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Stetoskop auf einem Schreibtisch
  • 800 Hamburger Praxen bleiben sm Montag aus Protest geschlossen (Symbolbild)
  • Foto: dpa | Christian Charisius

Protest gegen Lauterbach: 800 Hamburger Praxen bleiben am Brückentag geschlossen

Rund 800 Hamburger Arzt- und Psychotherapeutenpraxen bleiben am Montag, den 2. Oktober, geschlossen – aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Viele Praxen stünden finanziell mit dem Rücken zur Wand, klagt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hamburg. Die Krankenkassen hingegen verweisen auf die jüngst verabschiedete Honorarerhöhung für Ärzte und Psychotherapeuten.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Ärzte Anfang Oktober bundesweit für mehr Geld gestreikt, nun werden die Patienten am 2. Oktober erneut vor verschlossenen Türen stehen. Weil ein richtiger „Streik“ verboten ist, hat die KV eine „Online-Fortbildung“ für die Praxisteams organisiert, mit dem Titel „Der Notfall in der Praxis – die Praxis als Notfall?“

Ärztelobby: „Frust ist riesig“

Dr. Andreas Bollkämper, Vorsitzender des Protest-Komitees der KV Hamburg: „Der Frust in den Praxen ist riesig. Anstatt die ambulante Versorgung zu stärken, reagiert die Bundespolitik auf die Nöte der Praxen nur mit Hohn und Spott.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) tue alles, um die Praxen ausbluten zu lassen. „Mittlerweile wird in Hamburg die Versorgung jedes vierten Patienten überhaupt nicht mehr vergütet – hinzu kommen steigende Inflation, steigende Energiepreise und steigende Personalkosten. Viele Praxen stehen wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand.“

John Afful, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg dpa/Georg Wendt
John Afful, Vorstandsvorsitzender der KV Hamburg,
John Afful, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg

John Afful, Vorstandsvorsitzender der KV Hamburg, ergänzt: „Ohne eine tragfähige Finanzierung kommt es zu weiteren Praxisschließungen und längeren Wartezeiten für Patientinnen und Patienten. Es kann nicht sein, dass ein immer größerer Teil der Versorgung von den Praxen selbst bezahlt werden muss.“

Krankenkassen: „Ärzte verdienen sehr gut“

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen GKV kontert die Klagen der Ärztelobby mit Verweis auf die jüngst beschlossene Honorarerhöhung von 3,85 Prozent ab dem kommenden Jahr: „Die wirtschaftliche Situation der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland war auch im Jahr 2021 sehr gut“, so der GKV-Spitzenverband mit Verweis auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts. Demnach hätten Praxisinhaberinnen und -inhaber 2021 im Durchschnitt jeweils einen Reinertrag von 237.000 Euro erwirtschaften können, monatlich somit 19.700 Euro. Der Reinertrag umfasst die Einnahmen abzüglich der Praxis- und Personalkosten. Gegenüber 2019 entspreche dies einem Anstieg von fünf Prozent pro Jahr. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass steigende Tarifgehälter der Angestellten ab 2024 schneller in den Arzthonoraren abgebildet werden sollen.

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Am 2. Oktober wird der Notdienst unter der Telefonnummer 116117 in Hamburg verstärkt. Außerdem stehen die Notdienstpraxen der KV Hamburg sowie die kinderärztlichen Notdienste mit erweiterten Öffnungszeiten zur Verfügung.

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