Fake-Kontrollen in Hamburger Restaurants: Hausdurchsuchung bei Influencer
Er gab sich als Lebensmittelkontrolleur aus, filmte sich dabei und lud die Videos auf Instagram und TikTok hoch – nun hat der Influencer „Langlebepapa“ Ärger mit der Justiz. Gegen ihn wird wegen Amtsanmaßung ermittelt. Auch seine Wohnung wurde von der Polizei durchsucht. Der Mann, der wegen seines Umgangs mit Restaurant-Betreibern häufig selber kritisiert wurde und wird, hält das Vorgehen der Behörden für „fragwürdig“.
Mit Namen wie „Benjaming Blümchen“, „Alice Weidel“ oder „Dr. Spargel Tarzan“ stellte sich „Langlebepapa“ bei den Restaurants im Bezirk Altona vor, kontrollierte mit Thermometern Lebensmittel auf deren Temperatur, ließ sich dabei Küchen und Lagerräume zeigen.
Erfolg trotz Kritik
In den sozialen Medien folgen ihm mehr als 200.000 Menschen. Dort macht er sich über die Restaurant- und Imbiss-Betreiber lustig, die oftmals nur gebrochen Deutsch sprechen. Im Internet wird er auch dafür kritisiert, einige empfinden seine Art und Weise als diskriminierend und beleidigend. Seinem Erfolg – unter anderem verlangt er in einem Video nach einem Toilettenbesuch in einem Fast-Food-Restaurant eine Quittung – tat das keinen Abbruch.
Am vergangenen Mittwoch nun durchsuchten Polizisten die Wohnung des Influencers bei Hamburg. Dabei sollen mögliche Beweise sichergestellt worden sein, darunter Datenträger. Zuerst hatte die „Bild“ über die Durchsuchung berichtet.
„Fragwürdiges Verhalten“
„Langlebepapa“ bezog danach auf Social Media selber Stellung zu dem Einsatz: Die Beamten hätten seine Wohnung „auf den Kopf gestellt“, alles sei durchwühlt worden. Sein vielleicht für viele – in Anbetracht der Inhalte seiner Videos – nicht ganz nachvollziehbares Fazit: „Mit fremdem Eigentum so umzugehen, finde ich ein sehr fragwürdiges Verhalten.“
Er selber sei nicht in der Wohnung gewesen, als die Polizei da war. Er beteuert, ein „ehrlicher Bürger“ zu sein, der sich nichts zu Schulden gekommen lassen habe. Auch zu der ihm vorgeworfenen Kritik äußerte er sich: Bei seinen Videos handele es sich um Satire. „Ich möchte niemanden beleidigen. Davon distanziere ich mich in aller Form.“
Das könnte Sie auch interessieren: Queerfeindlicher Angriff: „Werde da erstmal nicht mehr allein langlaufen“
Ärger mit der Justiz hat er trotzdem: Die Staatsanwaltschaft bestätigte die Ermittlungen. In mindestens fünf Fällen soll der 32-Jährige sich als Lebensmittelkontrolleur ausgegeben haben. Ihm drohen eine Geld- und Gefängnisstrafe.
Bezirksamtsleiterin: „Das werden wir nicht dulden“
Ende März hatte das Bezirksamt Altona, nachdem die Videos und die Vorfälle bekannt wurden, bereits Strafanzeige gegen den Influencer gestellt. Die damalige Leiterin Stefanie von Berg (Grüne) hatte in einem öffentlichen Statement betont, das Vertrauen der Öffentlichkeit in ein ordnungsgemäßes Handeln der Verwaltung sei ein „hohes Gut“.
Dieses Vertrauen würde nicht nur durch Personen erschüttert, die sich unter Vorspiegelung einer Amtsstellung Kontrollbefugnisse anmaßen. Sondern auch dadurch, dass diese Personen sich in beschämender, herabwürdigender Art und Weise verhielten und dem Ansehen und der Autorität staatlichen Handelns in der Bevölkerung dadurch einen schweren Vertrauensschaden zufügen könnten. „Das werden wir nicht dulden“, sagte sie.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.