nicht nur Privatpersonen, auch Industrieunternehmen sind betroffen. Einige Firmen haben ihre Produktion bereits gedrosselt oder sogar ganz eingestellt. Sind bald Tausende Arbeitnehmer im Norden ihren Job los? Die MOPO hat mit dem Geschäftsführer des Industrieverbands Hamburg (IVH), André Trepoll, darüber gesprochen, wie schlimm die Lage noch werden kann.
MOPO: Herr Trepoll, erste Firmen drosseln die Produktion oder stellen sie ganz ein. Wie gefährlich ist die Energiekrise für Hamburg?
André Trepoll: Wir sind derzeit in der Industrie in einer toxischen und teilweise existentiellen Krise. Der Gaspreis alleine ist in diesem Jahr im Vergleich zu den vergangenen Jahren um 1000 Prozent gestiegen. Das hat gravierende Auswirkungen – vor allem im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit: Die Energiepreise in Deutschland sind im Vergleich zu den USA teilweise um das Neunfache höher.
Die Energiekrise trifft Deutschland mit ganzer Wucht. Nicht nur Privatpersonen, auch Industrieunternehmen sind betroffen. Einige Firmen haben ihre Produktion bereits gedrosselt oder sogar ganz eingestellt. Sind bald Tausende Arbeitnehmer im Norden ihren Job los? Die MOPO hat mit dem Geschäftsführer des Industrieverbands Hamburg (IVH), André Trepoll, darüber gesprochen, wie schlimm die Lage noch werden kann.
MOPO: Herr Trepoll, erste Firmen drosseln die Produktion oder stellen sie ganz ein. Wie gefährlich ist die Energiekrise für Hamburg?
André Trepoll: Wir sind derzeit in der Industrie in einer toxischen und teilweise existentiellen Krise. Der Gaspreis alleine ist in diesem Jahr im Vergleich zu den vergangenen Jahren um 1000 Prozent gestiegen. Das hat gravierende Auswirkungen – vor allem im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit: Die Energiepreise in Deutschland sind im Vergleich zu den USA teilweise um das Neunfache höher.
Drohen Insolvenzen energieintensiver Firmen?
Es drohen auf jeden Fall Produktionsverlagerungen ins Ausland und mittelfristig eine Deindustrialisierung. Wir erleben jetzt schon, dass Firmen, die global tätig sind, Produktionsprozesse dorthin verlagern müssen, wo Energie wesentlich günstiger ist. Der exorbitante Preisanstieg ist für energieintensive Unternehmen existenzbedrohend.
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Welche Branchen leiden am meisten?
Besonders energieintensive Unternehmen sind derzeit betroffen: Das sind vor allem Firmen in der Metall-, Kupfer, Stahl- und Aluminium-Herstellung. Aber auch Chemie- und Nahrungsmittelunternehmen leiden, weil dort Gas für die industriellen Prozesse benötigt wird.
Was berichten Ihnen die Firmen?
Es gibt eine große Unsicherheit in den Industrieunternehmen. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist es für die Firmen aufgrund der Mangellage unklar, wie viel Gas sie noch zur Verfügung haben, obwohl sie schon viel Gas eingespart haben. Zum anderen liegt die Unsicherheit an den dramatischen Preissteigerungen, weil die Entwicklung über den Winter noch überhaupt nicht abzusehen ist.

Wie schlimm wird es noch?
Wir müssen uns darauf einstellen, dass das Drosseln und das Einstellen von Produktionen in Industrieunternehmen in Hamburg in den nächsten Monaten notwendig wird. Wir gehen auch davon aus, dass uns der Winter im nächsten Jahr vor große Herausforderungen stellen wird. Deshalb müssen wir jetzt alles dafür tun, unsere Industrie zu schützen und zu erhalten, damit wir nach der Krise auch noch ausreichend Arbeitsplätze haben. Die Industrie folgt der Energie, und in Hamburg dürfen in dieser Krise nicht die Lichter der Industrie ausgehen.
Wie viele Arbeitsplätze sind in Hamburg bedroht?
In Hamburg gibt es 120.000 industrielle Arbeitsplätze – die Hansestadt ist die größte Industriestadt Deutschlands. Von daher ist die Industrie das Rückgrat für die hiesige Wirtschaft und verdient auch Unterstützung.
Wie soll diese Unterstützung Ihrer Meinung nach aussehen?
Wir brauchen nicht nur für Privatpersonen Entlastungspakete, sondern auch für die Industrie. Diese können beispielsweise eine Anpassung der Energiesteuern auf Strom und Gas und eine Verbreiterung des Stromangebots beinhalten. Auch Laufzeitverlängerungen der bestehenden Kernkraftwerke und eine stärkere Nutzung der erneuerbaren Energien gehören dazu.