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  • Foto: Moritz Freimuth

Stadt plant Abriss: Skater in Hamburg kämpfen für ihre seltene Anlage

Wilhelmsburg –

Viele freuen sich über den Rückbau der alten Wilhelmsburger Reichsstraße, denn er schafft Platz für neue Bauprojekte, die den Stadtteil im Hamburger Süden noch attraktiver machen sollen. Für eine Gruppe Hamburger Skater bedeutet der Abriss aber ein herber Verlust: Sie haben unter der alten Straßenbrücke ein Kleinod geschaffen. Jetzt steht der einzigartige Skatespot „Fauna“ kurz vor dem Aus.

Skaten, grillen, beisammen sitzen – für viele Skater und Kreative ist der DIY-Skatepark „Fauna“ mit seinen zwei Beton-Rampen direkt am Ernst-August-Kanal mehr als nur ein Sportplatz: Sie haben ihn selbst gebaut und zu einem Treffpunkt für ihren Sport und der damit verbundenen Kultur und Kunst gemacht.

Seit 2018 hat die Initiative „Viva con Crete“ eine Grünpatenschaft für die rund 1300 Quadratmeter große Brach- und Grünfläche rund um den Skatepark übernommen. Doch die läuft im Oktober dieses Jahres aus.

Wilhelmsburg: Das Aus für DIY-Skatepark „Fauna“?  

Der Rückbau der alten Wilhelmsburger Reichsstraße schafft Platz für Bauprojekte wie das Elbinselquartier, in dem neue Wohnungen und Bildungs-, Sport- sowie Freizeitangebote gebaut werden sollen. Auf dem Gebiet des Skateparks am nördlichen Ufer des Ernst-August-Kanals soll nach derzeitigem Planungsstand eine Parkanlage entstehen und die alte Straßenbrücke abgerissen werden.

Für die Skater ist das ein harter Schlag: „In dem Ort steckt so viel Herzblut und Liebe“, sagt Julia Reusing zur MOPO. Sie setzt sich mit dem „Verein für Skateboard Kultur e.V.“ für den Erhalt der Anlage ein.

Betonrampen des Skateparks

Die Betonrampen haben die Skater selber gegossen.

Foto:

Linus Lonnemann

50 Freiwillige haben den Bereich unter der Brücke zunächst von Müll und Schutt befreit und anschließend die Skate-Rampen eigenhändig aus 30 Kubikmetern Beton und mehreren Tonnen Stahl gegossen. Doch nicht nur viel Kreativität und Schweißarbeit sind in das Projekt geflossen: Auch 12.000 Euro haben die Skater investiert, die sie durch Ausstellungen, Partys und private Spenden gesammelt hatten.

„Etwas selbstständig und nach seinen eigenen Bedingungen zu entwickeln, von der ersten Idee bis zur Fertigstellung alles zu organisieren, zu finanzieren und zu bauen, das ist eine Erfahrung und Selbstermächtigung, die in den meisten Städten nicht möglich ist“, sagt Reusing.  

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Mittlerweile treffen sich Skater aus Hamburg, Deutschland und dem Ausland beim DIY-Skatespot, lernen gemeinsam skaten oder schaffen Kunstprojekte, wie die Street-Art an den Brückenpfeilern oder eine Foto-Ausstellung zum Bauprozess.

„Es ist egal, wo man herkommt oder was man kann, dieser Ort verbindet uns“, sagt die 30-Jährige. Auch das Verhältnis zum benachbarten Kleingartenverein sei sehr gut. Tatsächlich hat der Vorsitzende des Kleingartenvereins, Janwillem van de Loo, schon eine Zusammenarbeit mit dem Skatepark vorgeschlagen.

Skater wollen Teilstück der alten Wilhelmsburger Reichsstraße erhalten

Treffpunkt

Der Skatepark ist zum beliebten Treffpunkt der Szene geworden.

Foto:

Verein für Skateboardkultur e.V.

Ein Knackpunkt für den Erhalt der Anlage ist der Rückbau der alten Wilhelmsburger Reichsstraße, denn der rund 50 Meter große Teil der Straßenbrücke über der „Fauna“ bietet Schutz vor Regen. Überdachte Outdoor-Skateparks gebe es in Hamburg sonst keine, erzählt Reusing. „Sobald die Brücke weg ist, wird der Ort fallen“, sagt die studierte Geografin. „Wir haben konkrete Pläne, wie wir die Brücke gemeinsam mit dem Kleingartenverein bespielen und so einen einzigartiger Ort für Wilhelmsburg und Hamburg weiterentwickeln können.“

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Der „Verein für Skateboard Kultur e.V.“ hat der Stadt nun ein Raumkonzept mit verschiedenen Szenarien vorgelegt. Ein offizielles, technisches Gutachten darüber, ob und wie Teile der maroden Brücke erhalten werden können, steht aber noch aus.

Die Aktiven wünschen sich einen konstruktiven Austausch mit der Stadt. Das Bezirksamt Mitte äußerte sich noch nicht konkret zum Thema, da das Planverfahren des entsprechenden Bebauungsplanes „Wilhelmsburg 100“ noch nicht abgeschlossen ist – ein bisschen Hoffnung bleibt den Skatern also noch.

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