• Das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf.
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Studie : UKE beantwortet Fragen zu Corona-Toten

Eppendorf –

Nach wie vor sind viele Fragen zu Corona-Todesfällen ungeklärt. Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, haben Forscher der Rechtsmedizin am Uniklinikum Eppendorf monatelang Hamburgs Corona-Tote aus dem Jahr 2020 untersucht. Die MOPO hat die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammengefasst.

Wann starben die meisten Corona-Infizierten?

Von 735 untersuchten Todesfällen fielen rund ein Drittel auf die Monate vor Oktober 2020. In der zweiten Pandemiewelle bis zum Jahresende starben demnach zwei Drittel der Obduzierten, die meisten davon im Dezember. „In den Sommermonaten hatten wir teilweise nur vereinzelte Sterbefälle pro Monat“, erklärt Prof. Dr. Benjamin Ondruschka, Institutsleiter der Rechtsmedizin.

Starben die Corona-Infizierten an oder mit dem Virus?

Bei 618 Fällen stellten die UKE-Forschenden eine Corona-Erkrankung als Todesursache fest. Konkret starben die meisten Infizierten an einer Pneumonie oder an den Folgen einer Thrombose. Bereits im Mai 2020 hatten UKE-Wissenschaftler auf das erhöhte Risiko tödlicher Blutgerinsel (Thrombosen) bei Coronapatienten hingewiesen. Daraufhin wurden die bundesweit geltenden Leitlinien für die Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten angepasst. Seitdem werden Erkrankte bundesweit bei Bedarf mit lebensrettenden Butverdünnern behandelt.

In nur sieben Prozent der Fälle waren die Verstorbenen zwar mit dem Erreger infiziert, die Infektion war aber nicht todesursächlich. Bei ihnen wurden als Todesursache unter anderem Herzinfarkte, Hirnblutungen und Lebererkrankungen festgestellt.

In welchem Zusammenhang stehen Alter, Geschlecht und Gewicht mit den Corona-Todesfällen?

Im Durchschnitt waren die Verstorbenen 83 Jahre alt, drei von vier Todesopfern waren älter als 76 Jahre. Der jüngste Corona-Patient starb mit 29 Jahren, der älteste mit 100 Jahren. Sieben Personen starben infolge der Infektion vor Erreichen des 50. Lebensjahres. Fünf von ihnen hatten krankhaftes Übergewicht.

Stefan Kluge, Leiter der Intensivmedizin, und Benjamin Ondruschka (l), Direktor für Rechtsmedizin, informierten am Donnerstag über die UKE-Studie zu Corona-Toten. 

Stefan Kluge, Leiter der Intensivmedizin, und Benjamin Ondruschka (l), Direktor für Rechtsmedizin, informierten am Donnerstag über die UKE-Studie zu Corona-Toten. 

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Statistisch starben mit 55 Prozent etwas mehr Männer als Frauen. Zudem waren sie im Schnitt jünger. Kinder oder Jugendliche waren nicht unter den untersuchten Todesfällen. Über die Hamburger Bezirke verteilt ergaben sich bei den Sterbefällen keine signifikanten Unterschiede in der Alters- oder Geschlechterverteilung.

Welche Rolle spielen Vorerkrankungen bei dem Verlauf einer Corona-Infektion?

Die UKE-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass die Verstorbenen mehrere Vorerkrankungen hatten. Jeder fünfte Tote wies demnach krankhaftes Übergewicht auf. Zu den häufigsten Vorerkrankungen zählen laut der Auswertung Bluthochdruck, eine chronische Niereninsuffizienz, Lungenerkrankungen, bösartige Tumore und Diabetes. Nur ein Prozent der Untersuchten, bei denen das Coronavirus als Todesursache festgestellt wurde, hatte keine relevanten Vorerkrankungen.

Wie wurden die Corona-Toten untersucht?

Von den Todesopfern wurden diejenigen untersucht, bei denen Angehörige ihre Zustimmung für eine Autopsie gegeben hatten. Sie werden zunächst mit einem PCR-Test auf den Erreger getestet und das Ergebnis mit ärztlichen Vorbefunden abgeglichen. Anschließend haben Forscher die Toten mittels Computertomografie, einer minimalinvasiven Autopsie oder einer Obduktion untersucht.

Wird die Sterberate sinken, sobald die Älteren durchgeimpft sind?

„Das ist unsere sehr optimistische Hoffnung und der Grund, warum wir zuerst die älteren Menschen impfen. Ehe ein Effekt zu erkennen ist, bedarf es aber noch Beobachtungszeit“, erklärt Ondruschka. Derzeit lasse sich immerhin schon erkennen, dass die Sterbefälle stetig zurückgehen. Doch auch eine Impfung könne nicht verlässlichen Totalschutz bieten – in Einzelfällen könne jemand trotz Impfschutz an dem Coronavirus sterben.

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Auch bei jüngeren Patienten sei das Risiko nicht bei null, ergänzte Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin. Dennoch rechnet auch Kluge mit einem Absinken der Todeszahlen, sobald die Älteren vollständig durchgeimpft sind. Den großen Effekt erwarte er allerdings erst im späteren Verlauf.

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