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Eine Fledermaus im Flug bei Nacht
  • Rein rechnerisch sterben jedes Jahr etwa 700 Fledermäuse im Hamburger Gebiet durch Windräder. (Symbolbild)
  • Foto: imageBROKER | Marko König

Von Rotoren getötet: Windräder werden zum Problem für Fledermäuse

Wer in Hamburg Fledermäuse beobachten möchte, kann das am besten in der Nähe von Seen und Teichen tun. „Große Gewässer sind immer gut, da sind immer Fledermäuse zu finden“, sagte Biologe und Fledermaus-Experte Holger Reimers. Aktuell leben etwa mindestens 15 verschiedene Fledermausarten in Hamburg, wie eine Sprecherin der Umweltbehörde sagte.

Häufiger sind der Große Abendsegler, die Zwergfledermaus, die Breitflügelfledermaus und die Rauhautfledermaus zu sehen. Seltener bekommt man in der Hansestadt die Fransenfledermaus, den Kleinen Abendsegler und die Große Bartfledermaus zu Gesicht.

Allerdings sei das Aufkommen der nachtaktiven Jäger in den vergangenen Jahrzehnten eher gesunken, so Biologe Reimers weiter. „Valide Datenreihen, die den Rückgang belegen, gibt es allerdings nicht.“ Reimers ist Autor der Roten Liste für Fledermäuse in Hamburg. Abgesehen vom Insektenschwund seien auch der Ausbau der Windräder und die energetische Sanierung von alten Häusern Gründe für die kleiner werdenden Populationen.

Rund 700 tote Fledermäuse pro Jahr im Hamburger Gebiet

Fledermäuse haben Reimers zufolge eine Lebenserwartung von etwa sechs Jahren. Sie ziehen pro Jahr meistens ein Jungtier auf. Gleichzeitig sterben an jedem aufgestellten und sich nachts durchgehend drehenden Windrad im Jahr rund zehn Tiere, wie Studien belegen. Bei rund 70 Anlagen im Hamburger Gebiet, macht das rein rechnerisch 700 tote Fledermäuse im Jahr.

Das Problem sei, dass ihr Ultraschallsystem zum Aufspüren und Fangen von Insekten zwar sehr gut sei. Für Windradflügel, die sich mit bis zu 300 Stundenkilometern drehen, reiche diese Technik aber nicht. „Gehen Sie mal mit offenen Augen über eine befahrene Autobahn. Und da fahren die Autos nur 100 Stundenkilometer.“

Das Windrad-Problem betreffe vor allem ziehende Arten, die in den Norden oder Süden unterwegs sind. „Sie machen zwei Drittel der Schlagopfer der Windenergieanlagen aus.“ Ein guter Weg seien mehr moderne und weniger alte Windräder, sagte Reimers weiter. Neue werden überwiegend fledermausfreundlich betrieben und schalten sich in der Nacht ab. Es gehe ihm überhaupt nicht darum, den Artenschutz gegen den Klimaschutz auszuspielen. „Wir haben ja ein Interesse daran, dass der Klimaschutz ausgebaut wird. Aber der Artenschutz darf dabei nicht hinten runterfallen.“

Experte betont: „Fledermausgerechte Sanierung ist möglich!“

Das gelte auch bei Sanierungen von Häusern, bei denen viele der Spalten, in denen die Tiere Unterschlupf finden, „wegsaniert“ würden. „Fledermausgerechte Sanierung ist möglich. Man muss es nur vorher wissen“, sagte Reimers dazu. Er hält deshalb auch Vorträge zum Artenschutz an Gebäuden – insbesondere für Fledermäuse. Einer ist für diesen Montag, 18 Uhr, in der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes (Nabu) in Hamburg geplant. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Reimers ist auch Mitglieder der Nabu-Fachgruppe Fledermausschutz.

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Der Umweltbehörde zufolge tut auch die Stadt etwas, um die Arten zu schützen. „Für gebäudebewohnende Fledermäuse werden zum Beispiel im geförderten Mietwohnungsneubau Fledermauskästen installiert. Wir optimieren einzelne Bunkeranlagen, um dort eine Überwinterungsmöglichkeit für Fledermäuse anzubieten“, sagte eine Sprecherin dazu. (dpa)

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