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  • Foto: Florian Quandt

Sportbuden, Kosmetik, Tattoo: Hamburg macht sich locker – doch sie schauen in die Röhre

Lockerungen, aber nur mit Augenmaß: Hamburg hält sich deutlich bedeckter als die Nachbarländer. Darunter leiden vor allem Sport-, Kosmetik- und Tattoostudios. Sie dürfen ihre Türen in Hamburg noch immer nicht öffnen, ein Starttermin ist nicht in Sicht. Einige halten es nicht mehr lange durch – dann steht die Insolvenz vor der Tür.

Auch die Gastrobranche leidet sehr unter dem derzeitigen Lockdown. Über die Möglichkeiten einer Öffnung der Gastrobetriebe und Hotels wird in Hamburg kommende Woche entschieden. In Schleswig-Holstein steht der 18. Mai als Termin bereits fest. Andere müssen derzeit deutlich mehr zittern. Während der Sportbereich immerhin auf Onlinekurse umstellen konnte, bleiben die Einnahmen in der Kosmetik- und Tattoobranche komplett aus.

Yoga derzeit nur in den Hamburger Wohnzimmern

Sandra Höhlein betreibt das Yoga-Studio „AhoiYOGA“ in Winterhude. Als klar wurde, dass sie schließen muss, hat die 35-Jährige schnell gehandelt: „Ich habe alles komplett auf Online-Liveklassen umgestellt.“ Anders als bei Fitnessstudios werden die Yoga-Stunden pro Einheit bezahlt, es gibt also keine Verträge.

Sandra Höhlein betreibt das Yoga-Studio "AhoiYOGA" in Winterhude.

Sandra Höhlein betreibt das Yoga-Studio „AhoiYOGA“ in Winterhude.

Foto:

Sandra Höhlein

„Wir versuchen das Vertrauen der Schüler zu behalten“, sagt Hohlein. „Seit zwei Wochen ist es bereits etwas abgeflacht.“ Ein weiteres Problem: online gibt es viele Yoga-Videos umsonst. „Wir haben uns aber gegen Videos zum Hochladen entschieden“, erklärt sie. Bei Liveklassen könnten sie besser mit den Schülern kommunizieren und Haltungen verbessern. Wie lange sie diese Situation noch durchhalten, hänge also davon ab, wie lange die Hamburger noch für die Online-Klassen bezahlen.

Hamburger Fitnessstudios wechseln auch in die digitale Welt

Auch die Fitnesskette Holmes Place hat sofort auf die Ankündigungen des Senats reagiert und auf Online-Kurse umgestellt. Es gibt Liveklassen, Youtube-Videos und kleine Sessions auf den sozialen Kanälen. „Wir haben unsere Reihe sogar etwas erweitert“, sagt Yasmin Markert, Pressesprecherin der Fitnesskette. Ab Mai bieten sie auch Seminare zu Konfliktmanagement und Achtsamkeit an.

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„Es gibt auch ein paar Mitglieder, die gekündigt haben“, sagt Markert. „Grundsätzlich war die Solidarität aber sehr hoch. Bei einer riesigen Kündigungswelle stünden wir jetzt anders da.“ Die meisten Mitglieder zahlen ihre Beiträge weiter und können die Schließzeit kostenlos am Ende ihrer Vertragslaufzeit anschließen. So komme derzeit wenigstens weiter Geld rein. „In Nordrhein-Westfalen dürfen die Studios wieder öffnen, wir bereiten in Hamburg jetzt auch alles vor“, sagt Markert.

