Keine Schultüte wegen steigender Preise: Wie Hamburger helfen können
„Ich möchte meinen Kindern gern so vieles ermöglichen, aber die steigenden Preise fressen mich auf.“ In den Augen von Nicole G. (38) glitzern Tränen. Die vierfache Mutter spricht aus, was viele Eltern gerade denken. Bei denen, die ohnehin schon wenig haben, führen die steigenden Preise zu echten Existenzsorgen. Wie soll man seinen Kindern da noch eine schöne Einschulung bereiten?
Nicole G.‘s fünfjähriger Sohn Miguel hat sich bloß eine „Minions“-Torte zur Einschulung gewünscht. „Meine Kinder sind so bescheiden“, sagt die Mutter dankbar. „Bei diesem ganzen Markengehabe in Kindergarten und Schule machen sie nicht mit.“
Doch sogar elementare Dinge wie ein Tuschkasten, eine Schere oder Buntstifte stellen für die arbeitslose Mutter gerade eine Herausforderung dar. Schließlich, so erzählt sie, bezahle sie für einen kleinen Lebensmitteleinkauf teilweise doppelt so viel wie noch vor einem halben Jahr.
Hamburg: Schultüten spenden für bedürftige Kinder
Mit der Aktion „Guter Schulstart“ will die Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit Eltern wie Nicole G. wenigstens ein bisschen unterstützen. Dafür werden selbst gebastelte Schultüten und Lernmaterialien gesammelt – die Liste steht online. Spender können sie im Zeitraum vom 25. Juli bis zum 16. August entweder postalisch oder persönlich in der Königstraße 54 in Altona abgeben. Die Schultüten kommen Kindern in den Hamburger Arche-Einrichtungen, der Stadtinsel e.V. sowie dem Nachwuchs der Stadtteilmütter Altona zugute.
Allein in der Arche Jenfeld sollen neben Miguel noch 194 weitere Kinder eine Spender-Schultüte erhalten. „Wir verspüren eine deutlich größere Nachfrage als noch im letzten Jahr“, berichtet Diakonie-Geschäftsführerin Lea Krause-Solberg. Die Stiftung habe die Aktion ins Leben gerufen, weil die Corona-Krise bereits bei vielen Eltern zu finanziellen Problemen geführt habe. Die Inflation sei ein Brandbeschleuniger für diese Nöte.
Aktion „Guter Schulstart“ der Diakonie-Stiftung MitMenschlichkeit
Lockdowns, Schul- und Kitaschließungen haben Nicole G. einen Strich durch ihre Ausbildungs-Pläne gemacht. Eigentlich wollte sie zur Gesundheits- und Pflegeassistentin umschulen. Nun muss sie jeden Cent umdrehen und ist auf die Sachspenden der Hamburger angewiesen.
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An diesem Nachmittag nimmt Miguels Schwester Romy (9) die Schultüte für ihren kleinen Bruder mit. Es soll schließlich eine Überraschung bleiben. Die meisten anderen Kinder erhalten ihre am 16. August in der Petrikirche, wo die letzten Spender ihr Material noch abgeben können und bei Musik und Getränken gefeiert wird. Nicole G., Romy und Miguel machen dann Party mit der ganzen Familie – und mit einer „Minions“-Torte.