Gewalt-Brennpunkt Jungfernstieg: Wer sind die „315er“ – und was macht die Polizei?
Von muskelbepackten Schlägertypen scheinen die Jungs mit ihren Herren-Handtaschen, den akkurat frisierten Haaren und gepflegten Klamotten weit entfernt. Doch einige der Jugendlichen sind brandgefährlich. Etliche Gewalttaten gehen auf ihr Konto. Seit Anfang des Jahres terrorisiert die Bande „315er“ den Jungfernstieg. Die Polizei greift jetzt durch – mit der neu gegründeten Soko „Alster“. Donnerstagabend begleitete die MOPO die Einheit beim Großeinsatz am Jungfernstieg – nachdem es einen Abend zuvor erneut zu einem blutigen Streit gekommen war.
Mehrere Passanten hatten Mittwochabend die Polizei alarmiert. Ein junger Mann sei von einer Gruppe angegriffen worden und blute stark. Sie hatten eine Waffe gesehen und vermuteten eine Messerstecherei. Als die Beamten eintrafen, waren Täter und Opfer verschwunden. Einen Tag später meldete sich ein 18-Jähriger an der Wache. Polizeibekannt. Im Streit um ein Mädchen war er von einem Bekannten (15), den die Beamten ebenfalls wegen einer Körperverletzung im Visier haben, mit der Faust gegen den Hinterkopf geschlagen worden. Mehrere Jugendliche gingen dazwischen.

Von muskelbepackten Schlägertypen scheinen die Jungs mit ihren Herren-Handtaschen, den akkurat frisierten Haaren und gepflegten Klamotten weit entfernt. Doch einige der Jugendlichen sind brandgefährlich. Etliche Gewalttaten gehen auf ihr Konto. Seit Anfang des Jahres terrorisiert die Bande „315er“ den Jungfernstieg. Die Polizei greift jetzt durch – mit der neu gegründeten Soko „Alster“. Donnerstagabend begleitete die MOPO die Einheit beim Großeinsatz am Jungfernstieg – nachdem es einen Abend zuvor erneut zu einem blutigen Streit gekommen war.
Mehrere Passanten hatten Mittwochabend die Polizei alarmiert. Ein junger Mann sei von einer Gruppe angegriffen worden und blute stark. Sie hatten eine Waffe gesehen und vermuteten eine Messerstecherei. Als die Beamten eintrafen, waren Täter und Opfer verschwunden. Einen Tag später meldete sich ein 18-Jähriger an der Wache. Polizeibekannt. Im Streit um ein Mädchen war er von einem Bekannten (15), den die Beamten ebenfalls wegen einer Körperverletzung im Visier haben, mit der Faust gegen den Hinterkopf geschlagen worden. Mehrere Jugendliche gingen dazwischen.

Doch der 15-Jährige beließ es nicht dabei. Er rief seinen älteren Bruder (17) an, der kurz darauf mit etwa zehn weiteren Jugendlichen auflief und das Opfer sofort angriff. Mindestens zweimal schlug er dem jungen Mann heftig mit der Faust ins Gesicht. Er soll auch ein Messer gezückt, aber wieder eingesteckt haben. Schwer verletzt rannte das Opfer zu „Subway“, griff sich hinter dem Tresen „zum Schutz“ ein Messer und stürzte aus dem Laden. Der Täter und seine Freunde flüchteten, auch das Opfer verschwand. Mittlerweile haben die Beamten der Soko „Alster“ die Brüder aus Bahrenfeld gefasst.
Hamburg: Körperverletzungen, Messerstechereien, Raub am Jungfernstieg
Die Jugendlichen sind Mitglieder einer Bande, die sich selber die „315er“ nennen – benannt nach einer Parkplatzfläche in Jenfeld, auf der sie sich regelmäßig trafen. Seit Anfang des Jahres treiben sich die Jugendlichen am Jungfernstieg und in der Europa-Passage herum. Körperverletzungen, Messerstechereien, Diebstähle und Raube gehen auf ihr Konto. Bei der Bande handelt es sich jedoch nicht um eine Gang, die zusammenhält. Mit Regeln, Hierarchien und festen Mitgliedern. „Das sind wechselnde Zusammensetzungen“, sagt Ulf Wundrack, Leiter der Soko „Alster“. Mal sind es Hundert, mal weniger. Die einen sind befreundet, die anderen verfeindet.
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„Alle Straftaten passieren ausschließlich innerhalb der Gruppierung. Unbeteiligte sind zu keiner Zeit betroffen“, erklärt Ulf Wundrack. Allerdings sind auch bereits Beamte verletzt worden. Wie Ostermontag, als ein 19-Jähriger einem Polizisten bei der Festnahme die Kniescheibe herausgetreten hatte. Damals wurde auch eine Machete sichergestellt, die die Freundin (16) des Täters unter der Jacke hatte.
Freundinnen filmen Prügeleien und feuern Täter am Jungfernstieg an
Die „315er“ sind Jugendliche und junge Erwachsenen – zwischen 14 und 21 Jahren. Viele stammen aus Afghanistan, Pakistan und dem Iran. Manche aus Syrien. Die meisten wohnen in Flüchtlingsunterkünften und städtischen Jugendwohnungen. Frauen und Mädchen spielen für die Beamten keine große Rolle. Allerdings sind die häufig deutschen Freundinnen der Täter diejenigen, die mit dem Handy draufhalten, wenn geprügelt wird. Sie machen Videos und Fotos, feuern die Jungs an und fordern sie auf, weiterzumachen.

Um gezielt gegen die „315er“ vorzugehen und die Ermittlungen zu bündeln, wurde vor zwei Wochen die Soko „Alster“ neu gegründet. Sechs Beamte, die ihre Räume an der Wache Caffamacherreihe (Neustadt) haben. Etwa 30 „Rädelsführer“, die den Ton angeben, haben die Polizisten im Visier. „Die werden wir mit Maßnahmen überziehen und auch versuchen niedrigschwellig Haftbefehle anzuregen“, sagt Soko-Chef Ulf Wundrack. Es geht um Strafverfolgung, aber auch um Prävention. „Wir wollen nicht, dass irgendwann jemand bei einer Auseinandersetzung auf der Straße liegenbleibt.“
Soko „Alster“ jedes Wochenende am Jungfernstieg im Einsatz
Die Soko wird in Zukunft jedes Wochenende am Jungfernstieg unterwegs sein. Fünf Großeinsätze sind in den kommenden Wochen geplant. Donnerstagabend schlugen 35 Beamte entlang der Flaniermeile auf. 45 Personen wurden überprüft und zwölf Platzverweise erteilt. Drei Jugendliche der „315er“, die bereits mehrere Straftaten begangen und ein Aufenthaltsverbot von drei Monaten für den Jungfernstieg und die Umgebung haben, wurden gefasst. Einer von ihnen ein 17-jähriger Schläger, der in Jeans, Sneakers und Karo-Hemd lässig an einem Fahrkartenautomaten lehnte und den Beamten der Soko erklärte: „Ich war nur eben einkaufen bei Penny“. Er muss 50 Euro Bußgeld zahlen.
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Wer immer wieder trotz Aufenthaltsverbots auftaucht, wird in Gewahrsam genommen. An diesem Abend ein 15-jähriger Intensivtäter, der seit Anfang des Jahres drei Körperverletzungen begangen hat und an zwei Raubtaten beteiligt war. Er verbrachte vier Stunden in der Zelle. Als die Beamten die Eltern informierten, dass sie ihren Sohn wieder abholen können, kam die Antwort: „Er kann alleine gehen.“ Dass sich manche Eltern nicht dafür interessieren, was ihre Kinder machen – für die Beamten nichts Neues.