Verdächtiger nach Biomarkt-Raub freigelassen: „Haben Vertrauen in Justiz verloren“
Die Beweis- und Indizienlast scheint eindeutig: Der Mann, den die Polizei festnahm, hatte eine Waffe dabei, zu der ein am Tatort gefundenes Magazin passt. Er hatte außerdem eine Maske übers Gesicht gestülpt, die der Täter bei den Überfällen auf die „Tjadens“-Bio-Märkte trug. Und doch wurde der 43-Jährige freigelassen, weil laut Staatsanwaltschaft kein dringender Tatverdacht besteht. Er sei nicht auf frischer Tat gefasst worden, heißt es. Die Führung des Bio-Markts ist bestürzt: „Wir haben das Vertrauen in die Justiz verloren.“
Zehn Jahre vor der ersten Tat im August vergangenen Jahres hatte die Bio-Markt-Kette ihren letzten Überfall zu beklagen. Dass der Raub im August der Beginn einer Serie werden würde, damit habe damals noch niemand mit gerechnet, sagt Vize-Chef Marvin Tjaden der MOPO.
Die Beweis- und Indizienlast scheint eindeutig: Der Mann, den die Polizei festnahm, hatte eine Waffe dabei, zu der ein am Tatort gefundenes Magazin passt. Er hatte außerdem eine Maske übers Gesicht gestülpt, die der Täter bei den Überfällen auf die „Tjadens“-Bio-Märkte trug. Und doch wurde der 43-Jährige freigelassen, weil laut Staatsanwaltschaft kein dringender Tatverdacht besteht. Er sei nicht auf frischer Tat gefasst worden, heißt es. Die Führung des Bio-Markts ist bestürzt: „Wir haben das Vertrauen in die Justiz verloren.“
Zehn Jahre vor der ersten Tat im August vergangenen Jahres hatte die Bio-Markt-Kette ihren letzten Überfall zu beklagen. Dass der Raub im August der Beginn einer Serie werden würde, damit habe damals noch niemand mit gerechnet, sagt Vize-Chef Marvin Tjaden der MOPO.
Hamburg: „Tjadens“ kritisiert Freilassung des Verdächtigen
Spätestens nach dem Filialwechsel – nach fünf Überfällen auf den „Tjadens“ an der Fruchtallee in Eimsbüttel zog der Täter ins nur wenige Kilometer entfernte Eppendorf an die Martinistraße – hätten sich die Markt-Verantwortlichen gefragt, ob es eine persönliche Verbindung zum Täter gebe. Tjaden: „Zwischen unseren beiden Läden gibt es eine Vielzahl an Märkten. Der Täter hätte überall zuschlagen können.“
Doch weder der Bio-Markt noch die Polizei konnten einen Verdacht gegen einen Ex-Mitarbeiter konkretisieren. „Wir konnten auch das Bewegungsmuster auf unseren Kameras niemandem zuordnen“, so Tjaden. Der Täter, so hieß es, war bei seinen Überfällen mit einem leichten Hinkegang aufgefallen. „Keiner kam dafür in Frage.“
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Die Polizei erhöhte ihr Aufkommen in den Stadtteilen, fuhr vermehrt Streife, die Kripo ermittelte zeitgleich. Der Bio-Markt stellte einen Sicherheitsdienst ein, bot ihren Mitarbeitern psychologische Hilfe an, weil jeder Raub an den Nerven zerrte. Man hätte sich im Nachhinein mehr Informationen von der Polizei gewünscht, sagt Tjaden: „Wir waren sehr kooperativ. Es wäre schön gewesen, öfters über Maßnahmen unterrichtet zu werden.“
Die Polizei hingegen arbeitete dienststellenübergreifend mit „Hochdruck“, wie Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) versichert. Auch verdeckt wurde ermittelt. In der vergangenen Woche stellten Spezialkräfte einen 43-Jährigen vor dem „Tjadens“ an der Martinistraße. Er trug eben jene spezielle Maske, hatte eine Schreckschusspistole dabei, zu der ein Magazin passt, das Ermittler zuvor an einem der Tatorte fanden. „Das Magazin wird nun kriminaltechnisch untersucht“, so Sandra Levgrün, Polizeisprecherin.
„Die Freude über die Nachricht der Festnahme war riesig“, erzählt Tjaden. „Wir waren alle sehr erleichtert.“ An dem selben Abend las er dann über die Freilassung des Tatverdächtigen in der Presse. „Das war ein absoluter Schock, kaum in Worte zu fassen.“ Die Nachricht hätte wieder für große Verunsicherung innerhalb der Belegschaft gesorgt.
„Tjadens“-Vize-Chef: „Haben Vertrauen in Justiz verloren“
Durch die Erklärung, dass kein dringender Tatverdacht vorliege und daher kein Haftbefehl erlassen worden sei, man nun erst DNA-Spuren auswerten wolle, hätte die Bio-Markt-Kette das Vertrauen in die Justiz verloren. „Dass man eine absolut tatverdächtige Person mit überaus dreistem Vorgehen nicht längerfristig in Gewahrsam nehmen kann, ist nicht zu verstehen.“
Auch der BDK und die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisierten das Vorgehen der Justiz, beklagten Engpässe bei der Bearbeitung von Fällen und Anträgen. Die Justiz sprach hingegen von einer „Sachentscheidung“ – Anna Gallina (Grüne, Justizsenatorin) bezeichnete die Vorwürfe der Gewerkschaften öffentlich als „Luftnummer“. Die Justiz treffe Entscheidungen „unabhängig auf Grundlage von Gesetzen“, schrieb sie auf Twitter. Reinecke: „Die Aussage zeigt nur, dass es dort keine Fehlerkultur gibt. Das halte ich für hochproblematisch.“