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Aktivisten von Robin Wood projizieren den Schriftzug „Wälder retten, nicht verheizen!“ auf das Hamburger Heizkraftwerk Tiefstack.
  • Aktivisten von Robin Wood projizieren den Schriftzug „Wälder retten, nicht verheizen!“ auf das Hamburger Heizkraftwerk Tiefstack.
  • Foto: dpa

„Wälder retten, nicht verheizen“: Protestaktion vor Hamburger Kraftwerk

Der Umriss eines Baumes, unterlegt mit lodernden Flammen, dazu Slogans wie „Wälder retten, nicht verheizen“ und „Hamburg, wach auf!“: Die Fassade des Kraftwerks Tiefstack war in der Nacht zum Freitag die Leinwand für eine riesige Video-Projektion. Verantwortlich für die Aktion: die Umweltschutz-Organisationen Robin Wood, Nabu und Deutsche Umwelthilfe (DUH).

Der Hintergrund: Hamburg plant, das Kraftwerk in Billbrook von Kohle auf erneuerbare Energiequellen wie Flusswärmepumpen umzurüsten. Weil das aber nicht reicht, um den Bedarf zu decken, soll die Anlage neben Erdgas auch Biomasse – sprich: Holz – verbrennen können. Für den stadteigenen Betreiber, die Hamburger Energiewerke, läuft das unter „nachhaltig“ – für die Umweltschützer ist es ein No-Go.

Protestaktion von Robin Wood, Nabu und DUH vor dem Kraftwerk Tiefstack. Robin Wood
Protestaktion von Robin Wood, Nabu und DUH am Kraftwerk Tiefstack.
Protestaktion von Robin Wood, Nabu und DUH vor dem Kraftwerk Tiefstack.

„Die Verbrennung von Biomasse wie Holz im Kraftwerk Tiefstack ist kein 1:1-Ersatz für den heutigen Kohleeinsatz“, sagt Stefan Kleimeier, Sprecher der Hamburger Energiewerke, zur MOPO. „Es ist eine Lösung für den Teil des Wärmebedarfs, den wir künftig nicht aus Quellen wie Flusswasser-Wärmepumpen oder Industrieabwärme gewinnen können. Für diese verbleibenden 30 Prozent gibt es keine anderen verfügbaren Alternativen als Erdgas und Biomasse.“ Und er fügt hinzu: „Biomasse ist als erneuerbare Energie eingestuft.“

Hamburg will Kohlekraftwerk Tiefstack umrüsten

Das sehen die Umweltschutzorganisationen ganz anders. „Die industrielle Verbrennung von Waldholz ist nicht erneuerbar und hilft nicht beim Klimaschutz“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Es wird allerhöchste Zeit, dass das EU-Parlament diese enorme Fehleinschätzung korrigiert und die EU-Richtlinie für erneuerbare Energien an den aktuellen Stand der Wissenschaft anpasst.“

Aktivisten von Robin Wood während einer Protestaktion gegen Holzverbrennung in Kraftwerken vor dem Heizkraftwerk Tiefstack. dpa
Aktivisten von Robin Wood während einer Protestaktion gegen Holzverbrennung in Kraftwerken vor dem Heizkraftwerk Tiefstack.
Aktivisten von Robin Wood während einer Protestaktion gegen Holzverbrennung in Kraftwerken vor dem Heizkraftwerk Tiefstack.

Der Betreiber hingegen versichert, dass für Hamburgs warme Stuben keine gesunden Bäume gefällt werden sollen. „In Tiefstack sollen als Biomasse beispielsweise Reste aus Sägewerken, für die es keine andere Verwendung mehr gibt, oder Schadholz aus Wäldern, etwa durch Schädlingsbefall, verbrannt werden“, erklärt Kleimeier.

Umweltverbände gegen Holzverbrennung im Kraftwerk Tiefstack

Das Argument lässt Robin Wood nicht gelten. „Holz in Kraftwerken zu verfeuern, ist grundsätzlich klimaschädlich“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin der Organisation. „In Wäldern gibt es keine Reste. Totholz ist ein unentbehrlicher Lebensraum, Nährstoff und Wasserspeicher.“

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Hamburg, darin sind sich die Umweltschützer einig, setze darauf, mit dem Tiefstack-Umbau die eigene Klimabilanz aufzuhübschen. „Wir brauchen Investitionen in echte emissionsfreie Erneuerbare sowie Energieeinsparung anstatt kontraproduktiver Scheinlösungen“, fordert daher Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die EU darf Energie aus Waldholz nicht länger als erneuerbare Energie fördern – staatliche Unterstützung darf es nur für wirklich klimafreundliche Technologien geben.“

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