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  • Foto: Bettina Blumenthal

Trotz Kälte und Corona: Diese Frau ist für Hamburgs Obdachlose da

Es ist Donnerstagabend, dunkel und kalt. Vorweihnachtszeit. Monika Kelting und ihre Mitstreiter vom Obdachlosenbus des Deutschen Roten Kreuzes fahren die Reeperbahn rauf und runter, und wann immer sie einen „Kunden“ sehen, halten sie an. „Möchtest du was Warmes trinken? Kaffee oder Tee?“ Der Angesprochene – deutlich gezeichnet vom Leben auf der Straße und gewohnt, mit verächtlichen Blicken bedacht zu werden – strahlt vor Glück. Als er zum Kaffee auch noch eine Tüte Kekse bekommt, kann es der Mann gar nicht fassen. „Eine ganze Tüte?! Nur für mich?“

Zurück im Bus und auf dem Weg zum nächsten „Kunden“  erzählt Monika Kelting, dass sie den obdachlosen Menschen vermitteln möchte, „dass sie uns wichtig sind, denn das hat was mit Menschenwürde zu tun“.

Für ein kleines bisschen Aufmerksamkeit seien Obdachlose unglaublich dankbar. „Kürzlich haben wir Suppen verteilt. Einer kam zu mir, sagte, er habe tagelang nichts gegessen,  und fragte, ob er nicht noch eine zweite habe dürfe. Ich habe gesagt: Na klar, welche darf es denn sein? Er war total erstaunt: ,Ich darf sogar aussuchen?‘ Er war zu Tränen gerührt.“

Obdachlosenbus des Roten Kreuzes in Hamburg 

Monika Kelting ist beim DRK-Obdachlosenbus so etwas wie die „Mutter der Kompanie“. Obwohl sie schon 74 Jahre alt ist und damit der Corona-Risikogruppe angehört, lässt sie in ihrem Einsatz für die gestrauchelten Menschen nicht nach, riskiert letztlich ihre eigene Gesundheit, um anderen zu helfen. Sie besorgt warme Kleidung aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis, organisiert Lebensmittelspenden von der Hamburger Tafel und verteilt montags und donnerstags auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz geschmierte Brote, Kaffee und Tee an Bedürftige. Woche für Woche.

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„Ich kann nicht anders. Ich muss das machen“, sagt Monika Kelting. „Ich habe keine Lust, abends auf der Couch zu sitzen. Es ist viel befriedigender, anderen zu helfen.“

Hamburg: Obdachlose leiden in der Corona-Krise noch mehr

Und die Hilfe sei nötiger denn je. Corona sei nicht nur für die sesshafte Bevölkerung ein Problem – die Obdachlosen leiden noch mehr. „Wegen der Pandemie sind Frischwasserbrunnen in der Innenstadt gesperrt – die Obdachlosen können ihre Flaschen nicht auffüllen, deshalb müssen wir ihnen Wasser bringen“, sagt Monika Kelting. „Hunger leiden die Obdachlosen infolge der Pandemie auch – denn all die Restaurants, deren Inhaber ihnen sonst was zustecken, sind geschlossen. Deshalb ist  unser Obdachlosenbus jetzt doppelt wichtig.“

Kelting ist gelernte Fußpflegerin. Und ein bisschen übt sie diesen Job auch noch aus – ihre alten Stammkunden betreut sie weiter. Aber die Obdachlosenarbeit ist klar Lebensmittelpunkt der zweifachen Großmutter. „Den Drang, mich um Menschen zu kümmern, die im Freien leben, hatte ich immer schon, aber früher waren da die vielen Kunden und das große Haus. Für ehrenamtliche Arbeit blieb keine Zeit.“ Als sie dann den Beruf an den Nagel hängte, hat sie auch das Haus verkauft – und sich der DRK-Obdachlosenhilfe angeschlossen.

Hamburger Obdachlosenhelferin Kelting: „Ich bin ein glücklicher Mensch“ 

„Ich bin der Meinung, wenn jeder ein kleines bisschen was tun würde für seine in Not geratenen Mitmenschen, dann wäre die Welt viel, viel besser“, sagt Monika Kelting. Die ehrenamtliche Arbeit gebe ihr sehr viel: „Ich schlafe jeden Abend mit dem Gefühl ein, was für ein glücklicher Mensch ich doch bin, dass ich ein warmes Bett und ein schönes Zuhause habe.“

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Auch über die Feiertage macht Monika Kelting keine Pause. Es gibt viel zu tun: „Weihnachten im Schuhkarton“ heißt eine tolle Aktion: Spender packen Geschenke in Schuhkartons, und Monika Kelting und ihre Mitstreiter machen damit den Obdachlosen eine Freude: 105 Päckchen sind vergangene Woche auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz an Bedürftige verteilt worden. Darin enthalten all das, was Nichtsesshafte in dieser Jahreszeit brauchen: Socken, Taschenlampe, Brustbeutel, Feuchttücher, ein bisschen Geld … 

Am 26. und 28. Dezember ist Monika Kelting wieder auf Achse. Kaffee und Tee und Suppen verteilt sie dann. Dass sie so etwas wie eine Heldin ist, nein, das sei Quatsch, sagt sie.  „Ich mache doch gar nichts Besonderes.“

Aber Heinz-Gerhard Wilkens, der am Steuer des Obdachlosenbusses sitzt und zum Team von Monika Kelting gehört, sieht das ganz anders. „Ich bewundere Monika für ihre Tatkraft, ihre zupackende Art und ihr empathisches Wesen. Ich finde, das muss gewürdigt werden. Sie ist ganz klar mein Corona-Held.“

Spendenkonto: DRK Kreisverband Hamburg-Wandsbek, Verwendungszweck: Obdachlosenhilfe, IBAN: DE77200505501261112039, Hamburger Sparkasse, BIC: HASPDEHHXXX

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