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  • Foto: Datawrapper/MOPO

Todesfälle und schwere Verläufe: Hier leiden die Hamburger am meisten unter Corona

Die Postleitzahlen bringen es ans Licht: Arme haben in Hamburg ein vielfach höheres Risiko, mit einem schweren Covid-Verlauf im Krankenhaus zu landen und auch dort zu sterben. Das geht aus einer Senatsanfrage der Linken zu den Wohnorten von Patienten und im Krankenhaus Verstorbener hervor. Ergebnis: Der arme Osten ist viel stärker betroffen als der reiche Westen der Stadt. 

Die höchste Sterblichkeit weisen demnach die Bereiche der Postleitzahl 22111 auf (Teile Billstedts, Hamm und Horn): 44 Bewohner sind hier zwischen 15. November 2020 und 15. April 2021 in Krankenhäusern an Covid-19 verstorben. Statistisch einer von 686 Einwohnern oder 1,5 Promille – das übersteigt den Hamburger Schnitt (0,4 Promille) um mehr als das Dreifache.

Ärmere Hamburger erkranken schwerer an Covid

Auch wenn man die Covid-Fälle betrachtet, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen, sind die Bewohner der ärmeren Stadtteile deutlich überrepräsentiert – also in den Quartieren, in denen die Menschen in kleinen Wohnungen leben, eher U-Bahn und Bus statt das eigene Auto nutzen und ihre Jobs nicht einfach ins Homeoffice verlegen können. 

115 Männer und Frauen aus dem Bereich der PLZ 21109 (umfasst Teile Wilhelmsburgs und der Veddel) mussten stationär aufgenommen werden. Betrachtet man die Elbinseln ingesamt, sind es fast 300 schwer Erkrankte binnen eines halben Jahres. 132 Einwohner aus dem Bereich Billstedt, Hamm und Horn (PLZ 22111) mussten stationär aufgenommen werden. Auf die Einwohnerzahl dieser Stadtteile heruntergerechnet heißt das: Einer von 228 Einwohnern landete mit Covid-19 im Krankenhaus, oder 4,4 Promille. 

Hamburger Covid-Patienten in ärmeren Stadtteilen

In ganz Hamburg kamen in dem abgefragten Zeitraum 3671 Covid-Erkrankte in Krankenhäuser, das entspricht 1,9 Promille. Wilhelmsburger, Billstedter und Veddeler haben also eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, mit einem schweren Verlauf in einem Krankenhausbett zu landen als der Durchschnittshamburger. 

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Glück hat, wer eine Adresse mit der Postleitzahl 20253 hat, die etwa das Generalsviertel und Straßen am Isebekkanal umfasst. Hier ist die statistische Wahrscheinlichkeit, mit Covid ins Krankenhaus zu müssen, besonders gering: Von mehr als 16.000 Einwohnern landeten zwischen November 2020 und April 2021 nur sieben auf einer Covid-Station, das ist einer von 2347 Einwohnern – zehnmal weniger als in Billstedt.

Linke fordert Impfkampagne in Hamburgs sozialen Brennpunkten

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Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linken-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft

Foto:

picture alliance/dpa

Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Linken-Fraktion, fordert gegenüber der MOPO bevorzugte Impfungen für die ärmeren Stadtteile: „Die Senatsantwort zeigt auf, dass Menschen in sozial benachteiligten Stadtteilen bei den Krankheitsaufenthalten und Sterbefällen deutlich stärker betroffen sind. Wir brauchen eine Impfoffensive, bei der wir Stadtteile mit besonders hohen Infektionsraten priorisieren.“

Der Senat hat sich lange geweigert, Inzidenzen und Fallzahlen auf Stadtteil-Ebene zu veröffentlichen, weil laut Infektionsschutzgesetz Stadtstaaten als eine Einheit gelten. Inzwischen sollen die Zahlen monatlich bekannt gegeben werden. Vor zwei Wochen startete eine Modell-Kampagne im Bezirk  Harburg, bei der die Bewohner von sozialen Brennpunkten über Flyer und Stelzenläufer auf die Infektionsgefahr aufmerksam gemacht werden sollen. Die Linke geißelt das als „grüne Zirkusromantik“.

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