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Falko Droßmann
  • SPD-Politiker Falko Droßmann
  • Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Hamburger SPD-Politiker: „Schwul sein durfte man als Offizier nicht“

Der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte Falko Droßmann (SPD) hat anlässlich des Pride Month darüber gesprochen, wie schwierig der Alltag als queerer Mensch heute teilweise immer noch ist. Auch seine Bundeswehrzeit, in der er seine sexuelle Orientierung verstecken musste, hat er dabei thematisiert.

„Wenn meine Homosexualität bekannt geworden wäre, hätten sie mich wegen charakterlicher Uneignung entlassen“, sagt Falko Droßmann im SPD-Podcast „Lage der Fraktion“ über seine Zeit bei der Bundeswehr. „Ich musste mich immer wieder selbst verleugnen.“ Erst als viele Jahre später, am 1. Oktober 2017 die Ehe für alle eingeführt wurde, wurde er dafür ein bisschen entschädigt. „Nach meiner Hochzeit – übrigens in Bundeswehr-Uniform – standen 20 Kameraden vor der Kirche mit Säbeln Spalier.“

„Eine ganz hässliche Welle aus Russland zieht übers Land“

In der Bundeswehr habe sich viel verändert, erklärt der 49-Jährige anlässlich des Pride Month Juli. Das liege unter anderem an den hinzugekommenen Frauen: „Dadurch ist bei den Alpha-Männchen ein bisschen die Luft rausgelassen worden.“ Was immer noch ein Problem sei, sei die sogenannte „Wohlverhaltenspflicht“. Also die Erwartung, dass Soldaten sich auch nach Dienstschluss nicht „danebenbenehmen“ – wobei das offensichtlich ganz unterschiedlich interpretiert wird. „Gegen eine Kameradin läuft ein Disziplinarverfahren, weil sie auf Tinder unterwegs war. Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn junge Leute unter solchen Umständen lieber zur Polizei gehen als zur Bundeswehr, wenn sie in den Blaulichtbereich wollen“, so Droßmann.

Falko Droßmann heiratete seinen Mann Denny Krienke im Oktober 2017. Bundeswehr-Kameraden standen Spalier. Georg Wendt/dpa
Droßmann mit Ehemann
Falko Droßmann heiratete seinen Mann Denny Krienke im Oktober 2017. Bundeswehr-Kameraden standen Spalier.

Heute müsse er seine Sexualität nirgends mehr verstecken. Alles gut sei deshalb trotzdem nicht. „Dieses ganze Akzeptanz- und Toleranzgeschwafel ist auch eine Form der Diskriminierung, weil es mich zu einer Besonderheit macht. Ich erlebe das in der Partei, der Gesellschaft und der Fraktion“, sagt der Politiker.

Nach wie vor sei die queere Community mit Anfeindungen konfrontiert – und die werden aktuell gefühlt stärker. „Eine ganz hässliche Welle zieht da gerade übers Land. Übrigens ganz stark auch gesteuert aus Russland, das wissen wir. ,LGBTI = Pädophilie‘ und ,Trans macht Kinder schwul‘ und so“, erklärt Falko Droßmann, der das Bezirksamt Mitte von 2016 bis 2021 leitete, bevor er in den Bundestag zog.

Falko Droßmann: „St. Pauli ist eine Heteronormative“

Auch über das neue Transsexuellengesetz wird in dem Podcast gesprochen – auf die Frage, wie das für seine Offenheit bekannte St. Pauli das betrachte, reagiert Droßmann fast ein bisschen allergisch. „St. Pauli ist eine Heteronormative. Es bezeichnet sich gerne als besonders inklusiv, aber Frau ist da ganz oft Ware“, sagt er. Er liebe den Stadtteil, aber auch hier sei nicht alles rosig.

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Kein gutes Haar lässt Droßmann an der Entwicklung des Christopher Street Days, der seit 1980 in Hamburg gefeiert wird und in den Augen des Politikers immer mehr zur Kommerz- und Werbeveranstaltung wird. „Wenn der CSD nur noch eine Party ist, haben wir ein Problem. Diese großen Trucks sind für Parteien oder kleine Vereine gar nicht mehr finanzierbar. Der CSD wird von großen Konzernen genutzt, um zu beweisen, wie weltoffen man doch ist“, erklärt er. Den Hamburger CSD werde er selbstverständlich trotzdem mitfeiern. (prei)

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