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TUI-Kreuzfahrtschiff
  • TUI Cruises sieht sich mit einer Klage konfrontiert (Foto: Die „Mein Schiff 5“ im Jahr 2022 in Sri Lanka)
  • Foto: picture alliance / Xinhua News Agency

Kreuzfahrt klimaneutral: „Dreiste Täuschung“ oder „konkretes Nachhaltigkeitsziel“?

Schön an Deck eines schicken Kreuzfahrtdampfers sitzen, einen Cocktail schlürfen und sich auf den nächsten Landausflug freuen – so sieht für viele Menschen der perfekte Urlaubstraum aus. Die Branche boomt, aber noch sorgloser wäre man als Passagier freilich, wenn das Herumschippern nicht dermaßen umweltschädlich wäre. Der Hamburger Kreuzfahrtriese TUI Cruises („Mein Schiff“) verspricht seinen klimabewussten Kunden bis 2050 einen „dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb“ – und hat sich damit eine Klage der Deutschen Umwelthilfe eingehandelt. Der Verein wirft dem Unternehmen Täuschungsmanöver vor und will die Klima-Versprechen nun gerichtlich überprüfen lassen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat am Landgericht Hamburg Klage gegen TUI Cruises GmbH wegen unzureichend begründeter Klimaversprechen eingereicht (Az LG Hamburg: 315 O 9/24). So basiere der versprochene „dekarbonisierte Kreuzfahrtbetrieb bis 2050“ etwa auf neuen Treibstoffen („E-Fuels“), obwohl völlig unklar ist, ob es jemals genügend E-Fuels, Methasgas oder andere Alternativen in den benötigten Massen geben wird. Derzeit sind die synthetischen Treibstoffe nur in kleinen Mengen verfügbar und gelten als sehr teuer und ineffizient.

Vorwurf: Klimaschutz wird in die Zukunft geschoben

TUI Cruises, so der Vorwurf der Umwelthilfe, wolle sich einen grünen Anstrich abgeben, in Wahrheit aber werde das Thema Klimaschutz in die ferne Zukunft geschoben und die Kunden von heute würden mit nebulösen Versprechungen von irgendwann einmal klimaneutralen Kreuzfahrten eingewickelt: „Das Unternehmen erläutert nicht ausreichend, woher die für die Schifffahrt benötigten Mengen alternativer Kraftstoffe kommen sollen“, heißt es in einer Mitteilung der Umwelthilfe. Selbst wenn alle geplanten E-Fuel-Anlagen in den kommenden Jahrzehnten tatsächlich gebaut würden, könnten mit der weltweit produzierten Menge nicht einmal zwei Prozent des heutigen fossilen Kraftstoffverbrauchs der Schifffahrt ersetzt werden.

Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe picture alliance / epd-bild | Christian Ditsch
Weißhaariger Mann vor Schild: „Deutsche Umwelthilfe“
Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: „TUI geht von Annahmen aus, die realitätsfern sind und wäscht die Klimaschädlichkeit seines Geschäfts grün. Da der Konzern nicht bereit ist, seine Aussagen über in ferner Zukunft angeblich ‚klimaneutrale‘ Kreuzfahrten zu stoppen, werden wir diese dreiste Täuschung von Verbraucherinnen und Verbrauchern gerichtlich beenden.“

TUI Cruises weist die Vorwürfe zurück

Das will TUI Cruises nicht auf sich sitzen lassen: „Die von der DUH fälschlicherweise als ’nebulös‘ bezeichneten Nachhaltigkeitsziele von TUI Cruises fußen sehr konkret auf einem intensiven Überprüfungsprozess“, so Lars Nielssen, Pressesprecher von TUI Cruises zur MOPO. Nachhhaltigkeit sei unternehmerische Verantwortung und keine Werbekampagne: „Wir werden unsere Klimaschutzstrategie, unsere Ziele und Maßnahmen konsequent verfolgen, die Klage der DUH wird daran nichts ändern“, so der Sprecher.

So starten die meisten „Mein Schiff“-Kreuzfahrten von deutschen Häfen aus, die Passagiere müssten also nicht mit dem Flugzeug anreisen. Außerdem hätten fünf der sechs TUI-Schiffe Landstrom und bezögen, wo immer möglich, ihren Strom an Hafentagen aus der Steckdose. Außerdem habe das Unternehmen das Gütesiegel der Science Based Targets Initiative (SBTi), mit dem Klimaschutzbemühungen von börsennotierten Unternehmen unabhängig geprüft werden.

Der Hamburger Kreuzfahrtriese ist nicht das erste Unternehmen, das wegen seiner Klima-Werbung Ärger mit der Deutschen Umwelthilfe hat. Der Verein hat auch gegen Unternehmen wie Danone, die Supermarktkette Netto und die Lufthansatochter Eurowings juristische Schritte eingeleitet, weil die mit angeblicher Klimaneutralität ihrer Produkte geworben haben. Die Drogeriekette dm etwa darf ihre Eigenprodukte wie Duschgel oder Spülmittel nicht mehr als „klimaneutral“ anpreisen. Darauf einigte sich das Unternehmen im Mai 2023 mit der Umwelthilfe vor dem Landgericht Karlsruhe.

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Agnes Sauter, Leiterin ökologische Marktüberwachung bei der DUH: „Solche Werbeaussagen müssen glaubwürdig begründet und für Verbraucherinnen und Verbraucher nachvollziehbar dargestellt werden. Alles andere ist nach unserer Auffassung massives Greenwashing und muss umgehend unterbunden werden.“

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