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  • Foto: ARGUS Stadt und Verkehr, beyond visual arts

Spektakuläres Konzept aus Hamburg: Der Anti-Auto-Plan für die Alster

St. Georg –

Die Alster ist das blaue Herz unserer Stadt. Ein Erholungsort für viele Hamburger, die dem Großstadt-Stress entfliehen wollen – jedoch nicht überall. Lästiger Straßenlärm stört die Idylle immer wieder. Doch es gibt Pläne, das zu ändern.

Etwa an der Binnenalster. SPD und Grüne haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf geeinigt, den Jungfernstieg komplett vom motorisierten Individualverkehr zu befreien. Heißt: Keine Autos mehr, nur noch Busse – und natürlich viel mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger. Ein Plan, der spätestens bis 2030 umgesetzt werden soll.

Hamburg: Spektakulärer Plan für die Alster

Weitaus weniger konkret, jedoch deutlich visionärer ist eine Idee des Planungsbüros Argus. Das hatte bereits vor einiger Zeit für die Schau „Das Fahrrad. Kultur, Technik, Mobilität“ im Hamburger Museum der Arbeit eine Visualisierung für die heute vielbefahrene Straße An der Alster entwickelt.

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Medial fand der Entwurf damals kaum Beachtung. Doch spätestens seit in Hamburg die Fahrradstadt nicht nur ausgerufen wurde, sondern von der neuen Behörde für Mobilitätswende auch umgesetzt werden soll, sind solche Denkanstöße gefragter denn je.

Hamburgs Alster: Zukunftsvision für das Jahr 2050

„Die Visualisierung zeigt eine Vision, wie die Straße An der Alster 2050 aussehen könnte. Wir wollen damit zeigen, was Hamburgs öffentliche Räume können, wenn andere Schwerpunkte in der Mobilität gesetzt werden“, so Argus-Geschäftsführer Konrad Rothfuchs. Andere Schwerpunkte? Das heißt konkret: Viel weniger Spuren für den Autoverkehr, dafür breite Radwege für Gelegenheits-Radler sowie Radschnellwege.

Video: Hamburgs Jungfernstieg wird autofrei

„Das Ganze sollte auch smart gestaltet sein, mit LED-Anzeigen, die Radfahrern signalisieren, dass Sie etwas schneller fahren müssten, wenn sie die grüne Welle mitnehmen wollen“, so Rothfuchs. Der Radverkehr erhalte in der Visualisierung ganz bewusst sehr viel Fläche, was einer großen Verschiebung der Prioritäten entspricht.

Hamburg will Radverkehrsanteil deutlich erhöhen

Auch Hamburg will seine Prioritäten ändern. Der Autoverkehr soll reduziert, der Radverkehrsanteil von aktuell 15 Prozent auf 25 bis 30 Prozent erhöht werden – bei einer wachsenden Einwohnerzahl, wohlgemerkt. Das dürfte vor allem auch für die Hauptstraße an der Alster wichtig werden. Mehr Autoverkehr könnte diese wohl kaum noch vertragen.

„Auf der Straße fahren täglich 65.000 bis 70.000 Autos. Wenn die 8000 bis 12.000 Radfahrer, die hier jeden Tag entlangfahren, aufs Auto umsteigen würden, bräuchte man ein bis zwei Fahrspuren zusätzlich“, so Rothfuchs.

Deswegen wollte sein Büro einen Denkanstoß liefern. „Es geht um die Frage, wie Hamburg künftig seine Mobilität und damit seine öffentlichen Räume organisieren will: wie L.A., oder wie Kopenhagen oder Wien?“, so Rothfuchs.

Hamburg: Gegensätzliche Reaktionen zur Alster-Planung

Der Fahrradclub ADFC muss darüber nicht lange nachdenken, zeigt sich von der Planung begeistert. „So sieht eine sichere, attraktive und zukunftsfähige Straßenraumaufteilung auf Hamburgs Magistralen aus“, so Sprecher Dirk Lau. Dies sei „ein Träumchen“, nicht nur Radfahrer, auch für Fußgänger und Kleinstfahrzeuge. „Die Planer würden wissen, wie’s geht, die meisten Menschen in der Stadt wollen’s, nur die Politiker trauen sich nicht“, so Lau.

Der Allgemeine Deutsche Fahrad-Club (ADFC) hat in Hamburg die erste Pop-Up-Radspur eröffnet.

Hamburg: Ein Schild mit der Aufschrift „Abstand halten 10m“ steht neben einer vorübergehend abgesperrten Straßenspur an der Alster, die als Radweg deklariert wurde. Der Allgemeine Deutsche Fahrad-Club (ADFC) hat in Hamburg die erste Pop-Up-Radspur eröffnet. Für zwei Tage sperrte der Fahrradclub eine Fahrbahn der mehrspurigen Straße an der Alster zwischen dem Hotel Atlantic und der Schwanenwikbrücke ab, damit sie von Radfahrern genutzt werden kann.

Foto:

dpa

Der Automobilclub ADAC sieht das hingegen ganz anders. Sprecher Christian Hieff bezeichnet die Planung als eine „schöne Zeichnung, die eine Idylle zeigt, die sich in einer Großstadt nie einstellen wird“. So seien auf der Visualisierung viel zu wenig Verkehrsteilnehmer zu sehen.

ADAC sieht Planung für autofreie Straße An der Alster kritisch

„Wir haben momentan in diesem Bereich pro Tag über 60.000 Fahrzeuge. Selbst wenn alle aufs Fahrrad oder den ÖPNV umsteigen würden, würde der Bereich anders aussehen als auf diesem Bild“, so Hieff.

Die Vision habe viel zu wenig Kapazität für die Mobilität, die Hamburg brauche, auch in Zukunft. Der HVV mit seiner Angebotsoffensive und dem damit verbundenen zusätzlichen Busverkehr sei beispielsweise überhaupt nicht mitgedacht.

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