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Menschen unter einem Schirm
  • Ein paar Straßen weiter ist es trocken: Derzeit schüttet es oft nur in kleinen Gebieten.
  • Foto: Christophe Gateau/dpa

Starkregen? Von wegen! Warum Wetter-Prognosen gerade oft nicht stimmen

„Hier geht gerade die Welt unter!“ „Echt? Hier fällt kein Tropfen!“ Selbst Bewohner desselben Stadtteils wundern sich derzeit über die Wetterberichte von Freunden ein paar Straßen weiter. Warum ist es derzeit so schwierig, auch nur ein paar Stunden im Voraus genau vorherzusagen, wo es ein bisschen regnen wird, wo gar nicht – und wo die Keller volllaufen werden?

Der Blick auf die Regenradar-App zeigt einen Fleck, dunkelblau bis violett, im Anmarsch auf die kleine Stecknadel, die den Standort der Betrachterin im Hamburger Westen markiert. Da kommt Regen, und zwar viel! Schon in einer Stunde wird es pladdern wie aus Eimern! Schnell die Tomaten unters Dach geschoben und die Kissen von den Gartenstühlen reingeholt. Und dann? Nix. Auf der App hat sich der bedrohliche Fleck inzwischen in winzige Sprenkel aufgelöst. Wie kann das sein?

Starkregen in Hamburg fällt aus: Darum stimmt der Wetterbericht oft nicht

Der Starkregen, vor dem am Montag im gesamten Norden gewarnt wurde, platzte dann doch nur in Travemünde und Teilen von Kiel vom Himmel – Mikro-Unwetter, für die kein Meteorologe Ort und Zeit präzise voraussagen kann. Ein Kinderbuch zur derzeitigen Wetterlage könnte heißen: „Das kurze Leben der kleinen Gewitterzelle.“

„Wir können nur vor örtlich unwetterartigem Starkregen warnen“, sagt Meteorologin Sonja Stöckle vom Deutschen Wetterdienst in Hamburg: „Wo genau die einzelnen Gewitterzellen sich bilden, können wir nicht vorhersehen, nur, dass die Wahrscheinlichkeit etwa in Schleswig-Holstein höher ist als in Niedersachsen.“

Gewitterzelle über der HafenCity (Archivbild) Axel Heimken/dpa 
Dunkle Wolken über der HafenCity
Gewitterzelle über der HafenCity (Archivbild)

Eine kleine Gewitterzelle, wie sie derzeit häufig auftritt, misst rund zehn Kilometer im Durchmesser. Der Radius, in dem es richtig heftig pladdert, ist aber nur rund zwei Kilometer groß. Binnen einer halben oder ganzen Stunde hat die Zelle sich gebildet, regnet in 30 Minuten ab – und dann ist das kurze Leben der kleinen Gewitterzelle auch schon wieder vorbei. Das Gegenstück sind Systeme von vielen Gewitterzellen, die sich zu Clustern zusammenschließen und sich gegenseitig immer wieder reaktivieren. Dann kommt es zu großflächigem Regen und stundenlangem Blitz und Donner.

Gewitterzellen über Hamburg

Dass wir derzeit so viele Mini-Kurzzeit-Regengebiete haben, liegt an der „labilen Atmosphäre“, wie Meteorologin Stöckle auf MOPO-Nachfrage erklärt: „Wir haben eine konvektive Lage. Das heißt: Es gibt im Moment keine stabile Luftschicht, die die Aufwinde bremsen könnte, aus denen sich die Gewitterwolken bilden.“ Eine labile Atmosphäre ist im Sommer nichts ungewöhnliches. Was die Meteorologin bemerkenswert findet, ist allerdings die hohe Energie in den Gewittern: „Die wird durch die außergewöhnlich hohe Luftfeuchtigkeit verursacht.“

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Durch anhaltende „schwachwindige“ Wetterlagen ist es seit dem nassen Mai zu keinem echten Luftmassenaustausch gekommen, erklärt Stöckle die feuchte Luft über dem Norden.

Wie geht es weiter? „Ein stabiles Sommerhoch ist weiterhin nicht in Sicht“, dämpft Meteorologe Alexander König die Strandträume: „Wir erwarten mäßig milde Luft von der Nordsee, mit Temperaturen unter 25 Grad.“ Die kleinen Gewitterzellen werden also noch so manche Grillparty vorzeitig beenden.

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