Trauer um Hamburgs Kino-Pionier: Abaton-Gründer Werner Grassmann ist tot
Werner Grassmann, der Gründer des Abaton-Kinos im Grindelviertel, ist tot. Der Regisseur und Filmproduzent starb bereits am 14. August im Alter von 96 Jahren, wie seine Familie am Dienstag bekannt gab. Das Kino ist weit über Hamburg hinaus eine Institution.
Grassmann hatte das Abaton 1970 mit Winfried Fedder gegründet; es ist eines der ältesten Programmkinos in Deutschland. Geplant war das so nicht. „Ich wollte kein Kinobesitzer werden, das ist eigentlich ein Abfallprodukt meiner Karriere“, erzählte Werner Grassmann, der Kritiker und Dokumentarfilmer war, unter anderem für die „Tagesschau“ gearbeitet und sich eine eigene Produktionsfirma aufgebaut hatte.

Doch seine Filme und die vieler Kollegen fanden damals keinen Verleih. Und der neue deutsche Film war in Hamburg so gut wie nicht präsent, ebenso wenig Filmkunst, etwa von Visconti oder Fellini. Grassmann verkündete, im Abaton würden nun Filme gezeigt, die „im normalen Kino nicht laufen können“ – im Laufe der Jahrzehnte wurde das Haus für sein künstlerisches Programm mehrfach ausgezeichnet.
Das Abaton ist eines der ältesten Programmkinos in Deutschland
Die ersten Jahre war noch Pioniergeist nötig, um ein solches Kino mit so einem Programm auf die Beine zu stellen. Grassmann war besonders findig im Aufspüren von Kopien, die irgendwo bei Sammlern lagerten. Oder bei Verleihern, die einfach nicht an einen Erfolg im deutschen Kino glauben wollten, wie Michael Töteberg in seinem Buch „Mach‘ dir ein paar schöne Stunden: Das Hamburger Kinobuch“ schrieb, denn von den Marx-Brothers hatten damals nur eingefleischte Fans etwas gehört.
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So mancher Kultfilm, wie etwa „Harold und Maude“, wurde dies erst auch dank des Abatons. Daneben veranstaltete Grassmann Filmreihen und Retrospektiven, zu denen Stars kamen wie Frank Zappa, Rainer Werner Fassbinder, Pedro Almodóvar, Vanessa Redgrave und natürlich Fatih Akin.
Seit einigen Jahren leitet sein Sohn Felix das Kino. (geb)
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