Fahrräder statt Autos: Neuer XXL-Radweg in Hamburg
Bahn frei für das Fahrrad! Bis Ende Oktober sollen die Arbeiten an der Esplanade sowie an Teilen des Stephansplatzes noch andauern. Fertiggestellt ist inzwischen aber schon die zweite „Protected Bikelane“ Hamburgs, die vom Dammtor in die Innenstadt führt. Die MOPO hat sich vor Ort ein Bild von der neuen Verkehrssituation gemacht.
Wo früher ein schmaler Radweg neben den drei Autospuren entlang führte, bietet die neue „Protected Bikelane“ mit 2,25 bis 2,50 Metern mehr als genug Platz für die Fahrradfahrer. „Protected“ (englisch für „geschützt“) deshalb, weil der Radverkehr noch einmal zusätzlich durch Betonsteine von den Autos getrennt ist. Dafür wurden aus drei Autospuren zwei gemacht.
Dammtor: Neuer XXL-Radweg mit über zwei Meter Breite
„Ich finde das wirklich großartig, wie man jetzt hier mit dem Rad fahren kann“, sagt Astrid Gerdts aus Rotherbaum. „Vor allem, dass man vor den Autos geschützt ist und keine Angst vor Überholmanövern haben muss.“ Für die 53-jährige Designerin ist es aber gleichzeitig auch wichtig, dass der Fluss der Autofahrer nicht zu sehr eingeschränkt wird.
„Die Zukunft der Stadt muss einen Kompromiss zwischen den Verkehrsteilnehmern finden, dass wirklich alle auch zufrieden sind“, sagt sie. Sie selbst fährt längere Strecken in der Stadt mit dem Auto, alles in nächster Nähe erledigt sie aber mit ihrem Rad.
Die 23-jährige Chiara Marie Hilberling sieht das ein wenig anders. „Ich finde, die Autos könnten alle aus der inneren Stadt verschwinden.“ Auf der neuen „Protected Bikelane“ am Dammtor fühlt sie sich jetzt viel sicherer als vorher.
„Es ist so ein großer Unterschied“, sagt die Studentin aus Eimsbüttel. „Das könnte meiner Meinung nach auch überall in der Stadt errichtet werden. Besonders in Eimsbüttel gibt es viele Stellen, die gefährlich für Radfahrende sind.“
Dammtor: Autos stauen sich in Richtung Innenstadt
In der Vergangenheit wurde der schmale Radweg sehr oft von Fußgängern und Geisterradlern regelwidrig benutzt. Um derartige Konflikte in Zukunft zu vermeiden, wurde ein zusätzlich breiterer Gehweg angelegt. Aber auch dieser scheint zum Regelbrechen einzuladen: Vor Ort rasen innerhalb einer halben Stunde drei Geisterradfahrer in Richtung Alterglacis knapp an den Fußgängern vorbei.
Währenddessen stauen sich die Autos, die auf den verbliebenen zwei Spuren vom Dammtordamm in Richtung Innenstadt unterwegs sind. Laut Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) ist das aber nicht die Schuld der neuen „Protected Bikelane“. „Das liegt an den derzeit noch laufenden Baumaßnahmen an der Esplanade und dem Stephansplatz“, sagt Sprecherin Edda Teneyken der MOPO. Unter anderem wird dort die Deckschicht der Fahrbahn saniert.
Dammtor: Arbeiten sollen noch bis Ende Oktober dauern
Fahrradfahrer Martin Görge (54) aus Eidelstedt berichtet, dass er vor einigen Tagen an der Alster das erste Mal in einem Fahrradstau gestanden habe. „Einer hat angehalten und dann hat sich das auf gut 200 Meter zurückgestaut. Südlich der Alster ist der Fahrradweg inzwischen viel zu klein für die vielen Radler“, sagt der Geschäftsführer.
„Es ist super, dass das Fahrradvolumen in der Stadt so zugenommen hat, aber dafür braucht es entsprechende Wege“, sagt Görge. Der neue Radweg am Dammtor sei da ein sehr positives Beispiel.
Ende Oktober sollen die Umbauten der Esplanade, des Dammtordamms sowie von Teilen des Stephansplatzes abgeschlossen sein. Die Esplanade erhält in beide Richtung „Protected Bikelanes“. Die Baukosten betragen insgesamt rund 4,5 Millionen Euro.