„Unzufriedenheiten“: Darum stellt der Friedhof Ohlsdorf keine privaten Bänke mehr auf
„Mein Friedhof – meine Bank“ hieß das Pilotprojekt des Friedhofs Ohlsdorf, das es privaten Spendern ermöglichte, Sitzgelegenheiten auf dem größten Parkfriedhof der Welt zu sponsern. Verlängert wurde das Vorhaben nach einigen Jahren Laufzeit aber nicht – den Grund dafür nennt der Senat nun auf Anfrage der CDU. Es geht um Trauernde, die „ihre“ Bänke nicht im Sinne des Projektes aufgestellt haben und die Friedhofsverwaltung auf Trab hielten.
Bis zum Jahr 2019 war es möglich, auf dem Friedhof Ohlsdorf gespendete Bänke aufstellen zu lassen. Offizielles Ziel: Begegnungsorte für Trauernde zu schaffen. „Der dort geplante persönliche Austausch über Trauer und die Möglichkeit gemeinsamen Gedenkens sollte der Trauerbewältigung dienen – und damit dem Friedhofszweck in besonderem Maße“, schreibt der Senat auf Anfrage der CDU. Prominentes Beispiel ist eine Bank, die der Hamburger Linkin Park-Fanclub 2018 zum Gedenken an den verstorbenen Sänger der Rockband, Chester Banning, gespendet hat.
„Rein private Zwecke“
Das Problem: Die meisten Spender wollten gar nicht, dass andere auf „ihren“ Bänken Platz nehmen, sondern wünschten sich einen exklusiven Ort der Trauer. „Damit diente die Spende überwiegend rein privaten Zielen und nicht den Projektzielen der Begegnung und dem Nutzen für alle“, so der Senat.
Weiteres Problem: Viele Spender hatten eigene Vorstellungen, was Gestaltung und Aufstellungsort ihrer Bank angeht: „Das führte zu Unzufriedenheiten, Korrekturverlangen, Ersatzleistungen, nachträglichen Umsetzungen.“ Der Arbeitsaufwand für die Mitarbeiter sei schließlich so groß geworden, dass die Friedhofsverwaltung das Projekt 2019 begrub.
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Zu wenig Sitzgelegenheiten gebe es aber nicht, betont der Senat: Es stünden rund 1800 Bänke auf dem 3,9 Quadratkilometer großen Gelände in Ohlsdorf. Die CDU kritisiert die Einstellung des Projektes. Richard Seelmaecker, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion: „Wer einen geliebten Menschen verliert, braucht Orte der Erinnerung und des Trostes – und manchmal einfach eine Bank zum Verweilen. Dass ausgerechnet auf Hamburgs größtem Friedhof das Spenden solcher Bänke nicht mehr möglich ist, ist für viele Angehörige schwer nachvollziehbar.“
Auf anderen Friedhöfen, etwa in Stellingen und in Bergedorf, ist es weiterhin möglich, Bänke zu spenden. In Altona werden Wünsche nach zusätzlichen Standorten mit Bänken aus dem Bestand bedient.
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