In diesem Stadtteil gehen die wenigsten Kinder in die Kita
Kitas gelten als entscheidende Bildungsorte – besonders für Kinder aus armen Familien. Doch ausgerechnet sie profitieren deutlich seltener von einer frühzeitigen Betreuung. Das zeigt ein neuer Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. In Hamburg offenbart die Studie eine eklatante Schieflage: Während in wohlhabenderen Vierteln fast alle Kinder eine Kita besuchen, bleibt in anderen Stadtteilen jedes zwanzigste Kind ganz außen vor. In einem Stadtteil ist die Zahl besonders hoch.
Laut den Daten besuchen in Hamburg insgesamt knapp die Hälfte der 0- bis 3-Jährigen (49,9 Prozent) eine Kita, bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es knapp 90 Prozent. Doch die Unterschiede zwischen den Stadtteilen sind frappierend: In Eimsbüttel verzichten nur 0,3 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen ganz auf die Kita. In anderen Stadtteilen – wie etwa Billstedt/Horn – liegt der Anteil bei 4,4 Prozent. Noch gravierender: Während in Eimsbüttel mehr als die Hälfte der Kinder länger als drei Jahre in der Kita sind, sind es in Billstedt/Horn und Wilhelmsburg nur rund ein Drittel.
Hamburg bietet Kita-Gutscheinsystem mit fünf Stunden Betreuung an
„Kinder aus armen Familien sowie Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, profitieren besonders von einem frühen und langen Kita-Besuch“, erklärt Tom Töpfer, Kita-Referent beim Paritätischen Hamburg. „Doch gerade diese Kinder werden strukturell benachteiligt.“
Zwar bietet Hamburg mit dem Kita-Gutscheinsystem allen Familien grundsätzlich einen Platz mit fünf Stunden Betreuung und kostenfreiem Mittagessen an – unabhängig vom Einkommen. Doch laut Verband reicht das längst nicht aus. Vor allem in ärmeren Stadtteilen gibt es schlicht zu wenige Einrichtungen. Zudem erschweren Bürokratie, Sprachbarrieren und fehlende gezielte Förderung den Zugang.
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Der Wohlfahrtsverband fordert deshalb eine Reform des Kita-Systems: mehr Sozialarbeit, zusätzliche Sprachförderung, kostenfreie Sechs-Stunden-Gutscheine inklusive Frühstück sowie eine stärkere Finanzierung nach Sozialindex. „Es darf nicht sein, dass Kinder von Anfang an auf der Strecke bleiben, nur weil sie im falschen Stadtteil groß werden“, so Töpfer. (rei)
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