• Im Klärwerk in Stein­wer­der wird Hamburgs Abwasser auf­be­rei­tet.
  • Foto: Patrick Sun

Virenjagd im Abwasser: So soll Hamburgs Klärwerk vor Corona warnen

Wie erkennen wir in Zukunft rechtzeitig einen Corona-Ausbruch? Während über die Machbarkeit und Zuverlässigkeit massenhafter Tests der Bevölkerung diskutiert wird, verfolgt ein deutschlandweites Untersuchungsprogramm einen ganz anderen Ansatz: Die Forscher gehen auf Virenjagd im Abwasser und machen Kläranlagen zu Corona-Frühwarnsystemen – auch in Hamburg!

20 Städte sind bei dem Versuch dabei. „Auch Hamburg Wasser bereitet für die Untersuchung auf das SARS-CoV-2-Virus Abwasserproben des Klärwerks Hamburg auf“, gibt der Klärwerksbetreiber bekannt.

Klärwerk Hamburg will Corona im Abwasser nachweisen

Die Idee: Das Erbgut von Sars-Cov2-Viren gelangt über Ausscheidungen ins Abwasser und ist dort auch in winzigen Mengen nachweisbar. Das könnte helfen, Infektionsherde frühzeitig zu erkennen. Die Forschung wird geleitet von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), der Technischen Universität Dresden und dem Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ, Leipzig).

In den Niederlanden war ein solches Projekt in sieben Städten bereits erfolgreich, wie der Deutschlandfunk (DLF) berichtet. In einem Fall konnten die Forscher das Virus bereits nachweisen, bevor überhaupt der erste Verdachtsfall gemeldet wurde.

Das Abwasserlabor des Klärwerks Hamburg.

Das Abwasserlabor des Klärwerks Hamburg. 

Foto:

Steiner/hfr

Zwar lässt sich mit dieser Methode nur sehr vage berechnen, wie viele Personen möglicherweise mit dem Virus infiziert sind. Aber man kann zumindest erkennen, ob der Erreger schon in einer bestimmten Region angekommen ist, so der DLF. Dieser Ansatz ist allerdings nicht neu, sondern wurde schon bei der Suche nach Hepatitis- oder Noroviren verfolgt.

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Und so läuft die Virenjagd im Abwasser ab: Hamburg Wasser bereitet Abwasserproben aus dem Zulauf des Klärwerks auf und friert sie ein. An der Technischen Universität Dresden werden die deutschlandweiten Proben zentral auf das Sars-CoV-2-Virus untersucht.

Viren im Abwasser: Politik soll bessere Daten bekommen 

„Ziel ist es, Rückschlüsse auf den Infektionsgrad an Covid-19-Erkrankungen in der Bevölkerung zu ziehen“, so der Hamburger Wasserversorger. Das soll der Politik genauere Daten an die Hand geben, um Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zu ergreifen. Wenn das Projekt erfolgreich läuft, soll das Hamburger Abwasser regelmäßig überwacht werden.

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Ob die Viren im Abwasser noch infektiös sind, lässt sich bei diesem Verfahren allerdings nicht erkennen, berichtet der DLF. Wie der Berliner Virologe Christian Drosten mit seinem Team festgestellt hat, werden mit dem Stuhl zwar große Mengen des Erbguts der Krankheitserreger ausgeschieden, aber kaum aktive Viren.

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