Kraftwerk Tiefstack wird umgebaut: Hamburgs Plan für den Kohleausstieg
Hamburgs Energie soll endlich grün werden. Das Ziel: ein kompletter Kohle-Ausstieg bis 2030. Das Kraftwerk Tiefstack bleibt erhalten – doch es soll einen Wandel durchlaufen. Wie die Pläne aussehen und was Naturschützer kritisieren
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Hamburgs Energie soll endlich grün werden. Das Ziel: ein kompletter Kohle-Ausstieg bis 2030. Am Freitag stellten die Umweltbehörde und die Hamburger Energiewerke ihren Plan für Hamburgs letztes Kohlekraftwerk Tiefstack vor.
Das Kraftwerk Tiefstack bleibt erhalten – doch es soll einen Wandel durchlaufen: weg von der Kohle, hin zu erneuerbarer Energie. Wird das Konzept umgesetzt, könnten über zwei Drittel CO₂ eingespart werden.
Am Freitag stellten Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan und der Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke Christian Heine das neue Konzept für einen Kohleausstieg bis 2030 vor. In Zukunft will man auf verschiedene klimaneutrale Wärmelösungen setzen: Abwärme aus Industrie und Müllverbrennung, Wärmeerzeugung durch Strom (Power-to-Heat) und, im Fokus: zwei Flusswasser-Wärmepumpen. Diese sollen Wärme aus der Norderelbe und der Bille gewinnen.
Hamburg: Kraftwerk Tiefstack verabschiedet sich von Kohle
Bislang sind solche Wärmepumpen nur in Skandinavien im Einsatz. Dort jedoch nicht in Flüssen, sondern im Meer. Die Abwärme soll aus der Kupferhütte Aurubis sowie der Müllverwertung Borsigstraße stammen. Doch: Eine rein grüne Energie ist derzeit noch nicht möglich. Ein Teil der Wärme soll durch den Einsatz von Erdgas und nachhaltiger Biomasse aus Rest-und Schadholz erzeugt werden.
Da Hamburgs Wärmenetz ein sogenanntes Inselnetz ist – es kann keine Wärme aus dem Ausland geliefert werden – muss bei allen Umstellungen und Plänen stets die Wärmeversorgung im Mittelpunkt stehen. Eine Herausforderung: „Es ist eine Operation am offenen Herzen“, sagt Christian Heine, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke. „Die Transformation muss unter Berücksichtigung der lückenlosen und gesicherten Wärmeversorgung stattfinden.“
Wärmegewinnung: BUND kritisiert Einsatz von Gas
Kritik kommt von BUND: Die Flusswasser-Wärmepumpen seien innovativ, die Nutzung von Gas hingegen „verantwortungslos“. Klimaschutz in der Wärmeerzeugung müsse wichtiger sein als Wirtschaftlichkeit. „Hamburg ist auf dem richtigen Weg, um im Wärmesektor klimaneutral zu werden, geht diesen jedoch nicht konsequent“, sagt Lucas Schäfer, Geschäftsführer des BUND Hamburg.
„Der Ukrainekrieg führt uns schmerzhaft vor Augen, dass Erdgas als Übergangstechnologie für den Kohleausstieg nicht in Frage kommen kann. Die Alternative „Flüssiggas“ ist derart umweltschädlich, dass es verantwortungslos ist, diesen Brennstoff im großen Stil in Kraftwerken zu einzusetzen“.
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Man sei in einer Notsituation, erklärt Kerstan. Auf der einen Seite wolle man so schnell wie möglich weg von fossiler Energie, auf der anderen Seite müsse das Wärmenetz aufrecht erhalten werden. Und die Kosten? Wie teuer das Projekt konkret wird, lasse sich noch nicht sagen. Man rechne jedoch mit einem dreistelligen Millionenbetrag.
Am 1. Juli trifft sich nun zunächst der Aufsichtsrat, das Konzept wird überprüft und besprochen. Dann müsse geschaut werden, wie man es umsetzen kann. Dafür fehlt bislang vor allem ein Grundstück an der Norderelbe – für die Pumpe.