x
x
x
In Lüneburg hat ein 23-Jährigen seinen 21-jährigen Bekannten mit einem Messer angegriffen. (Symbolbild)
  • Symbolbild.
  • Foto: imago/blickwinkel

Viele Polizei-Einsätze: Hat Hamburg ein Messer-Problem?

Sechsmal ist am vergangenen Wochenende bei Straftaten in Hamburg ein Messer eingesetzt worden – etwa im Stadtpark, in Hausbruch und in Steilshoop. Fünf Menschen wurden bei diesen Attacken verletzt, einige lebensgefährlich. Bisher werden solche Delikte meist als gefährliche Körperverletzung eingestuft, nun regt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ein Umdenken an.

Gezielte Stiche gegen andere Menschen sollten laut GdP als versuchtes Tötungsdelikt gewertet werden. „Bei Messerangriffen ist es oft nur dem Zufall geschuldet, ob das Opfer eine solche Attacke überlebt“, sagt Lars Osburg, GdP-Vize in Hamburg. „Wir haben es offenbar mit zunehmenden Messerattacken in Deutschland zu tun, einen Beleg gibt es mangels bundesweiter Statistiken aber nicht.“ Die GdP fordert daher eine bundeseinheitliche Erfassung solcher Delikte.

Polizeieinsätze: Hat Hamburg ein Messer-Problem?

Genau diese bundeseinheitliche Erfassung sollte es eigentlich schon geben: 2018 war auf der Innenminister-Konferenz (IMK) beschlossen worden, „als Grundlage für eine valide und verbesserte Darstellung der Kriminalitätslage und der daraus resultierenden Handlungserfordernisse, Messer-Angriffe zukünftig bundeseinheitlich statistisch zu erfassen“. Seit 1. Januar 2020 sollten demnach „Messer-Angriffe“ bundesweit in der Polizeilichen Kriminalstatistik als „Phänomen“ erfasst werden.

Das Problem: Die Definitionen der Bundesländer zur Erfassung von Straftaten mit Stichwaffen unterscheiden sich. Einige erfassen das Tatmittel Messer auch, wenn es zwar mitgeführt, aber nicht eingesetzt wurde. Niedersachsen registriert Stichwaffen, wenn das Mitführen für eine mögliche Strafe relevant ist, zum Beispiel bei Ladendiebstahl.

Das könnte Sie auch interessieren: Mordversuch! Mann schneidet Bremsleitungen durch – und wird ertappt

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat das Problem erkannt, teilte auf Nachfrage mit: „Mangels valider Daten im ersten Erfassungsjahr ist für das Berichtsjahr 2020 keine PKS-Auswertung zum Phänomen ‚Messer-Angriff‘ möglich.“ PKS steht für die Polizeiliche Kriminalstatistik, in der einmal im Jahr die von der Polizei erfassten Straftaten zusammengefasst werden. Sie gibt also Auskunft über die Zahl der Tatverdächtigen und Opfer, über die Veränderung von Delikten sowie über Aufklärungsquoten. Fürs nächste Jahr solle laut BKA eine Auswertung der Messer-Angriffe auf Bundesebene erfolgen – dann auch mit auf gleiche Weise erhobenen Zahlen.

Lars Osburg, GdP-Vize in Hamburg. Marius Röer
Lars Osburg, GdP-Vize in Hamburg.
Lars Osburg, GdP-Vize in Hamburg, kritisiert, dass Messerattacken bisher nicht bundesweit einheitlich erfasst werden.

Gewerkschaft der Polizei: „Schockierende Meldungen“

Auch die GdP hält ein „aussagekräftiges Lagebild angesichts der schockierenden Meldungen der vergangenen Wochen für dringend notwendig“, sagt Osburg. Messer seien leicht verfügbar und werden bei Personenkontrollen besonders bei jungen Männern festgestellt. „Hier sind auch die Eltern und Schulen gefordert, mit ihren Kindern über das Thema zu sprechen. Es gibt keinen Grund, Waffen mitzuführen, weder in der Schule noch in der Freizeit!“, so Osburg. Die Augen vor diesem Phänomen zu verschließen, sei keine Option.

Hamburg erfasst Messer-Delikte bereits in der Polizeilichen Kriminalstatistik. Das Ergebnis: Im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 270 Fälle weniger registriert worden. Die Zahlen schwerer Gewaltdelikte haben insgesamt um 18,5 Prozent im Vergleich zu 2020 abgenommen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp