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  • Foto: Hartwig-Hesse-Stiftung

Trotz Corona: Diese Hamburgerin ist fast 80 und arbeitet noch als Pflegerin

Rissen –

Die Lage in Hamburgs Pflegeheimen ist derzeit anstrengend und belastend. Mittlerweile gibt es in 20 Einrichtungen infizierte Pflegekräfte und Bewohner. Nötige Hygiene-Auflagen kosten viel Zeit, doch es gibt zu wenig Pflegekräfte. Da machen zupackende, positiv denkende Menschen wie Ursula Britsche Mut. Die Hamburgerin ist 78 Jahre alt und arbeitet immer noch begeistert als Pflegekraft! Ans Aufhören denkt sie nicht – trotz Corona.

Jeder wünscht sich, bis ins hohe Alter ohne fremde Hilfe auszukommen. Aber das ist vielen nicht vergönnt. Ursula Britsche hat das Glück, noch topfit zu sein. Sie betreut bei der Hartwig-Hesse Stiftung Menschen, die teils jünger sind als sie selbst und bereits Hilfe brauchen. Dabei kümmert sie sich genau wie ihre teils 50 Jahre jüngeren Kollegen um alles, was in der Altenpflege ansteht. Für sie gibt es keine Sonderregelung, weil sie selbst älter ist. Mit einer Ausnahme: Sie ist nur noch 25 Stunden pro Woche im Einsatz.

Frau Britsche von der Hartwig-Hesse-Stiftung in den 60ern.

Blick in die Vergangenheit: Ursula Britsche mit weißer Schürze und fescher Schwesternhaube beim Vorbereiten von Medikamenten. Die Aufnahme stammt aus der Zeit zwischen 1959 und 1961.

Foto:

Hartwig-Hesse-Stiftung

„Die Arbeit mit den Menschen, die ich pflege, freut meine Seele“, sagt die zierliche Frau von sich selbst. „Und diese Herausforderung hält mich zudem jung und fit.“ Sie hat ein klares Ziel vor Augen: Weiterarbeiten bis zum 80. Geburtstag.

Hartwig-Hesse-Stiftung in Hamburg: Pflegerin ist 78 Jahre alt

Eigentlich hatte Ursula Britsche schon 2008 das Rentenalter erreicht. Doch sie wollte partout nicht aufhören. „Der Gedanke an ein tatenloses Herumsitzen ohne Aufgabe und Verantwortung hat mich sehr erschreckt damals“, erinnert sie sich. Es gab sogar Diskussionen mit Maik Greb, dem Geschäftsführer der Hartwig-Hesse-Stiftung.

Maik Greb mit Alten auf der Rikscha.

Maik Greb, Geschäftsführer der Hartwig-Hesse-Stiftung mit Bewohnern einer Senioren-Einrichtung beim Ausflug mit Rikscha und Ape.

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Hartwig-Hesse-Stiftung

Er sah auch eine Fürsorgepflicht ihr gegenüber und wollte Britsche nur zehn Stunden weiterbeschäftigen, damit sie sich nicht überforderte. Doch die resolute Frau gab nicht klein bei und beharrte auf einer 25-Stunden-Woche. Nun bekommt sie ihren langsamen Einstieg in die Rente.

Fachkräftemangel in der Pflege auch in Hamburg

Das Thema Fachkräftemangel hat die Pflegerin in ihrer langen Berufszeit immer wieder erlebt. Auch in den 60ern, als sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester am Krankenhaus startete. „Ich wollte kein Schreibtischtäter wie meine Mutter werden, die in der Schulbehörde arbeitete“, erinnert sie sich. „Außerdem war es mir schon früh ein Bedürfnis, mit Menschen zu arbeiten und zu helfen. Das habe ich immer gerne gemacht.“

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Doch Britsche war nicht immer Pflegerin. Als sie ihren Mann kennenlernte, wechselte sie das Metier und machte mit ihm eine Kfz-Werkstatt plus Kfz-Handel auf. Leider starb ihr Jürgen viel zu früh, sie trennte sich vom Geschäft und landete bei der Suche nach einer neuen Aufgabe wieder in der Pflege. Bei der Hartwig-Hesse-Stiftung arbeitet sie nun schon seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Häusern und Abteilungen.

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Azubi Jörg Larisch (57) beim Ausflug an die Alster mit zwei Seniorinnen.

Foto:

©Hartwig-Hesse-Stiftung / hfr

Für ihren Arbeitgeber zeigten sich schnell große Vorteile ihres Alters. Denn von ihr fühlen sich viele Betreute besser verstanden. Sie ist ihnen aufgrund des geringeren Altersunterschieds näher und vertrauter als viele junge Pflegekräfte. Und Geschäftsführer Maik Greb hat noch etwas festgestellt: „Pflichtbewusstsein und Erfahrungsschatz sind bei den älteren Pflegekräften oftmals größer als bei den Jungen.“

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Deshalb will die Hartwig-Hesse-Stiftung mehr älteren Menschen die Möglichkeit geben, noch in den Pflegesektor zu wechseln und bietet dafür auch flexible Arbeitsmodelle. Das ist kein Lippenbekenntnis: Die alteingesessene Hamburger Einrichtung sorgte zuletzt für viel Aufmerksamkeit, als sie einen 56-Jährigen als Altenpflege-Azubi einstellte, der aus gesundheitlichen Gründen umschulen musste. Maik Greb: „Das Alter ist nicht wichtig. In der Pflege werden alle Hände gebraucht.“

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