In dieser Firma in Finkenwerder war der junge Mann angestellt. Sie musste wegen seiner Corona-Erkrankung vorübergehend schließen.
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Ärger in Finkenwerder: Fake-Impfpässe, Corona und eine Firmenschließung

Empörte Nachbarn und Kollegen. Und zuletzt sogar ein Polizeieinsatz. In Finkenwerder soll eine Familie gezielt Maßnahmen gegen das Coronavirus sabotiert haben. Das führte zwischenzeitlich sogar zur Schließung des Ausbildungsbetriebs des Sohnes. Bei einer Durchsuchung wurden jetzt Computer und Handys  beschlagnahmt. 

„Die haben eine völlig kranke Einstellung“, so ein Bekannter der Familie„Wenn sie einfach gegen die Corona-Maßnahmen wären, und deswegen zuhause bleiben würden, dann wäre mir das egal“, sagt er. „Aber die Frechheit zu besitzen, andere mit einzubinden und die potenziell und vorsätzlich zu gefährden – ein Unding.“

Hamburg: Fake-Impfpässe, Corona und eine Firmenschließung

Eskaliert ist die Lage nach einem Urlaub des Sohnes auf Mallorca. Der Vater, so ein Vorwurf, soll dem 20-Jährigen dafür einen gefälschten Impfpass besorgt haben. Schon davor, so berichteten es Mitarbeiter der Firma, habe der Auszubildende Arbeitskollegen auf gefälschte Impfpässe angesprochen und gefragt, woher man diese denn bekäme. Diese rieten ihn, wie die MOPO aus mehreren Quellen erfuhr, aber dringend von so einer Anschaffung und von seinem Vorhaben ab. 

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Nachdem der junge Mann aus dem Urlaub nach Hamburg zurückgekehrt war, soll er trotz Corona-Symptomen zur Arbeit gegangen sein. Er war Lehrling in einer Glaserei in Finkenwerder. Letztlich kam heraus: Er hatte Corona. Die Firma musste daraufhin drei Tage auf Anordnung des zuständigen Gesundheitsamtes schließen, andere Mitarbeiter wurden glücklicherweise nicht angesteckt. Verlust für die Firma: wohl um die 20.000 Euro.

Kollegen, die von der Verweigerungshaltung des 20-Jährigen gegen Corona-Maßnahmen wussten, informierten die Gesundheitsbehörde, nachdem der Azubi mit Krankheitssymptomen zur Arbeit gekommen war. Daraufhin wurde auch der von dem Mann vorgelegte Impfpass überprüft.

Die Polizei war inzwischen beinahe zeitgleich auf seine Spur gekommen. Der 20-Jährige war nach seinem Erscheinen bei der Arbeit mit seinen Corona-Symptomen in einem Krankenhaus behandelt worden. Dabei kamen Zweifel an seinem Impfpass auf. Das Personal rief die Polizei.


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Der 20-Jährige musste die Firma daraufhin verlassen, er einigte sich mit seinem Chef auf einen Auflösungsvertrag. Einige seiner Kollegen zeigten ihn im Anschluss noch an, da er fahrlässig eine Covid-Erkrankung weiterer Menschen in Kauf genommen habe. Entsprechende Verfahren laufen noch. Der Chef der Glaserei äußerte sich auf MOPO-Anfrage nicht näher zu den Geschehnissen. Er dürfe aus rechtlichen Gründen nichts dazu sagen.

Vor einigen Tagen wurde dann, nach wochenlangen Ermittlungen, die Wohnung der Familie am Bodemannweg von Kripo-Ermittlern durchsucht. Dabei seien auch Beweismittel sichergestellt worden, wie eine Polizeisprecherin der MOPO bestätigte, darunter Handys und andere Datenträger. 

Gefälschte Impfpässe: Polizei Hamburg ermittelt gegen Familie

„Es wird ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse geführt“, so die Sprecherin. Dieses richte sich gegen den Vater (56), die Mutter (49) und den Sohn. Unklar ist, ob der Vater die gefälschten Pässe, in dessen Besitz er und seine Familie gewesen sein soll, selbst angefertigt oder diese von Dritten bekommen hat. Gefälschte Impfpässe wurden bei der Durchsuchung am Donnerstag aber nicht aufgefunden. 

Der Bekannte der Familie behauptet, die Beschuldigten hätten von den Polizei-Ermittlungen gewusst und auch die Zeit gehabt, entsprechende belastende Beweise wegzuschaffen. „Blöd sind sie nicht“, sagt er: „Nur Idioten.“ Zu den Vorwürfen wollte sich die Familie auf Nachfrage nicht näher äußern. Der Vater sagte nur: „Impfgegner bin ich, von gefälschten Pässen weiß ich nichts.“

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