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  • Was war das? Dieses Reh lauscht aufmerksam auf ein Geräusch. Rehen soll es stark an den Kragen gehen.
  • Foto: imago images

Verkehrte Welt im Wald: Rehe zum Abschuss frei – und Jäger sind dagegen

Werden in den Hamburger Wäldern bald noch mehr Rehe geschossen? Das könnte zumindest eine Folge des anstehenden neuen Bundesjagdgesetzes sein. Kurios ist dabei, dass ausgerechnet Naturschutzverbände deutlich höhere Abschusszahlen fordern. Und ausgerechnet die Jäger sich dagegen wehren!

Derzeit geraten in Wald und Flur in Hamburg jedes Jahr rund 1000 Rehe vor die Flinte von Jägern und Förstern. Aber reicht das, um den gestressten Wald zu schützen? Deutschlandweit leiden die Wälder unter dem Klimawandel und fallen gestresst und durstig dem Borkenkäfer zum Opfer.

Die brache Fläche

Im Klövensteen mussten wegen Hitze und Trockenheit in diesem Jahr viele Fichten gefällt werden. Es entstanden Freiflächen von drei bis fünf Hektar.

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Patrick Sun

Deshalb werden vom Bundeslandwirtschaftsministerium massive Anstrengungen unternommen und viel Steuergeld investiert, um neue Bäume zu pflanzen und Mischwälder statt Fichten-Monokulturen zu schaffen. Das Problem: Rehe lieben frische junge Triebe und fressen sie freudig ab, wenn sie nicht irgendwie geschützt werden – etwa durch Zäune.

BUND: Es müssen mehr Rehe geschossen werden

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) fordert daher, dass viel mehr Rehe geschossen werden. Engagierte Förster würden seit Jahren junge Laubbäume in ehemaligen Fichten-Monokulturen hochpäppeln. Doch die würden dann von Rehen und anderem Schalenwild weggefressen. BUND-Fachsprecherin Nicola Uhle erklärt die Abschuss-Forderung: „Sonst können Sie den Rehen auch gleich die Geldscheine zu fressen geben.“

Rehfamilie mit Kitzen.

Ein Reh mit zwei Kitzen. Die Mutter lauscht aufmerksam auf jedes Geräusch.

Foto:

imago images

Julia Klöckner: Ausgleich Wild und Wald

Deshalb sieht die Novelle des Jagdschutzgesetzes nun auch Regelungen zum Schutz vor Wildverbiss vor. „Wir brauchen einen vernünftigen Ausgleich zwischen Wald und Wild“, sagt etwa Bundesministerin Julia Klöckner (CDU). Doch wo der beim Waldumbau liegt, das ist umstritten.

Jäger: Bestände an Rehen brechen zusammen

So haben Jäger etwa die Sorge, dass Wild-Bestände regional komplett zusammenbrechen, wenn sie zum Schutz von Anpflanzungen wahllos dezimiert werden sollen. Klöckner beschwichtigt: „Sorgen, dass dieses Gesetz zu einer partiellen Ausrottung des Rehwildes führen könnte, sind völlig unbegründet.“ Aber im Gesetzesentwurf steht auch klar, dass Jäger, die Mindestabschussquoten nicht erfüllen, von der Behörde dazu verdonnert werden können.

DJV: Gesetz ist wildfeindlich

„Der Gesetzesentwurf ist in Tendenzen wildfeindlich“, sagt DJV-Vizepräsident Ralph Müller-Schallenberg. Es entstehe der Eindruck, dass der notwendige Waldumbau nur mit dem Gewehr gelingen könne. „Nicht jeder Verbiss ist ein Schaden, denn auch das Wild hat ein Existenzrecht und muss in seinem Lebensraum Nahrung finden können.“

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Kritik kommt auch vom Tierschutzbund. Der Tierschutz bleibe auf der Strecke. „Künftig sterben mehr Rehe allein aufgrund wirtschaftlicher Aspekte, ohne dass dem Wald an sich geholfen ist“, sagt James Brückner, Leiter des Referats für Natur- und Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund.

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