Siebenmal so viele Fälle wie 2023! Wie ist die Masern-Lage in Hamburg?
Es sind beängstigende Meldungen: Hunderte stecken sich in diesem Jahr mit einer Krankheit an, die durch Impfungen bis auf wenige Ausnahmen komplett verhindert werden könnte. Und noch immer kann sie, besonders für Risikogruppen, tödlich enden. Warum die Masern plötzlich zurück sind – und wie die Lage in Hamburg aussieht.
79 Masern-Fälle wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 2023 in Deutschland gemeldet, 2024 sprang die Zahl plötzlich auf 550 – und das Jahr ist noch nicht einmal vorbei. Zuletzt gab es 2015 viele Fälle, damals wurden 2470 Infektionen registriert. Danach blieb die Zahl auf einem niedrigen Niveau, meist unter 100.
Masern: Darum sind Infektionszahlen drastisch gestiegen
In Hamburg sind noch keine Anhäufungen von Fällen bekannt, zumindest nicht bei den großen Krankenhausträgern und der Ärztekammer, wie sie auf MOPO-Anfrage bestätigen.
Und wo kommen die Infektionen im Rest von Deutschland her? 15 Prozent davon seien auf Menschen zurückzuführen, die aus dem Ausland zurückkamen und in Deutschland weitere Menschen anstecken, teilt das RKI mit. Die Infizierten waren zwischen 0 und 75 Jahre alt, Todesfälle sind bisher nicht bekannt.
Ute Schlemmer, Sprecherin des Agaplesion Bethesda Krankenhauses in Bergedorf, hat noch weitere Erklärungen für die Lage im Land: „Die aktuell steigenden Fallzahlen in Deutschland betreffen häufig jüngere Kinder und Jugendliche mit ungenügendem Impfschutz. Aufgrund der Pandemie (und auch militärischer Konflikte) sind viele Impfprogramme in verschiedenen Ländern nicht ausreichend durchgeführt worden. Die Impfquote von Grundschülern ist in den letzten Jahren insgesamt gestiegen (allerdings findet die zweite Impfung oftmals später statt als empfohlen).“
Grundsätzlich habe die Impfbereitschaft seit der Pandemie aber abgenommen, sagte der Leiter der Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander, der Deutschen Presseagentur. „Es reicht schon, wenn ein paar weniger Leute sich impfen lassen, damit es zu Ausbrüchen kommt.“ Dabei: „Masern ist eine Erkrankung, die bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einer Impfung komplett verhindert werden kann.“ Die gestiegenen Zahlen seien kein deutsches Phänomen. In Rumänien sei die Lage beispielsweise viel angespannter: Hier gab es bisher 18.000 Infizierte.
Masern: Das passiert bei einer Infektion
Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten und können mitunter lebensbedrohlich sein. Übertragen werden sie unter anderem über Tröpfchen und Aerosole, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen abgegeben werden. Eine Infektion beginnt laut RKI in der Regel mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Husten und Kopfschmerzen und weißen bis blau-weißen Flecken an der Mundschleimhaut. Wenige Tage später steigt das Fieber und es bildet sich der für die Masern typische Hautausschlag mit bräunlich-rosafarbenen Flecken. Die Erkrankung könne zu Lungen- und Gehirnentzündungen führen und tödliche Folgen haben. Laut Sander stirbt statistisch gesehen einer von 1000 Erkrankten.
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Was können Sie jetzt tun? „Eine allgemeine Empfehlung wäre, nicht in Panik zu verfallen und seinen Impfschutz überprüfen oder den Antikörper-Titer bestimmen zu lassen“, so Agaplesion-Sprecherin Ute Schlemmer.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für alle Kinder zwei Impfstoffdosen – die erste im Alter von 11 bis 14 Monaten, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten.