Der erste Prototyp für das autonome Ridesharing in Hamburg auf dem Betriebshof von Moia in Wandsbek.
  • Der erste Prototyp für das autonome Ridesharing in Hamburg auf dem Betriebshof von Moia in Wandsbek.
  • Foto: Patrick Sun

Strecke steht fest: Angriff der Roboter-Taxis in Hamburg

Er hat 14 Kameras, noch mehr Sensoren und soll in Zukunft ganz alleine durch Hamburg rollen: Der erste Prototyp vom Ride-Sharing-Unternehmen Moia, der ganz von selbst die Fahrgäste einsammeln und ans Ziel bringen kann. Jetzt steht die erste Teststrecke in der Stadt fest.

Entwickelt wurde das Fahrzeug vom Technologieunternehmen Argo AI, das bereits ähnliche Projekte in den USA entwickelt hat. Europaweit soll Hamburg jetzt zur ersten Teststadt fürs autonome Ride Pooling, also das gemeinsame Fahren ohne Fahrer, werden.

Hamburg wird zur Teststadt für autonomes Ride Sharing

Für Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ist dieses Pilotprojekt ein großer Schritt in Richtung „Hamburg-Takt“, denn bis 2030 soll jedem Hamburger innerhalb von fünf Minuten ein Verkehrsangebot zur Verfügung stehen. „Für 85 Prozent von Hamburg ist das jetzt schon Realität“, sagte er am Mittwoch bei der Präsentation auf dem Moia-Betriebshof in Wandsbek. „Die restlichen 15 Prozent können jetzt vor allem mithilfe des autonomen Ride Poolings erschlossen werden.“

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Der autonome Van hat aufgrund etlicher Kameras und Sensoren, unter anderem in der Stoßstange, eine 360-Grad-Sicht. Anders als der „Heat-Bus“ in der HafenCity, kann das Moia-Fahrzeug allerdings bei Tempo 50 mit den anderen motorisierten Verkehrsteilnehmern mithalten.

Mitten in der City: Hier fahren die autonomen Fahrzeuge

Die 50 Kilometer lange Teststrecke in Hamburg liegt östlich der Alster und umfasst Teile von Winterhude, Uhlenhorst und Hohenfelde. Diese soll dann Schritt für Schritt ausgeweitet werden. Das Gebiet wurde laut Tjarks bewusst ausgewählt, weil es dort komplexe Straßenverhältnisse gibt.

Präsentierten 2021 den Prototyp fürs autonome Ridesharing: (v. l.) Reinhard Stolle (Argo AI), Robert Henrich (Moia), Christian Senger (Bereichsleiter Autonomes Fahren VW) Patrick Sun
Präsentierten den neuen Prototyp fürs autonome Ridesharing: (von links) Reinhard Stolle (Vice President of Engineering Argo AI), Robert Henrich (CEO Moia), Christian Senger (Bereichsleiter Autonomes Fahren VW) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne)
Präsentierten den neuen Prototyp fürs autonome Ride Sharing: Reinhard Stolle (Argo AI), Robert Henrich (CEO Moia), Christian Senger (Bereichsleiter Autonomes Fahren VW) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne, v.l.)

So sieht der Plan der Volkswagen-Tochter Moia aus: Gegen Ende des Jahres beginnt Argo AI mit den Vermessungen. Um die Infrastruktur zu erfassen – dazu zählen die Lage und Abstände von Ampeln, Radwegen, Straßenschildern und die geltenden Verkehrsvorschriften – werden die Testfahrzeuge im manuellen Betrieb durch die Straßen fahren.

Moia in Hamburg: Der Fahrer soll komplett ersetzt werden

Ab Frühjahr 2022 können die Hamburger dann die ersten allein fahrenden Moia-Vans sehen. Trotzdem bleibt noch ein Sicherheitsfahrer an Bord. Etwa zwei Jahre später sollen die ersten Passagiere bei Testfahrten mitfahren. „Ab 2025 wollen wir dann einen Hybrid-Betrieb anbieten“, sagt Moia-Geschäftsführer Robert Henrich. „Das heißt, einige Fahrzeuge fahren manuell mit Fahrer und manche fahren autonom. Auch dann wird aber immer noch ein Sicherheitsfahrer anwesend sein.“

Sensoren und Kameras rund um das Fahrzeug ermöglichen eine 360-Grad-Sicht. Patrick Sun
Sensoren und Kameras rund um das Fahrzeug ermöglichen eine 360-Grad-Sicht.
Sensoren und Kameras rund um das Fahrzeug ermöglichen eine 360-Grad-Sicht.

Perspektivisch solle der Fahrer aber komplett ersetzt werden. „Das betrifft nicht nur das Fahren selbst“, ergänzt Henrich. „Das meint auch die Services, wie jemanden beim Abholen erkennen, aufpassen, dass das Gepäck nicht herumrutscht und mit den Fahrgästen interagieren.“

Bis 2025 sollen 30 Fahrzeuge in Hamburg alleine fahren

Aber warum hat der klassische Fahrer bei Moia keine Zukunft mehr? „Wir haben bereits jetzt mit einer Fahrerknappheit zu kämpfen“, gibt Henrich zu bedenken. „Für die Mobilitätswende müssen wir noch einmal deutlich aufstocken, wollen aber gleichzeitig die Kosten für die Fahrgäste niedrig halten. Das ist nur mithilfe des autonomen Fahrens möglich.“ Derzeit besitzt das Unternehmen 500 Fahrzeuge, davon sind aktuell aber aufgrund der Corona-Pandemie nur etwa 150 im Einsatz.

An den Seiten sollen Kameras für eine ständige Kontrolle des autonomen Fahrzeugs im Straßenverkehr sorgen. Patrick Sun
An den Seiten sollen Kameras für eine ständige Kontrolle des autonomen Fahrzeugs im Straßenverkehr sorgen.
An den Seiten des autonomen Fahrzeugs sollen Kameras für eine ständige Kontrolle des Straßenverkehrs sorgen.

Ab dem Frühjahr werden erst einmal eine Handvoll Roboter-Fahrzeuge durch die City rollen, bis 2025 sollen es laut Moia bis zu 30 Stück werden. Finanziert wird das Projekt von Volkswagen sowie zu einem Teil aus dem 30-Millionen-Paket des Bundes, das Hamburg kürzlich für die Mobilitätswende zugesprochen bekommen hat.

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