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  • Die Hamburger Tafel reagiert auf das Virus: Lebensmittel werden vorgepackt und dann draußen ausgegeben.
  • Foto: dpa

Hamburger Tafel : Immer mehr Bedürftige – doch die Lebensmittel werden weniger

Mittagstische geschlossen, Tafeln dicht und die Straßen wie leergefegt: Besonders arme Menschen hat die Corona-Krise schwer getroffen. Bei der Hamburger Tafel holen sich mittlerweile bis zu 30 Prozent mehr Bedürftige etwas zu essen, als noch vor Corona. Das Problem: Den Tafeln gehen die Lebensmittel aus. 

Das Corona-Jahr war für Tafel-Vorstand Julia Bauer enorm stressig. Zuerst der Lockdown, als alle Essensausgaben schließen mussten. Dann packten Ehrenamtliche kurzerhand Tüten, die an zentralen Ausgabestellen in der Stadt verteilt wurden. Dann lief alles wieder, bis zum aktuellen Weihnachts-Lockdown. Denn plötzlich kündigten jetzt etliche Ausgabestellen an, dann auch nicht öffnen zu wollen. Für arme Menschen eine kleine Katastrophe! Wochenlang keine Lebensmittel von der Tafel.

Hamburger Tafel: Die Lebensmittel werden weniger

„Eine Katastrophen-Meldung jagt die nächste“, sagt Tafel-Vorstand Julia Bauer. Doch das Team hängte sich sofort ans Telefon, um eine Lösung zu finden. Mit Erfolg! „Wir haben jetzt ein Schnelltest-Team, das morgens um 7 Uhr die Mitarbeiter an den Ausgaben auf Corona testet.“ Und unter dieser Bedingung waren dann viele Stellen bereit zu öffnen. Noch ist das nicht für alle Ausgaben geschafft, doch die Tafel arbeitet daran. Bauer: „Aber das reißt neue Löcher in unsere klamme Kasse.“

Julia Bauer, Vorstand der Hamburger Tafel

Julia Bauer, die Vorsitzende der Hamburger Tafel freut sich über den Preis „Macher.

Foto:

dpa

Zum Glück gibt es auch immer wieder Lichtblicke. So hat die Tafel den Preis „Macherinnen des Jahres“ gewonnen. Der Gewinn: Golden Toast und die Lieken AG spendieren den Hamburger Bedürftigen ein ganzes Jahr lang Brot und Toast über die Tafeln. „Wir bekommen Schwarzbrot, Mischbrot und Toast soviel wir brauchen“, schwärmt Bauer von diesem Geschenk, das ihre Sorgen etwas abfedert. Und Barilla schickt jetzt noch zwei LKW-Ladungen mit Pasta und Soßen.

Unter Corona-Bedingungen wollen Helfer auch Bedürftigen in dieser schweren Zeit helfen.

Unter Corona-Bedingungen wollen Helfer auch Bedürftigen in dieser schweren Zeit Lebensmittel zur Verfügung stellen.

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ASB Hamburg

Leider werden aber die Lebensmittelspenden aus dem Einzelhandel immer magerer. Ein Trend, der schon vor Jahren gestartet ist, weil die Lebensmittelgeschäfte weniger verschwenden wollen und daher genauer kalkulieren und zudem auch früher Produkte im Preis reduzieren. Dadurch sinkt aber die Ausbeute für die Tafeln.

Corona: Weniger Spenden für die Hamburger Tafel

Durch Corona hat sich die Lage weiter verschärft. „Wir haben 14 Sprinter im Einsatz, die täglich Waren holen“, so Bauer. Früher waren sie alle so voll, dass manchmal eine weitere Tour gefahren werden musste. „Mittlerweile kommt umgerechnet eine ganze Wagenladung weniger bei uns an.“

Hamburger Tafel mit WIrsing

Bei der Hamburger Tafel wird frischer Wirsing angeliefert.

Foto:

dpa

Die Läden haben offenbar noch weniger abzugeben. Und es fallen wegen Corona alle Spenden aus Messen und von anderen großen Veranstaltungen wie aktuell den Weihnachtsmärkten weg. Seit diesem Jahr dürfen erstmals die Kreuzfahrtschiffe ihre Lebensmittel an die Tafel abgeben – doch da sie aktuell kaum fahren, gibt es auch von dort nichts.

Hamburger Tafel: Seit Corona kommen mehr Bedürftige

Es fehlt jetzt vor allem an Frischem wie Milch, Käse, Wurst und Gemüse. Gleichzeitig hat die Zahl der Bedürftigen, die regelmäßig eine der etwa 30 Ausgabestellen der Hamburger Tafel besuchen, stark zugenommen. „Wir haben bis zu 30 Prozent mehr Menschen, die sich etwas zu Essen holen.“ Womöglich, weil auch viele Mini-Jobs und Teilzeit-Beschäftigungen durch die Corona-Krise weggefallen sind.

Die großen Lager der Tafel sind daher derzeit ziemlich ausgeräumt. Auch Kosten für Schnelltests, Desinfektionsmittel, Masken und dergleichen müssen bezahlt werden. Daher ist die Tafel auf Geldspenden angewiesen.

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Auch für Obdachlose wird der Corona-Winter hart werden. Mehrere Organisationen und die Reemtsma Stiftung haben zwar dafür gesorgt, dass fast 100 Männer und Frauen wieder in Hotels übernachten können, aber die meisten werden wieder in die Notunterkünfte gehen. Laut „Hinz&Kunzt“ sind dort teilweise wieder sechs bis acht Menschen in einem Zimmer untergebracht. Das sollte eigentlich jetzt wegen Corona nicht passieren.

Damit Obdachlose wenigstens nicht frieren müssen, hat Hanseatic Help die Kampagne #wärmegeben ins Leben gerufen und ruft Hamburger zum Spenden auf. Gebraucht werden vor allem Wintersachen für Männer (dicke Jacken, Hoddies und Jogginghosen, Schuhe, Schlafsäcke, Zelte). Sie können direkt bei Hanseatic help in der Großen Elbstraße 264. abgegeben werden.

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