Religiöser Druck an Schulen? Eltern in Sorge – wie Hamburg reagiert
Eltern aus dem Hamburger Stadtteil Steilshoop berichten von beunruhigenden Entwicklungen an Schulen. In einer Kleinen Anfrage schildert der CDU-Abgeordnete Sandro Kappe unter anderem, dass Mädchen ohne Kopftuch als „haram“ beschimpft und Mütter bei Elternabenden mundtot gemacht worden sein sollen. Die CDU im Bezirk Wandsbek fordert nun einen runden Tisch gegen religiösen Druck und Intoleranz im Stadtteil.
Der Hamburger Senat bestätigt in seiner Antwort, dass religiöse Themen an einzelnen Schulen im Stadtteil eine größere Rolle spielen würden. Insbesondere kleinere, sehr aktive Gruppen muslimischer Schüler würden ihren Glauben deutlich sichtbar leben – zum Teil verbunden mit religiös gefärbten Abwertungen gegenüber Mitschülern, etwa wegen Kleidung oder Verhalten.
Kappe berichtet in der Anfrage an den Senat, dass insbesondere Mütter sich geäußert hätten, „dass sie sich bei Elternversammlungen von männlichen Teilnehmern unter Druck gesetzt fühlten.“ Teilweise, so Kappe, sei den Frauen das Wort verboten worden, mit der Begründung, Frauen dürften sich nur äußern, wenn Männer es ihnen erlauben.
Fasten: Gruppendruck unter Gleichaltrigen
Der Senat betont, dass es sich um Einzelfälle handele, nicht um ein strukturelles Problem. Offene religiöse Konflikte oder systematische Einflussnahmen im Schulalltag würden mehrheitlich nicht festgestellt. Die betroffenen Schulen hätten die Vorfälle umgehend aufgegriffen und pädagogisch begleitet.

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Auch der vermehrte Wunsch zum Fasten – laut Senat zunehmend auch bei jüngeren Kindern – sei bekannt. Zwar berichten Lehrkräfte von Leistungseinbußen und teils wachsendem Gruppendruck unter Gleichaltrigen, doch betonen viele Sorgeberechtigte, das Fasten geschehe freiwillig.
CDU fordert runden Tisch gegen religiösen Druck und Intoleranz
Der Senat unterstreicht, dass Hamburgs Schulen professionell mit religiös geprägten Spannungen umgehen. Ziel bleibe ein Schulumfeld, das von Toleranz, Offenheit und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Dabei werde auch bewusst darauf verzichtet, einzelne Schulen öffentlich zu benennen, um Stigmatisierungen zu vermeiden.
Die CDU will nun auf politischem Wege mehr Öffentlichkeit schaffen. Ein Antrag auf Bezirksebene sieht die Einrichtung eines runden Tisches für Steilshoop vor – mit dem Ziel, frühzeitig gegen religiösen Druck und Intoleranz vorzugehen und Eltern, Schulen sowie Fachleute stärker zu vernetzen.
Wandsbek-Koalition kritisiert Antrag der CDU-Fraktion
Der Antrag stößt bei der Ampel-Koalition in Wandsbek auf Unverständnis. „Die Skandalisierung des Stadtteils Steilshoop seitens der CDU-Fraktion Wandsbek in Form ihres Antrages ‚Runder Tisch gegen religiösen Druck und Intoleranz im Stadtteil Steilshoop‘ beim Regionalausschuss Bramfeld-Steilshoop-Farmsen-Berne weisen wir als Wandsbek-Koalition entschieden zurück“, steht es in einer Stellungnahme.
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Weiter heißt es: „Fälle religiös motivierter Ausgrenzung, Einschüchterung und zunehmender Intoleranz liegen unseren Fraktionen auch aus anderen Stadtteilen und aus ganz Hamburg vor.“ Das Problem nehme man ernst, weise aber darauf hin, dass es nicht nur einen Stadtteil betreffe. Zuständige Stellen, so heißt es, hätten den Antrag der CDU bereits als „nicht zielführend“ eingeordnet. Die Wandsbek-Koalition habe vor, den Antrag abzulehnen und dem Problem mit Hilfe eines Fachreferates und lokaler Gremien nachzugehen. (mp)
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