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Hamburgs AfD-Chef Dirk Nockemann
  • Hält an seiner Partei fest: Hamburgs AfD-Chef Dirk Nockemann
  • Foto: dpa

Sind Sie jetzt allein unter Rechtsradikalen, Herr Nockemann?

Die AfD als Sammelbecken Rechtsextremer? Davon will Dirk Nockemann, Landeschef der Hamburger Rechtspopulisten, weiterhin nichts wissen. Gerade erst hat der Bundesvorsitzende Jörg Meuthen seinen Rückzug angekündigt – mit ihm räumt der letzte wirklich ranghohe Funktionär aus dem gemäßigteren Lager der Partei das Feld. Und Nockemann? Will im November trotzdem erneut als Landeschef kandidieren. Zumindest vielleicht.

MOPO: Herr Nockemann, schrecken Sie manchmal hoch und denken: Jetzt bin ich ganz allein mit den ganzen Rechtsradikalen?

Dirk Nockemann: Natürlich nicht. Wir haben einen großen personellen Pool und aus diesem Pool wird es einen geeigneten Nachfolger für Jörg Meuthen geben. Ich wehre mich außerdem einmal mehr gegen den Vorwurf, die gesamte AfD sei rechtsradikal. Es gab in der Tat und zurecht einige Parteiausschlüsse von Politikern mit fragwürdigen Ansichten. Diese wurden von Jörg Meuthen initiiert.

Genau. Und jetzt ist Meuthen weg. Man könnte auch sagen: Rechtsradikale haben in der AfD jetzt gar nichts mehr zu befürchten.

Noch einmal: Wie haben einen großen Personalpool und wir werden einen geeigneten Nachfolger finden.

Hamburg: AfD-Chef Nockemann über den Rücktritt von Jörg Meuthen

Im Sommer versuchte Jörg Meuthen, den nordrhein-westfälischen AfD-Politiker Matthias Helferich aus der Partei zu werfen. Der hatte sich in einem Chat als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet. Meuthen scheiterte. Und mit solchen Leuten sitzen Sie da nun, Herr Nockemann.

Wir waren beide nicht dabei, als Matthias Helferich dieses Zitat geschrieben hat. Er sagt, er hätte sich selbst in einer leicht ironischen Verfremdung als „freundliches Gesicht des Nationalsozialismus“ bezeichnet, nachdem das jemand über ihn gesagt hatte. Das Zitat war aus seiner Sicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Holocaust-Leugnungen, rechtsradikale Entgleisungen: Das ist also alles ironisch gemeint – und viele Rezipienten verstehen schlicht den AfD-Humor nicht?

Noch einmal: Wir können beide nicht sagen, wie es gemeint gewesen ist. Von Gaulands Zitat, die Nazi-Zeit sei nur „ein Vogelschiss in der deutschen Geschichte“, habe ich mich zum Beispiel hinreichend distanziert. Mehrfach.

„Werden auf dem Parteitag eine Richtungsdebatte haben“

Müssen Sie sich nicht eingestehen, dass es nach dem Meuthen-Rückzug für die rechtextremen Kräfte in der AfD noch leichter wird, sich breit zu machen?

Ich weise noch einmal den Vorwurf zurück, dass es eine Menge rechtsextremer Kräfte in der AfD gibt. Wir werden sicher eine Richtungsdebatte haben auf dem nächsten Bundesparteitag. Und dann sehen wir, wo sich die Partei positionieren wird.

Sehen wir dann auch, ob Sie weiter mitmachen?

Ich bin wie gesagt davon überzeugt, dass wir für Jörg Meuthen einen adäquaten Ersatz finden können, der politisch ähnlich tickt.

Das klingt alles so, als fühlten Sie sich weiterhin pudelwohl in der AfD. Haben Sie denn gar keine Bauchschmerzen mit Ihrer Partei?

Bauchschmerzen habe ich, wenn ich etwas Falsches gegessen habe.

Im November hält die Hamburger AfD ihren nächsten Parteitag ab. Treten Sie erneut als Parteichef an?

Ich werde in den kommenden zwei Wochen intensiv darüber nachdenken und mich mit Parteifreunden beraten. Und dann entscheiden.

„Sie benutzen schon wieder diesen Begriff“

Wovon hängt die Entscheidung ab?

Von diversen Punkten.

Von der Frage, ob die rechtsextremen Kräfte nicht doch schon stärker sind als Sie?

Sie benutzen schon wieder diesen Begriff, gegen den ich mich wehre.

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Aber wir sind uns doch einig, dass es durchaus Rechtsradikale und Holocaust-Leugner in diversen Landesverbänden der AfD gibt?

In Hamburg würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sie nicht gibt. Die anderen Landesverbände sollen eben ihre Läden sauber halten. So einfach ist das. Ich jedenfalls werde dafür kämpfen, dass die Hamburger AfD konsequent weiter auf der Linie bleibt, den politischen Gegner mit allen verfassungsrechtlich legitimen Mitteln zu bekämpfen.

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