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Magdalena Zivkovic ist seit September die neue Fußgängerbeauftragte für den Bezirk Hamburg-Mitte.
  • Magdalena Zivkovic ist seit September die neue Fußgängerbeauftragte für den Bezirk Hamburg-Mitte.
  • Foto: Christoph Könning

„Rot ist rot“: Sie kümmert sich jetzt um Hamburgs Fußgänger

Sie sind mit Abstand die Schwächsten unter allen Verkehrsteilnehmern in Hamburg und ihre Bedürfnisse sind bisher deutlich zu kurz gekommen: Die Fußgänger. Seit einem Jahr gibt es deshalb im Bezirk Mitte eine „Fußverkehrsbeauftragte“, die das ändern soll. Eines der größten Probleme: Der knappe Verkehrsraum.

Für Fußgänger in Hamburg gehört es praktisch zum Alltag, wahlweise Autos, Fahrrädern oder auch E-Scootern auszuweichen. Die Gefahr von Kollisionen und Unfällen ist permanent: egal ob an Zebrastreifen oder auf Radwegen, die vor Ampeln plötzlich den Bürgersteig kreuzen und wo sich Fußgänger und Radfahrer minimalen Raum teilen müssen. Und dann biegt auch noch auf einmal ein E-Roller um die Ecke – oder sie liegen als Stolperfalle im Weg herum.

Hamburg: So ist die Situation für Fußgänger in der Stadt

Im Oktober 2020 schuf Falko Droßmann (SPD) als Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte deshalb die neue Stelle der Fußgängerbeauftragten, die den Fußgängern endlich eine Lobby schaffen sollte. Nach Claudia Kruse hat jetzt die 25-jährige Magdalena Zivkovic diesen Posten inne. Sie ist studierte Geographin und war bereits in der Vergangenheit in den Bereichen Verkehrsplanung tätig.

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Zivkovic sieht das größte Problem unter anderem in eingeschränkten Sichtfeldern, verursacht von zum Beispiel parkenden Autos. Will ein Fußgänger eine Straße überqueren, kann er nicht nur schlechter die Straße überblicken, sondern wird auch gleichzeitig von den Autos und Radfahrern schlechter gesehen. Aber auch die Gehwegbreite sei Thema – viel zu oft müssen sich Fußgänger den sowieso schmalen Gehweg noch mit Radfahrern teilen.

Hamburg: Rad- und Fußverkehr kommen sich oft in die Quere

„Zudem kommt es oftmals durch auf dem Gehweg fahrende Radfahrende zu Konflikten, weil jene sich wiederum auf der Fahrbahn unsicher fühlen“, sagt sie der MOPO. Sie könne keine bestimmten Orte nennen, diese Probleme gebe es im gesamten Stadtgebiet.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, Kay Gätgens (v.l.n.r.) eröffneten die neue Fahrradstraße „Alsterufer“. Annalena Barnickel
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, Kay Gätgens (v.l.n.r.) eröffneten die neue Fahrradstraße „Alsterufer“.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne, l.) und Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, Kay Gätgens eröffneten die neue Fahrradstraße „Alsterufer“.

Ein Lösungsvorbild kann hier die westliche Alsterseite sein, auf der vor ein paar Wochen offiziell die neue Fahrradstraße „Alsterufer“ eröffnet wurde. Während die Räder jetzt komplett auf der Straße fahren, haben Fußgänger hier endlich genug Platz, auch wenn zum Beispiel ein Kinderwagen im Spiel ist. Aber auch Mittelinseln, die den Fußgängern die Überquerung erleichtern, können laut Zivkovic viel verändern.

Das ist das neue Fußverkehrskonzept für St. Georg

Eines der großen Projekte der Fußgängerbeauftragten sei die Erarbeitung eines Fußverkehrskonzeptes für St. Georg, das im vergangenen Jahr gestartet wurde. Zum Vergleich: 35.935 Fußgängern stehen in St. Georg gerade einmal 3088 Kfz Fahrzeugen gegenüber. Zwischen den Jahren 2017 bis 2019 gab es wiederum 142 Unfälle mit Fußgängerbeteiligung.

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Daran soll sich was ändern: Kreuzungen sollen sicherer werden, Bushaltestellen barrierefrei, der Radverkehr soll woanders langgeführt werden und die Gehwegbreiten angepasst werden. Als kurzfristige Maßnahmen wurden beispielsweise mobile Hindernisse wie Blumenkübel in der Rostocker Straße entfernt, oder Fahrradbügel installiert. Langfristig spielt vor allem die Umgestaltung des Hauptbahnhofs eine Rolle.

Fußgängerbeauftragte mahnt auf gegenseitige Rücksicht

„Der Verkehrsraum wird immer enger, während Mobilitätsangebote erweitert und Nutzungsanforderungen spezifischer werden“, antwortet Zivkovic auf die Frage nach der größten Herausforderung. Der Verkehrsraum müsse allen Verkehrsteilnehmern gerecht werden.

Aber es gelte eben auch: „Jeder kann einen Beitrag zur Verbesserung des Miteinanders im Straßenverkehr durch gegenseitige Rücksichtnahme und Einhaltung der Straßenverkehrsregeln leisten.“ Hupen und lautstarke Äußerungen seien nicht zielführend und „Rot ist Rot“ – egal ob man im Auto, auf dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sei. Übrigens: Probleme zu Straßen und Wegen können alle Hamburger über den städtischen Online-Dienst Melde-Michel eintragen.

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