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Peter Wüst starb mit 77 Jahren an schwerer Krankheit
  • Peter Wüst beim Interview mit Bankräuber und Geiselnehmer Hans-Jürgen Rösner.
  • Foto: dpa

Trauer um bekannten Hamburger Reporter

Zwei Männer überfallen eine Bank in Gladbeck (Nordrhein-Westfalen), nehmen Geiseln und fliehen – und über Stunden entwickelt sich daraus einer der spektakulärsten Kriminalfälle der deutschen Geschichte. Denn: Die Republik ist live dabei, weil Reporter die Verbrecher interviewen, einer fährt sogar im Auto mit. Es ist Peter Wüst – ein Reporter aus Hamburg. Das im Nachhinein äußerst umstrittene Interview mit Bankräuber Hans-Jürgen Rösner machte ihn berühmt. Nun ist er im Alter von 77 Jahren verstorben. MOPO-Polizei-Reporter Rüdiger Gaertner erinnert sich an den Weggefährten.

Weißes Haar und Vollbart, dazu häufig eine rote Wollmütze als Markenzeichen. Über Jahrzehnte war Peter Wüst als Reporter in Hamburg und im Norden unterwegs. Er fing als Fotoreporter bei der „Bild“ an, war später Nachrichtenchef bei RSH, dann Chefreporter bei RTL und gründete Jahre später eine eigene Nachrichtenagentur im Norden, „rtntvnews“. Wüst beherrschte alle Facetten des Journalismus.

Interview mit bewaffnetem Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner

Sein steter Fokus: Blaulichteinsätze. Sie ließen ihn bis zu seinem Tod nie los. Bis vor Kurzem war er noch selbst mit Fotoapparat und TV-Kamera in Hamburg und im Norden unterwegs. Einmal Polizeireporter, immer Polizeireporter.

Sein wohl bekanntester Einsatz als Journalist war die Geiselnahme von Gladbeck 1988. Zwei Schwerkriminelle überfielen eine Filiale der Deutschen Bank und nahmen zwei Geiseln, mit denen sie quer durch die Bundesrepublik flüchteten.

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Peter Wüst blieb an ihnen dran. Immer wieder hielten die Täter an, sprachen mit Journalisten, kauften ein. Bei einem dieser Stopps nutzte Wüst die Situation, setzte sich neben den bewaffneten Rösner – und interviewte ihn. Ein Foto von diesem Moment machte ihn berühmt: Rösner mit Pistole in der Hand, Wüst mit Diktiergerät. Eine Szene, die im Nachhinein für Diskussionen sorgte und aus heutiger Sicht unvorstellbar ist. Mehrere Menschen starben bei der Geiselnahme. Sowohl die polizeiliche Einsatzstrategie für solche Fälle veränderte der Fall dramatisch. Auch für die Presse entbrannte eine Debatte über Grenzen der Berichterstattung.

Unermüdlicher Einsatz für gute Geschichten

Peter Wüst (r.) und der MOPO-Reporter Rüdiger Gaertner bei einem der vielen gemeinsamen Einsätze. Bundespolizei Hamburg
Im Alter von 77 jahren – Hamburger Reporter-Legende gestorben
Peter Wüst (r.) und der MOPO-Reporter Rüdiger Gaertner bei einem der vielen gemeinsamen Einsätze.

Ich selbst bin ihm in meinen rund 40 Berufsjahren häufig an Einsatzstellen begegnet. Peter war stets ein sehr kollegialer Mensch, genoss höchsten Respekt, ich schätzte ihn sehr. Angst war ihm fremd. Wo immer er an Einsatzstellen im Norden auftauchte, hatte Peter Wüst immer nur eins im Sinn: gute und seriöse Berichterstattung über Polizei- und Feuerwehreinsätze. Zwischen uns entwickelte sich eine Freundschaft.

Am Samstag teilte seine Familie mit, dass er nach kurzer Krankheit in einer Klinik verstorben sei. Auf Facebook reihen sich die Kondolenzschreiben aneinander. Alle trauern um einen geschätzten Kollegen. Ich auch. Mach’s gut, Peter.

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