• Franziska Hoppermann ist CDU-Direktkandidatin für den Bezirk Wandsbek und wurde für Platz 2 der Landesliste vorgeschlagen.
  • Foto: Tobias Koch

MOPO-Interview: Hat die Hamburger CDU ein Frauenproblem, Frau Hoppermann?

Die Hamburger CDU und die Frauen – kein einfaches Thema. Bei der vergangenen Bundestagswahl gab es intern Ärger, weil alle aussichtsreichen Plätze an Männer vergeben wurden. Das soll sich diesmal ändern, auch mit ihr: Franziska Hoppermann (38) tritt als Direktkandidatin im Bezirk Wandsbek an und wurde für Platz 2 der Landesliste vorgeschlagen.

Auch der Frauenanteil in der Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion lässt sich an einer Hand abzählen. Gerade einmal drei von 15 Abgeordneten sind weiblich. Weniger weibliche Abgeordnete gibt es anteilig  nur in der AfD. Die MOPO sprach mit Hoppermann über das Thema, ihre Ideen für Berlin und die grüne Kanzlerkandidatin. 

MOPO: Warum gibt es in der Hamburger CDU so wenige Frauen in Führungspositionen?

Franziska Hoppermann: Da sind wir nicht anders aufgestellt als zum Beispiel die Sozialdemokratie. Da können Sie ja mal gucken, wie viele weibliche Kreis- und Fraktionsvorsitzende es in den Bezirken gibt. Bei der Bürgerschaftsfraktion ist es nur deshalb anders, weil es dort mehr Mandate gibt. Es ist eher eine grundsätzliche Herausforderung, wie man Frauen dafür begeistert, Verantwortung zu übernehmen im Spannungsverhältnis zwischen Job, Familienzeit und Politik.

Mit dem Finger auf die SPD zu zeigen macht es aber auch nicht besser.

Darum geht es mir gar nicht, sondern darum zu sagen: Es ist bei uns nicht schlimmer im Vergleich mit anderen. 

Was muss man denn als Frau mitbringen, um sich zwischen den Herren durchzusetzen?

Das unterscheidet sich nicht groß von dem, was männliche Kollegen mitbringen sollten. Man muss wissen, was man möchte und sagen, dass man Verantwortung übernimmt. Man darf nicht darauf warten, dass man gefragt wird, sondern muss auch sagen: „Ich mache das“.

Und dann wird man auch gelassen?

Ich sag‘ mal so: Wenn wir 15 Mandate zu verteilen haben, dann können das nicht 20 Leute machen. Da muss man für sich kämpfen, dann wird man auch berücksichtigt.

Ihr Großvater und ihre Eltern waren oder sind in der CDU. Hätten Sie da überhaupt woanders eintreten dürfen?

Natürlich, mit 15 bin ich in die Junge Union eingetreten und das habe ich mir ganz allein überlegt. Mein Vorteil ist es gewesen, in einem sehr politischen Haushalt groß zu werden – nicht geprägt davon, eine Partei hochzuhalten. Das hat mein Engagement bestärkt, zum Beispiel als Schulsprecherin, Klassensprecherin und in der Kirchengemeinde.

Was wollen Sie in Hamburg verändern, wenn Sie nach Berlin gewählt werden?

Ein großes Projekt ist der Bau der S4 in Wandsbek. Da muss die S-Bahn schnell gebaut werden, die Regionalbahn fährt dort zu selten und unzuverlässig. Außerdem sind in Wandsbek die großen Bundeswehrstandorte, die gesichert werden müssen. Dieses Engagement sehe ich bei der aktuell vertretenden Wahlkreiskandidatin (Aydan Özoğuz von der SPD, Anm. d. Red.) nicht. Ich finde zum Beispiel die Idee des Deutschlandjahrs sehr gut. Mein Bruder ist Soldat bei der Luftwaffe, da kriege ich schon einiges mit. Nach der Aussetzung der Wehrpflicht ist es einfach wichtig, für einen Dienst in der Truppe zu werben.

Sie leiten erst seit einigen Monaten das Zentralamt der Hamburger Justizbehörde. Ihren neuen Job müssen Sie dann erstmal wieder abgeben?

Genau, das ruht dann für die Zeit der Ausübung des Mandats im Bundestag. Der Job ist natürlich ein großer Vertrauensbeweis in mich, weil alle wissen, dass ich mich in meiner Freizeit politisch engagiere. Mir ist es aber wichtig, das politische Engagement vom Beruflichen zu trennen.

Bei der letzten Bürgerschaftswahl in Hamburg lief es für die CDU nicht gut. Was könnte sie sich von der CDU im Bund abgucken?

Ich glaube wir hatten bei der letzten Bürgerschaftswahl eine besondere Situation, weil sich da der Wahlkampf auf einen Zweikampf zugespitzt hat, bei dem die Union nicht Teil war. Wir sind da als Dritter hinten runtergefallen. Das ist auch das, was wir auf Bundesebene jetzt in den Umfragen erleben. Die SPD profitiert ja auch nicht von Dingen, die bei uns oder bei den Grünen gerade passieren.

Im Bund sehen Sie eher ein Rennen zwischen Schwarz und Grün?

Aktuell stellt sich das für mich so dar.

In der CDU gab es viel Wirbel um die Kanzlerkandidatur. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Wir müssen uns mit einem Kandidaten Armin Laschet nicht verstecken. Er ist ein erfolgreicher Ministerpräsident, der gezeigt hat, dass er Wahlen gewinnen kann.

Bei den Grünen gab es auch ein spannendes Rennen. Was halten Sie denn von der grünen Kandidatin?

Ich maße mir kein Urteil über Annalena Baerbock an. Ganz geräuschlos ist die Wahl aber auch nicht abgelaufen. Wenn man Interviews von Herrn Habeck anguckt, da wird schon deutlich, dass ihm diese große Einigkeit doch schwergefallen ist. Ich fand es ehrlicher, dass Herr Söder gesagt hat, er hätte das auch gern gemacht.

Wo trifft man Sie, wenn Sie nicht politisch unterwegs sind?

Man trifft mich in Chören und beim Singen, in der Kirche und in den Walddörfern beim Spazieren.

Welches Musikstück beschreibt ihr persönliches Jahr bisher?

Die Vier Jahreszeiten von Vivaldi – es ist von allem ein bisschen etwas dabei gewesen. Es gibt einen großen stürmischen Teil mit ganz viel Veränderung im Berufsleben. Dann gibt es einen ruhigen Teil, weil viele Familienfeste und Treffen nicht stattfinden können.

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