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Tolles Vorbild in Corona-Zeiten!: Hamburger schenkt Familien Zeit in seinem Garten

Eimsbüttel –

Schon seit einem ganzen Monat hocken viele Familien jetzt in ihren Stadtwohnungen aufeinander. Für Eltern und Kinder eine große Belastungsprobe. Und dann sind auch noch alle Spielplätze gesperrt. Kaum Möglichkeit, im Freien zu toben und die Sonne zu genießen. Und öffentliche Plätze sind voll, da kann der Besuch ganz schön stressig werden. Der Eimsbüttler Jan-Paul Lüdtke (38) hatte jetzt eine schöne Idee: Er schenkt Menschen aus der Nachbarschaft „Gartenzeit“ während der Corona-Krise.

Eine große Rasenfläche zum Toben. Ein Apfelbaum blüht. An einem dicken Ast hängt eine Schaukel und bewegt sich leicht im Wind. Der Stadtgarten von Jan-Paul Lüdtke und seiner Lebensgefährtin ist ein Traum mitten in Eimsbüttel. Um in das kleine Paradies im Hinterhof zu gelangen, muss der Besucher durch einen Torbogen zwischen zwei Häusern hinter die Gebäude gehen. Ein idealer Spielplatz gerade auch für kleinere Kinder. Die Gefahr, dass sie in einem unbemerkten Moment auf eine Straße laufen, geht gegen Null.

Der Eingang zum Garten in Eimsbüttel.

Der Eingang zum Garten liegt zwischen zwei Häusern. Die Besucher müssen dem Besitzer nicht begegnen, sich keinen Schlüssel geben lassen. Gut in Zeiten von Corona.

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In diesem Stadt-Idyll gärtnert Jan-Paul Lüdtke gern ein wenig. In diesem Jahr hat der Hochschullehrer zum ersten Mal etwas Gemüse vorgezogen. Obst baut er schon länger an. „Normalerweise laden wir oft Freunde ein und sitzen mit ihnen abends lange hier im Garten“, erzählt er. Zum Entspannen liegen er und seine Partnerin gern in der Hängematte.

Hamburger schenkt seinen Garten während Corona

Weil er von Freunden ohne Garten immer wieder gehört hat, wie anstrengend die Lage jetzt bei ihnen ist, kam er auf die Idee, seinen Garten stundenweise zu „verschenken“. Auf nebenan.de hat er das Angebot eingestellt und hat damit einen Nerv getroffen. Schon fast 200 Stunden haben rund 50 Familien aus der direkten Nachbarschaft jetzt schon auf seinem Stück Grün verbracht.

Eintrag für den Garten auf nebenan.de

Diesen Beitrag hat Jan-Paul Lüdtke für seine Nachbarschaft in Eimsbüttel auf nebenan.de erstellt.

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Gestartet ist er vor zwei Wochen. Und die Hygiene-Regeln zum Schutz vor Corona lassen sich dort leicht einhalten. Die Familien tragen sich auf einer Doodle-Liste für ihre Gartenstunde ein. Weil der Garten frei zugänglich ist, müssen sie mit niemandem in Kontakt treten. Keine Schlüsselübergabe, nix. Und wenn die eine Familie mal genau dann kommt, wenn die andere geht, dann wartet sie kurz draußen, damit beim Wechsel der Abstand eingehalten werden kann.

Eimsbüttler Hochschullehrer möchte Vorbild sein

Jan-Paul Lüdtke sieht viele seiner Gäste auch gar nicht. Er hat volles Vertrauen. Selbst arbeitet er oft im Hochschulbüro. Seine Lebensgefährtin ist Ärztin und hat derzeit eh sehr viel zu tun. „Bisher hat alles bestens geklappt, alle halten sich an die Regeln“, sagt er. Weggekommen ist auch noch nichts. Es kommen vielmehr Dinge dazu, „Spielzeug oder mal eine Tafel Schokolade“.

Corona-Garten in Eimsbüttel.

Der schöne Garten aus einem Fenster fotografiert.

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Genutzt wird das Angebot nach Lüdtkes Eindruck vor allem von Familien und Alleinerziehenden mit kleinen Kindern im Alter bis drei, vier Jahre. Fast alle buchbaren Zeiten (10 bis 18 Uhr) sind täglich gebucht. „Und es meldet sich auch niemand einfach mal an, der dann nicht erscheint.“

Kind spielt draußen mit Matschhänden.

Draußen spielen lässt sich auf Dauer durch nichts ersetzen. Frische Luft und schöne Matschspiele (Symbolbild).

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Lüdtke appelliert an alle Gartenbesitzer, selbst auch Gartenzeit in ihrer Nachbarschaft zu schenken. Denn es ist ganz einfach. Wer Fragen zur Umsetzung hat, kann ihn dazu auch gern kontaktieren (jp.luedtke@gmail.com).

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Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) dürfte die Idee des Hochschullehrers gefallen. Sie sorgt sich um die vielen Kinder in der Stadt, die derzeit wenig Möglichkeiten haben, sich draußen zu bewegen. „Kinder brauchen andere Kinder für ein gesundes Aufwachsen. Sie brauchen sehr viel Bewegung, sie brauchen diese auch im Freien“, sagte Leonhard zuletzt bei einem Pressegespräch.

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Sie wünscht sich, dass die Ministerpräsidenten auf einer ihrer nächsten Konferenzen über das Thema Spielplatz-Betretungsverbot beraten. Das sei das Thema, zu dem die Sozialbehörde mit Abstand die meisten Bürgerbriefe und Mails bekomme.

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