Hamburger Nagelstudios bleiben weiterhin geschlossen

Im Kosmetikbereich sieht es derzeit noch schlimmer aus. Auch Nadine Yoldas aus Lurup darf ihr Kosmetikstudio „Juwel Kosmetik“ in Bahrenfeld derzeit nicht öffnen. „Die Soforthilfe ist bereits leer, die Angestellten müssen ja bezahlt werden“, sagt die 35-Jährige. „Wir mussten in Vorkasse gehen, mittlerweile stecken wir schon unser privates Geld ins Geschäft.“ Eins verstehe sie nicht: „Warum dürfen Klamottenläden öffnen und Nagelstudios nicht?“

„Wir haben alle Verständnis für die Situation und auch, dass wir schließen mussten, aber jetzt werden wir einfach vergessen“, sagt sie. Ihr Laden liegt nicht einmal einen Kilometer vor der Grenze zu Schleswig-Holstein, „die Kunden fahren jetzt einfach rüber“, sagt sie. „Es ist für uns kein Problem Hygienevorschriften umzusetzen“, sagt Yoldas. Die Unsicherheit sei das schlimmste, keiner wisse wann es wieder losgeht. „Ich halte vielleicht noch zwei bis drei Wochen durch“, dann werde es finanziell sehr eng.

Hamburg: Auch auf Fußpflege muss derzeit verzichtet werden

Sabrina Knospe betreibt das „Kosmetikinstitut Knospe“ in Neugraben. Viele ihrer Kunden kommen zur Fußpflege zu ihr. „Ich habe keine Podologen-Ausbildung“, sagt die 39-Jährige. Die Behandlungen sind die gleichen, nur haben sie keine Krankenkassen-Zulassung. In Hamburg ist derzeit aber nur medizinisch notwendige Fußpflege von Podolgen erlaubt.

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„Meine Kunden rufen mit Schmerzen bei mir an“, sagt sie. Eine ärztliche Verordnung zu bekommen sei nicht so einfach und „Podologen sind in Hamburg auch eher rar“, erklärt Knospe. Zusammen mit Nadine Yoldas und einer weiteren Kosmetikerin hat sie eine Demonstration angemeldet. Am kommenden Dienstag, den 12. Mai, werden sie mit insgesamt 50 Betroffenen um 10 Uhr auf dem Rathausplatz auf die Branche aufmerksam machen.

Hamburger müssen auch weiterhin auf neue Tattoos verzichten

Tattoo-Studios sind von den neuen Corona-Lockerungen ebenfalls außen vor geblieben. Dagegen wehrt sich jetzt die Tätowiererin Eva Hood. Die 36-Jährige ist Inhaberin des Studios „Rockhood Tattoo“ in Hohenfelde und mächtig sauer. „Für mich persönlich ist die Situation richtig doof, ich habe mein Studio erst Ende Februar eröffnet. Die Soforthilfe habe ich zum Glück bekommen, das darf ich aber nur für geschäftliche Zwecke nutzen.“

Tätowiererin Eva Hood zusammen mit Sohn Luca vor ihrem Studio in Hohenfelde.

Tätowiererin Eva Hood zusammen mit Sohn Luca vor ihrem Studio in Hohenfelde.

Foto:

MOPO / hfr

So viel Glück wie die 36-Jährige hatten nicht alle. „Ich kenne viele Tätowierer, bei denen die Soforthilfe nicht angekommen ist, die Angst um ihre Existenzen haben“, berichtet sie. Ihre Petition, analog zu den Friseursalons auch die Tattoo-Studios zu eröffnen, ist mit über 53.000 Unterschriften bereits an den Bundestag und das Bundesgesundheitsministerium gegangen – bis heute ohne Antwort. „Es ist einfach enttäuschend, wie unsere Situation unter den Tisch fallen gelassen wird“, so Hood.

Hamburg Gesundheitsbehörde zum anhaltenden Lockdown

Die Begründung der Gesundheitsbehörde: Bei Yoga- und Fitnessstudios handle es sich um Freizeitbeschäftigungen, die zudem noch in geschlossenen Räumen stattfindet. Nagel- und Kosmetikstudios könnten den Abstand zu den Kunden nicht waren. Gerade bei Gesichtsbehandlungen, sei die Kosmetikerin zu nah an Mund, Nase und Augen des Kunden. Bei Tattostudios sei auch zeitlich sehr lange Kontakt kritisch. (mp)

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