x
x
x
  • Er obduziert Hamburgs Corona-Tote: Professor Klaus Püschel, Chef der Hamburger Rechtsmedizin am UKE
  • Foto: picture alliance / Christian Cha

Corona-Studie am UKE: Überraschende Erkenntnis zur Todesursache

Eppendorf –

201 Corona-Infizierte sind bisher in Hamburg gestorben. Was genau führte bei den Patienten zum Tod?  Wissenschaftler des Instituts für Rechtsmedizin am UKE haben die Toten unter die Lupe genommen. Die neue Erkenntnis: Viele Covid-19-Patienten sterben an Blutgerinnseln.

Nirgendwo in Deutschland sind so viele Obduktionen durchgeführt worden wie in Hamburg: Trotz der Bedenken des Robert-Koch-Instituts in Berlin haben sich Professor Klaus Püschel, Direktor des Institut für Rechtsmedizin am UKE, und sein Team von Anfang der Corona-Pandemie an daran gemacht, die jeweilige Todesursache zu ermitteln. Dafür öffneten sie die Körper von 190 verstorbenen Covid-19-Patienten. Das gaben Püschel und sein Kollege Professor Sperhake am Freitag bekannt.

Verstorbene hatten Thrombosen und Lungenembolien

Wie bereits bekannt, hatten die allermeisten Patienten Vorerkrankungen im Bereich Herz-Kreislauf oder Lunge. Doch die Forscher machten noch eine ganz neue Entdeckung: Ein Großteil der Erkrankten hatte Thrombosen und  Lungenembolien. Auffällig: Vor ihrem Tod hatten die Patienten keine Neigung zu Blutgerinnungsstörungen und es lag auch kein Verdacht in diese Richtung vor. Somit hat das Virus diese Komplikation im Körper erst ausgelöst.

Das könnte Sie auch interessieren: Wer in Hamburgs bisher an Corona gestorben ist

Diese bahnbrechende Erkenntnis haben die Wissenschaftler nun in dem internationalen Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht. Dabei gehen sie exemplarisch auf die Autopsie-Ergebnisse von zwölf Patientinnen und Patienten ein.

Sieben von ihnen hatten Thrombosen. Bei vier von ihnen war das Gerinnsel zur Lunge gewandert und hatte so den Tod ausgelöst.

„Wir konnten in der Obduktion der ersten zwölf Verstorbenen nachweisen, dass eine unerwartet hohe Rate an tödlichen Lungenembolien bestand, zusätzlich hatten mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten Thrombosen der Beinvenen“, sagt Prof. Dr. Jan Sperhake, Oberarzt im Institut für Rechtsmedizin und Mitautor der Publikation. Auch bei den anderen Fällen sei die Komplikation in einem ähnlichen Verhältnis aufgetreten.

Wichtige Erkenntnisse für die Behandlung von Erkrankten

Was die Erkenntnis so wichtig macht, ist dass sie möglicherweise helfen kann, Erkrankten das Leben zu retten. Denn: Bei den Patienten kann nun verstärkt darauf geachtet werden, dass sich Thrombosen und Embolien gar nicht erst bilden.

Das Mittel dazu sind Blutverdünner, die den Patienten nun schon gleich bei Ankunft im Krankenhaus verabreicht werden. Ziel müsse es sein, durch die Gabe von Blutverdünnern wie beispielsweise Heparin eine intensivere Vorsorge zu treffen.

„Wir denken darüber nach, ob diese Patienten nach individueller Risikoeinschätzung primär mit einem Blutverdünnungsmittel behandelt werden sollten, um künftig Thrombosen und Lungenembolien zu vermeiden“, erklärte Privatdozent Dominic Wichmann, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.“

Was den Verlauf der weltweiten Epidemie insgesamt angeht, klärte Professor Püschel, der Höhepunkt sei seiner Einschätzung nach überschritten. Was die Todeszahlen angehe, könne man gar Entwarnung geben. Püschel: „Wir müssen keine Angst haben, dass die Menschheit ausstirbt.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp