„In Hamburg findet ein Wettrüsten statt, niemand geht unbewaffnet in einen Konflikt“
Eskaliert der Drogenkrieg? Trifft es bald auch Unbeteiligte? Und warum rüsten die Täter überhaupt so auf? Jan Reinecke, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in Hamburg, erklärt im MOPO-Interview, warum die Gewalt in Hamburg so eskaliert, wer die Opfer sind, was die Täter antreibt und warum Politik und Polizei jetzt dringend handeln müssen, wenn es nicht noch mehr Schießereien, Entführungen und Todesfälle geben soll.
Immer wieder wird geschossen. Ist das Zufall – oder steckt der Drogenkrieg dahinter?
In vielen Fällen kann man noch keine konkrete Einschätzung darüber treffen.
Aber so viele Schießereien in kurzer Zeit sind doch extrem ungewöhnlich?
Generell kann man feststellen – und das ist viel besorgniserregender –, dass die Bewaffnung im Rauschgiftmilieu mit Messern, aber auch mit Schusswaffen erheblich zugenommen hat. Messer und illegale Schusswaffen werden nicht mehr in irgendeinem Schrank aufbewahrt oder in einem Erddepot für den Notfall vergraben, sondern immer häufiger dauerhaft und schussbereit in der Jackentasche oder im Hosenbund mitgeführt und dann kurzentschlossen oder gezielt eingesetzt. Da findet ein Wettrüsten statt. Niemand in der Szene will mehr das Risiko eingehen, unbewaffnet in einen Konflikt zu geraten. Die Hemmschwelle zum Schusswaffeneinsatz ist im Milieu – vermutlich auch durch die vielen Taten der letzten zwei, drei Jahre – erheblich gesunken, wenn nicht gar gänzlich verschwunden.
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