• Kinder sitzen in der Kita beisammen. Für die Kleinsten sind Abstände oft schwer einzuhalten (Symbolbild).
  • Foto: dpa

Notbetreuung und ein Appell: So geht es jetzt in Hamburgs Kitas und Schulen weiter

Wie geht es für Schulen und Kitas weiter? Das Streitthema der Ministerpräsidentenkonferenz wurde am Mittwoch im Hamburger Senat debattiert. Die MOPO gibt einen Ausblick, was Hamburger Eltern, Pädagogen und Kinder jetzt erwartet.

In den Schulen bleiben die Regelungen, wie sie bereits kurz vor den Weihnachtsferien festgelegt worden sind. An den über 400 Hamburger Schulen ist die Präsenzpflicht aufgehoben. Das heißt, Eltern von Kindern aller Jahrgangsstufen dürfen selbst entscheiden, ob ihr Kind im Fernunterricht oder in der Schule lernen soll.

So geht es an den Hamburger Schulen weiter

„Wir werden nicht laut oder leise darüber nachdenken, die Grundschulen oder die Schüler der Abschlussklassen wieder in den Präsenzunterricht zu holen“, so Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD). Auch eine Schließung der Schulen ist nicht angedacht.

Zu den Abschlussprüfungen: Neu ist, dass Schüler, die in diesem Jahr ihren Realschulabschluss machen, nicht drei schriftliche und drei mündliche Prüfungen absolvieren müssen. Sie dürfen sich entscheiden, ob sie in den drei Kernfächern jeweils eine mündliche oder schriftliche Prüfung ablegen.

Wieder mehr Hamburger Grundschüler im Präsenzunterricht

„Hamburg hat von Anfang an einen vorsichtigen Kurs eingeschlagen“, sagte Rabe. Im Regelfall würden die Kinder und Jugendlichen bereits zu Hause lernen. Fünf Wochen nach Aufhebung der Präsenzpflicht habe sich die Beteiligungsquote an den Schulen deutlich erhöht.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) will nochmals an die Grundschuleltern appellieren.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) will nochmals an die Grundschuleltern appellieren.

Foto:

dpa

An vielen Grundschulen würden mehr als 25 Prozent der Schüler in die Schule kommen. Zu Beginn der Pandemie habe die Quote bei 18 Prozent gelegen. „Wir wollen jetzt gemeinsam mit den Schulleitungen auf die Eltern zugehen, um die Ursprungssituation zu Beginn der Pandemie wiederherzustellen“, so Rabe.

Notbetreuung in den Hamburger Kitas

In den rund 1100 Hamburger Kitas galt zuletzt ein eingeschränkter Regelbetrieb. In den Kernzeiten von 8 bis 15 Uhr haben die Kitas geöffnet und die Eltern dürfen selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder dort betreuen lassen.

Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Erzieherin schreibt Corona-Brandbrief

„Wir müssen darauf hinwirken, dass noch mehr Kinder zu Hause betreut werden“, so Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Deshalb soll ab Montag eine erweiterte Notbetreuung in den Kitas gelten. Es bedeutet, dass die Kitas nur noch Kinder mit dringendem Betreuungsbedarf oder mit Eltern in systemrelevanten Berufen, etwa im Gesundheitswesen, betreuen sollen.

Hamburg: Personelle Engpässe in den Kitas

Weiterhin soll eine Notbetreuung auch aus familiären Gründen, für Eltern in Notlagen oder Alleinerziehende möglich sein. „Alles, was zu einem dringenden Betreuungsbedarf führt, soll anerkannt werden“, so Tschentscher.

Die Auslastung der Kitas im gegenwärtigen eingeschränkten Regelbetrieb liegt im Durchschnitt in ganz Hamburg nur bei knapp der Hälfte. In einigen Kitas ist die Auslastung erheblich geringer, in einigen jedoch auch höher“, sagte ein Sprecher der Hamburger Sozialbehörde am Dienstag. In einzelnen Kitas bestünden deshalb bereits personelle Engpässe. Zudem seien mit zu vielen Kindern in den Kitas die Hygieneanforderungen nicht mehr sicher einzuhalten.

Verdi fordert Impfmöglichkeit für Kita-Erzieher

Kita-Beschäftigte müssen zu den prioritären Impfgruppen gehören und die Möglichkeit bekommen, sich während der Arbeitszeit impfen zu lassen, fordert Hilke Stein, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales bei der Gewerkschaft Verdi Hamburg. Kita-Mitarbeiter sind derzeit erst in der vierten Impfgruppe an der Reihe, gemeinsam mit Lehrern.

Kita-Beschäftigte hätten aber oft viel engeren Kontakt zu den Kindern als Lehrer, so Stein. „Das wäre ein wesentlicher Schritt, um dem Infektionsrisiko entgegenzuwirken und die Einrichtungen für Eltern in systemrelevanten Berufen und für Kinder mit besonderem Bildungsbedarf geöffnet zu halten“, so Stein. Verdi Hamburg fordert außerdem alle Arbeitgeber dazu auf, Beschäftigten die Möglichkeit zur Freistellung zu geben, damit sie ihre Kinder betreuen können.

Corona: Wie ansteckend sind Kinder wirklich?

In der Debatte um die Rolle von Kindern in der Pandemie gibt es noch viele offene Fragen. Die Bundesregierung schrieb am Mittwoch in ihrem Beschluss, es gebe Hinweise darauf, dass die Mutation B1.1.7. aus Großbritannien sich auch stärker unter Kindern und Jugendlichen ausbreite.

Das könnte Sie auch interessieren: Kontakte, Masken, Schulen, Homeoffice: Das gilt jetzt

Nach Angaben der Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde die Infektiosität von Kindern bisher seltener untersucht und könne nicht abschließend bewertet werden. Die Ansteckungsrate und Viruslast sei in Studien bei Kindern ähnlich hoch wie bei Erwachsenen gewesen. Kinder im Kita-Alter sollen allerdings „weniger empfänglich“ für eine Infektion mit Sars-CoV-2 sein als Kinder im Schulalter.

Corona-Kita-Studie: Kitas nur Teil des Pandemie-Geschehens

Für diese These spricht sich auch Diplom-Psychologin Susanne Kuger in einem „Spiegel“-Interview aus. Sie erforscht im Auftrag der Bundesregierung die Rolle der Kitas bei der Verbreitung des Corona-Virus und ist Forscherin der Corona-Kita-Studie – einem gemeinsamen Projekt des Deutschen Jugendinstituts und des Robert-Koch-Instituts. 

Infektionen können zwar in Kitas weitergegeben werden, aber es seien eher nicht die Kinder, die das Virus verbreiteten. Ein Zwischenfazit: Kitas sind nur Teil des Pandemie-Gesamtgeschehens, heißt es im „Spiegel“. (abu)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp