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Das entführte Mädchen (4) neben seinem Vater, der sich der Polizei ergeben hat und auf dem Rollfeld liegt.
  • Das entführte Mädchen (4) neben seinem Vater, der sich der Polizei ergeben hat und auf dem Rollfeld liegt.
  • Foto: dpa

Trauma-Expertin: Das hilft dem entführten Mädchen jetzt

Die 18-stündige Geiselnahme auf dem Hamburger Flughafen ist am Sonntagnachmittag ohne Blutvergießen zuende gegangen. Doch für das entführte vierjährige Mädchen, das von seinem bewaffneten Vater in einem Auto auf dem Rollfeld festgehalten wurde, ist der Alptraum vermutlich noch lange nicht vorbei. Die Trauma-Expertin Sibylle Winter erklärt, was das Mädchen nun am dringendsten braucht, um die schrecklichen Erlebnisse hinter sich zu lassen.

„Entscheidend ist, dass Unterstützung erfolgt, damit das Erlebnis ohne psychische Folgeschäden verarbeitet werden kann“, sagte die stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes und Jugendalters an der Berliner Charité. Es sei aber auch wichtig, das Kind gut zu beobachten, um mögliche psychische Folgestörungen schnell zu erkennen und zu behandeln.

Die Unterstützung und das Auffangen müsse zunächst nicht unbedingt durch professionelle Therapeuten erfolgen: Es könne auch die Mutter oder eine andere enge Bezugsperson sein, die sich intensiv um das Mädchen kümmere und ihr noch mehr Zuwendung gebe als sonst, sagte Winter.

Geiselnahme in Hamburg: Das braucht das entführte Mädchen jetzt

Nicht jedes Kind entwickle nach einem schwerwiegenden traumatischen Ereignis eine psychische Folgestörung. „Etwa 15 Prozent der Kinder sind betroffen“, sagte Winter. Bei einem vierjährigen Kind könne sich zum Beispiel eine Trennungsangststörung entwickeln. Es bräuchte dann eine psychotherapeutische Behandlung, so Winter.

Besonders belastend wäre die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung. „Wenn das Kind die Situation wochenlang immer wieder nachspielt und da nicht mehr herauskommt, würde ich professionelle Hilfe bei einer Traumaambulanz suchen“, so die Leiterin der Kinderschutz- und Traumaambulanz an der Charité.

Traumatisches Erlebnis: Etwa 15 Prozent der Kinder entwickeln psychische Störung

„Oft reichen schon wenige Behandlungsstunden, damit das Erlebnis ein Stück weit verarbeitet und abgespeichert wird“, so die Psychiaterin und Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung hätten Betroffene das Erlebte nicht abgespeichert und ständig das Gefühl, noch in der Situation zu sein.

„Schön wäre es auch, dass man noch einmal mit dem Kind über das Erlebte spricht, es noch einmal aufgreift, in Worte fasst“, so Winter. Dies könne auch die Mutter oder eine andere enge Bezugsperson tun, wenn sie sich dazu in der Lage fühle.

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„Es ist auch wichtig, dass das Kind wieder einen normalen Alltag und eine Routine bekommt. Das vermittelt Sicherheit und Stabilität“, so Winter. Auch ein möglichst baldiger Kitabesuch sei wichtig. Dort müsse das Kind aber möglichst normal behandelt werden, damit es gut integriert ist und keine Sonderrolle einnimmt. Es gebe auch Kita-Berater, die in die Einrichtungen kommen und das Personal für solche Fälle schulen. (dpa/mp)

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