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Die Kinder von Mekerie
  • Der Verein möchte allen Kindern in Mekerie den Zugang zur Grundschule ermöglichen.
  • Foto: hfr

So unterstützt dieser Hamburger Verein ein kleines Dorf in Äthiopien

Optisch ist die „Herzkammer“ des Vereins „Hamburger* mit Herz“ kein spektakulärer Ort: Ein kleines Büro in Hoheluft-Ost, ein paar Tische, Stühle, Computer, ein Sofa. Umso bedeutender sind die Projekte, die in diesen Räumlichkeiten geplant werden. Eins hat Vorstandsmitglied Anja Werner schon mehrmals nach Äthiopien geführt – wo sie mit ihren Mitstreitern bereits zahlreichen Menschen helfen konnte.

In der Zentrale des Vereins ist immer etwas los. Auch während des Gesprächs der MOPO mit Anja Werner klopft es an der Tür. Dort steht Mohammed, der geduzt werden möchte und Unterstützung beim Ausfüllen eines Formulars benötigt. Werner verspricht, einen Dolmetscher zu organisieren und sich so schnell wie möglich bei Mohammed zu melden.

„Häufig kommen Besucher mit ähnlichen Anliegen“, sagt Anja Werner. Ein zentrales Ziel des Vereins ist es, Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration zu unterstützen – auch mit Mentorenprogrammen, Lernkreisen oder Deutschunterricht.

„Hamburger* mit Herz“ unterstützen Schule in Äthiopien

Doch Werners Herzblut steckt in einer Grundschule in einem kleinen Dorf in Äthiopien. Mekerie heißt es, und die 36-jährige Mutter einer Tochter war bereits viermal dort. Bevor die „Hamburger* mit Herz“ begannen, sich für die Schule zu engagieren, war die Schule kaum mehr als eine baufällige Baracke ohne Strom und fließendes Wasser. „Sie sah mehr aus wie ein Gefängnis.“

Dieses alte Schulgebäude der Grundschule stand schon länger leer. Die Nutzung war zu gefährlich. hfr
Dieses alte Schulgebäude der Grundschule stand schon länger leer. Die Nutzung war zu gefährlich.
Dieses alte Schulgebäude der Grundschule stand schon länger leer. Die Nutzung war zu gefährlich.

Also sammelten die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins Geld und Unterstützer. „Dadurch konnten wir bereits eine Wasserleitung installieren, die der Schule zum ersten Mal sauberes und ergiebiges Trinkwasser liefert“, erklärt Anja Werner.

„Ein weiterer großer Erfolg ist die Solaranlage auf dem Schuldach, die von der Hamburger NUE-Stiftung finanziert wurde. Jetzt werden die Klassenräume mit elektrischem Strom beleuchtet und nicht mehr mit gefährlichen Petroleumlampen.“

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Das Ziel der „Hamburger* mit Herz“ ist es, allen Kindern in Mekerie den Zugang zur Schulbildung zu ermöglichen. Deshalb unterstütz der Verein auch die Familien der Schüler finanziell, damit sie in Nutztiere oder ein kleines Geschäft investieren können und nicht mehr auf die Arbeit ihrer Kinder auf dem Feld angewiesen sind.

Bürgerkrieg in Äthiopien ist „humanitäre Katastrophe“

Doch aktuell macht sich Anja Werner große Sorgen um das kleine Dorf und seine Einwohner. „In Äthiopien herrscht ein Bürgerkrieg, der mit schlimmen Menschenrechtsverletzungen einhergeht. Es ist eine humanitäre Katastrophe.“ Das Kriegsgebiet sei in unmittelbarer Nähe Mekeries, wo es schon heute zu Lebensmittelknappheit komme.

Deshalb können die „Hamburger* mit Herz“ gerade nicht dorthin und an ihrem Projekt weiterarbeiten. Auch der Kontakt zu den Menschen vor Ort sei nur bedingt möglich. „Wenn sich die Lage weiter verschlimmert, ist die Arbeit für die Schule bald nicht mehr relevant. Dann müssen wir anfangen, Geld für Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter zu sammeln.“

In der „Herzkammer“ laufen alle Fäden des Vereins zusammen. Florian Quandt
Anja Werner hinter der Glastür der „Herzkammer“ von „Hamburger* mit Herz“
In der „Herzkammer“ laufen alle Fäden des Vereins zusammen.

Der Verein schaut auch bei Einzelschicksalen nicht weg. Anja Werner berichtet von einem Jungen, den die ehrenamtlichen Mitglieder vor einer Erblindung bewahrt haben. Ein Mädchen, das drohte, an einem riesigen Kropf zu sterben, wurde vollständig geheilt. Und eine junge Frau mit einer schweren Herzkrankheit konnte dank zahlreicher Spendengelder in ein deutsches Krankenhaus geflogen werden, wo sie erfolgreich behandelt wurde. Heute ist sie 25 Jahre alt, spricht perfekt Deutsch und arbeitet als Kindergartenerzieherin in Berlin.

Dank des Einsatzes der „Hamburger* mit Herz“ gibt es an der Grundschule in Mekerie endlich sauberes Trinkwasser. hfr
Zwei Kinder trinken Wasser aus einem Kanister.
Dank des Einsatzes der „Hamburger* mit Herz“ gibt es an der Grundschule in Mekerie endlich sauberes Trinkwasser.

Solche Fälle motivieren Anja Werner, sich weiterhin ehrenamtlich zu engagieren. Schon als Kind habe sie es nicht ertragen können, Menschen in anderen Ländern im Fernsehen leiden zu sehen. Die Geburt ihrer Tochter Lina habe sie zusätzlich angespornt, anderen Kindern ein ebenso gutes Leben zu ermöglichen, wie es der heute Sechsjährigen in Deutschland zuteilwird. „Die Arbeit in Mekerie ist mein Baby“, sagt Anja Werner. Auf ihrer Webseite informieren die „Hamburger* mit Herz“ darüber, wie man die Projekte finanziell und ehrenamtlich unterstützen kann.

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