• „Mokt wi“– wenn es in dieser Stadt irgendjemanden gibt, der mit diesem ur-hamburgischen Begriff („Machen wir“) gut getroffen ist, dann ist es Johannes Kahrs. Ob Kulturprojekte, verfallene Denkmäler oder sogar Wahrzeichen wie den Fernsehturm oder die Viermastbark „Peking“: Der am Dienstag zurückgetretene SPD-Bundestagsabgeordnete hat als einflussreiches Mitglied im Berliner Haushaltsausschuss hunderte Millionen Euro Förderungen von der Spree an die Alster geschaufelt. Er war in dieser Stadt der Mann zu dem man ging, wenn man etwas erreichen ...

Portrait von Johannes Kahrs: Der „Mokt wi“-Mann holte Millionen nach Hamburg

„Mokt wi“– wenn es in dieser Stadt irgendjemanden gibt, der mit diesem ur-hamburgischen Begriff („Machen wir“) gut getroffen ist, dann ist es Johannes Kahrs. Ob Kulturprojekte, verfallene Denkmäler oder sogar Wahrzeichen wie den Fernsehturm oder die Viermastbark „Peking“: Der am Dienstag zurückgetretene SPD-Bundestagsabgeordnete hat als einflussreiches Mitglied im Berliner Haushaltsausschuss hunderte Millionen Euro Förderungen von der Spree an die Alster geschaufelt. Er war in dieser Stadt der Mann zu dem man ging, wenn man etwas erreichen wollte.

Hotel Reichshof an der Kirchenallee in St. Georg. Locker, lässig sitzt Johannes Kahrs in der Lounge, schlürft Kaffee und empfängt Menschen im Stundentakt. Oft sind es Hamburger, die an der Ignoranz von Beamten gescheitert sind, denen Kulturprojekte am Herzen liegen, die aber im Genehmigungs-Dschungel von Ämtern gestrauchelt sind. Ihre letzte Hoffnung: Johannes Kahrs. Es gibt Fälle, in denen Leute jahrelang um Projekte gerungen haben und kurz vor dem Aufgeben waren. Kahrs hat es dann mit einigen Anrufen bei den Entscheidungsträgern in ein paar Wochen geschafft …

Wie das? Der Mann ist Oberst der Reserve, schwul, Sozi, konservativ, Burschenschaftler und vor allem ein Hamburger aus Überzeugung. Dabei ist Kahrs Bremer! Geboren am 15. September 1963 als Sohn eines Bremer Justizsenators und einer Bremer Bildungssenatorin, war ihm der Weg in die Politik in die Wiege gelegt. 1982 trat er in die SPD ein und machte hier über die Ochsentour Partei-Karriere. Als Vorsitzender des konservativen Seeheimer Kreises der SPD war der Jurist schließlich einer der einflussreichsten Sozis überhaupt. Das wird man nicht nur durch nett sein. Kahrs, privat sehr umgänglich, ja charmant, konnte sich durchsetzen wie ein Bulldozer – auch in den eigenen Reihen. 

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Den linken Sozialdemokraten diente er als Feindbild. Keinen Konflikt ausweichend, tat er auch alles, damit diese ihn von Herzen hassten. Von einem „System Kahrs“ wurde gesprochen. Wenn es es um Posten, Pöstchen, aber eben auch um die Durchsetzung von Projekten ging, half dieses Netzwerk. 

Dabei ging es Kahrs nie um sichtbare Macht. Der SPD-Kreisvorsitzende von Hamburg-Mitte  strebte nie nach Senatoren- oder gar Ministerposten in Berlin. Kahrs hatte Vergnügen daran, im Hinterzimmer – oder eben in der Lounge eines Hotels – die Strippen zu ziehen und etwas möglich machen, von dem er überzeugt war. 

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So ein Gespräch begann dann mit einem trockenen „Moin“ und endete mit „Mokt wi“. Dass der Träger des Großoffizierskreuzes des Malteserordens jedes Jahr hunderte Hausbesuche in  seinem Wahlkreis Mitte absolvierte, dass er eben nicht nur „Bundeskohle“ für Prestigeprojekte wie das Hafenmuseum, sondern auch für Obdachloseneinrichtungen oder Sportplätze in Billstedt holte, zeigt wie er tickt. „Machen“, nicht reden, das ist sein Motto. Ganz nebenbei holte er vergangenes Jahr in Berlin auch noch 100 Millionen Euro für Burgen und Schlösser in Thüringen raus. 

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Doch vor allem wollte Kahrs etwas erreichen für seine Heimatstadt. Die Hamburger Sozis und die SPD-Bundestagsfraktion werden es verdammt schwer haben, diesen Mann zu ersetzen.  Künftig muss sich der Senat einmal selbst in dieser schwierigen Zeit um die dringend benötigten Gelder für Museen, Theater und andere Kultureinrichtungen kümmern …

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